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Allgemein Gastbeiträge Kultur Musik

Hoffentlich hoch ansteckend!

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Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa sieht Baden-Baden im Festival-Fieber

Der „Russische Winter“ hat in Baden-Baden bei frühlingshafter Witterung Abschied genommen, Ballett und Orchester des Mariinsky

Arcadi Volodos
Photo: Marco Borggreve

Theaters haben ihr traditionelles Gastspiel allen Corona-Widrigkeiten zum Trotz mit gewohnter Bravour auf die Bühne des Festspielhauses gezaubert. Nach dem traditionellen Silvesterkonzert werden die Weichen umgestellt: Zum Jahresende beschwor Intendant Benedikt Stampa voller Optimismus eine Neuausrichtung seines Hauses herauf: Ein Festivalvirus soll nicht nur die dafür besonders anfällige Zielgruppe befallen, sondern ein Festivalfieber Bürger, Gastronomie, Tourismus und Stadtverwaltung in gemeinsame Rauschzustände versetzen, um dem Weltkulturerbe neue Energie zu verleihen.
Im Pressegespräch wurde Stampa konkret: „Der Festspiel-Gedanke, die Gründungsidee des Hauses, soll wieder ins Rampenlicht geholt werden und damit die im 19. Jahrhundert von Hector Berlioz gegründete Festival-Tradition mit europäischem Anspruch in die Zukunft gedacht werden.“ Kern der Neuausrichtung sind acht Festivals mit bedeutenden Stars als Kuratoren. Zukunftsmusik im weitesten Sinne des Klangs bietet vom 4. bis 6. Februar „Takeover“, eine Mischung aus Techno, Tanz und Teamgeist samt Workshops, Shows und Party. Außerhalb des Festspielhauses soll das ständig aktualisierte Rahmenprogramm auch in der Innenstadt Festival-Feeling vermitteln. Die Osterfestspiele vom 9. bis 18. April stehen im Zeichen der Berliner Philharmoniker, geleitet von Kirill Petrenko, mit Opernstars wie Asmik Grigorian, Anna Netrebko und Sonya Yoncheva. Die Pfingstfestspiele (28. Mai bis 6. Juni) werden unter dem Stichwort „Presence“ zur Residenz des SWR Symphonieorchesters. Als Festival der Romantik in Baden-Baden ist „La Capitale d´E´té“ mit dem Chamber Orchestra of Europe konzipiert, das vom 8. Bis 17. Juli geplant ist. Disneys Musical „Die Schöne und das Biest“ vom 21. Bis 24. Juli dient als Appetithäppchen für künftige „BB-Nights“ mit Shows und Musicals.
Dem SWR3 New Pop Festival (15. bis 17. September) folgt mit “The World of John Neumeier” ein neues Tanzfestival vom 30. September bis 9. Oktober. Die Herbstfestspiele stehen unter dem Motto „La Grande Gare“ – schön passend zum Baden-Badener Alten Bahnhof, in dem Thomas Hengelbrock und Teodor Currentzis betont europäische Werke dirigieren werden. Zum „Russischen Winter“ reisen vom 20.bis 27. Dezember die Gäste aus St. Petersburg mit Tänzern und Orchester an.
Nicht als einsame Kulturinsel, sondern als Mittelpunkt eines Sehnsuchtsorts sieht Stampa sein Haus ideal aufgestellt: „Ein Megatrend im Tourismus wird die Suche nach Selbsterfahrung. Wenn es uns gelingt, dies mit Erlebnissen bei Festivals in Sehnsuchtsorten wie Baden-Baden zu bieten, bedeutet das eine neue Energie für die europäische Festival-Landschaft.“ Partizipation des Publikums gehört zu den Visionen Stampas – Seminare, Künstlerbegegnungen, Naturerleben und literarisch-philosophische Reflektionen bilden kein Beiprogramm, sondern sind in das Hauptprogramm integriert.
Damit nicht nur die unmittelbare Region vom heilsamen Festival-Fieber ergriffen wird, begleitet in den kommenden Monaten eine Imagekampagne die neuen Pläne. Für „Einfach mehr Festival“ hat der Hamburger Starfotograf Kai-Uwe Gundlach die Festival-Stadt mit viel Augenzwinkern in Szene gesetzt.
Und was bietet die Stadt Baden-Baden? Nicht viel Neues. Zwar verspricht die Baden-Baden Events laut ihrer Chefin Nora Waggershauser ein „mit viel Liebe zusammengestelltes Programm mit genau richtigen Events für verschiedene Zielgruppen“, aber Visionäres ist da kaum zu finden: Bewährte Tanz-Angebote sind der European Dance Award (7.Mai), die 27. Welttanzgala (5. November) sowie die Argentinische Tangonacht am 12. November. Altbewährt sind der Weihnachtstanztee und der Silvesterball, kein Hinweis findet sich auf den Grand Prix Ball, eigentlich das gesellschaftliche Mega-Event im Kurhaus. Ansonsten Insider-Galas wie „Made in Baden-Award“ am 3. Juni und „Sportler des Jahres“ am 18. Dezember. Als die von Benedikt Stampa erträumten Touristenmagnete könnten sich wie bisher die Baden-Badener Sommernächte (30. Juni bis 3. Juli), das Kurpark-Meeting (26. August bis 4. September), das Marktplatzfest (22. bis 24. Juni), die Philharmonische Parknacht (30. Juli) und natürlich der Christkindelsmarkt (ab 24. November) entpuppen.
Hinter all diesen wunderbaren „Events“ steht natürlich nach wie vor das riesige Fragezeichen „Corona“. Was ist erlaubt, was lässt sich organisatorisch und natürlich auch finanziell verwirklichen, wie groß ist die Lust auf derartige Veranstaltungen überhaupt? Es bedarf wohl des scheinbar unerschütterlichen Optimismus eines Intendanten aus Leidenschaft, um sich einer derartigen Herausforderung zu stellen – getrieben von Festival-Fieber.

Irene Schröder

 

Allgemein Kultur Malen & Schnitzen Menschen

Der Einpack-Esel

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Grundsätzlich schenke ich gern. Obwohl ich mich als ein eher leichtgläubiger Christ sehe, achte ich die Feiertage. Ostern z.B,, ein wirklich hohes Fest, aber auch Geburtstage, Jubiläen. Sogar den Muttertag habe ich mir notiert, einschließlich der Telefonnummer von Fleurop. Aber ganz besonders beschäftigt mich Weihnachten. Das Fest der Liebe. Da hab ich emotional und handwerklich sozusagen Großeinsatz.

Bereits im Juli schon bin ich auf der Suche nach möglichen Gaben. Jeder noch so kleine Zettel muss herhalten, fällt mir bei 30 Grad im Schatten etwas ein, das sich als Geschenk für das heilige, besinnliche Fest in hoffentlich verschneiter Umgebung eignen könnte.

Dabei bin ich nicht geizig. In jedem verschenkten Buch steckt ja eine Menge Arbeit. Da opfert so ein Schreiberling viele Jahre seines Lebens, um mir ein Geschenk an die Hand zu geben, mit dem ich neben dem Baum gut dastehe. Auch eine CD will schließlich aufgenommen werden. Der Sänger muss die Musiker bezahlen, das Studio kostet. Hüllen wollen gestaltet, Fotos sollen gemacht werden. Alles Kosten, die so anfallen. Da will ich mich mal beim Kauf nicht knausrig zeigen.

Doch kämen all die Geschenke, mit denen ich mich an Weihnachten so präsentiere, nur halb so gut an, wenn sie nicht Zeugnis ablegten von meinem Bemühen, sie ansprechend zu verpacken. Wäre man zynisch könnte man sagen: egal was drin ist, Hauptsache es sieht von außen gut aus. Dabei fällt beim Verpacken jedes Jahr eine Menge Arbeit an, zumal das Verpackungsmaterial mein natürlicher Feind ist. Vor allem das günstige Papier vom DM Markt hat seine Tücken. Es sieht zwar gut aus, ist aber unverschämt dünn und schwer zu verarbeiten. Es reißt leicht.

So widersetzt sich das Verpackungsmaterial fortwährend meinem Gestaltungswillen. Dabei meine ich es immer gut. Es versteht sich von selbst, dass ich mir immer wieder große Mühe gebe, meine Geschenke mit einer ansprechenden Verpackung hochpreisig erscheinen zu lassen. Etwaige Löcher im Geschenkpapier: undenkbar. Ich verstecke sie hinter lustigen Aufklebern, die ich saisonalbezogen in großen Mengen verarbeite. Den Hinweis habe ich von einem Freund bekommen, der mit alten Autos handelt und seine Rostkisten mit aufgeklebten Rennstreifen dekoriert, hinten denen sich leichte Karosserieschwächen verbergen.

Insgesamt darf ich sagen: meine Konzept stimmt. Natürlich laufe ich immer Gefahr, mit einer boshaften, neidtriefenden Aussage konfrontiert zu werden, etwa dergestalt: Oh, da hat sich mal wieder einer richtig Mühe gegeben! Schwamm drüber.

Erfahrungsgemäß aber schwer tut man sich mit Festteilnehmern, die aus dem Verpacken eine Religion machen. Nach jahrelanger Erfahrung scheint mir, als machten sie ein Jahr lang nichts anderes, als sich zum Verpackungskünstler ausbilden zu lassen, so wie etwa Christo mit seinem Reichstag.

Null Chancen hingegen hat man gegen schenkende Kinder. Deren Selbstgebasteltes treiben jeder Oma die Tränen in die Augen und lassen einen redlich bemühten Einpacker wie mich ziemlich alt aussehen. 

Und das alle Jahre wieder.

Allgemein Gastbeiträge Kultur

Neue Perspektiven in jeder Beziehung

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„Boxen auf“ auch für das gesellschaftliche Leben im Kurhaus Baden-Baden

Eigentlich war vieles wie immer – und doch gefühlt alles ganz anders: Im erstmals nach der Coronapause wieder zugänglichen Benazetsaal trafen sich – wie üblich – am Vorabend des ersten Renntags Pferdefreunde aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport auf Einladung der Baden-Baden Events und der neuen Baden Galopp diesmal unter dem Motto „Boxen auf“.

Weniger Glamour als beim traditionellen Empfang zur Großen Woche, ein mit Stehtischen und hohen Stühlen auf Corona-Distanz eingerichteter Saal , dem eine ausgeklügelte Lichtregie ungewohntes Flair verlieh. Neue Perspektiven beschworen auch die Gastgeber herauf: Die große Renntradition soll fortgesetzt werden, aber unter zeitgemäßen Bedingungen – fröhlich, leger und mit hohem Spaßfaktor rund um den hochklassigen Rennsport. Es gilt, neues Publikum zu gewinnen – ohne dabei aber die Stammgäste, die die Kurstadteleganz schätzen, zu verprellen.

„Boxen auf“ hieß es mit dieser von viel Optimismus und guter Laune geprägten Veranstaltung aber auch für das Kurhaus typischen Galaabende des Tanzsports: Am 11. September tritt die Elite der Standardpaare zur Kür-Europameisterschaft der Professionals im Bénazetsaal an – vor einem Publikum in festlicher Abendgarderobe statt sportlich-legeren Outfits wie beim Auftakt. Im gewohnten Rahmen soll auch die Welttanzgala am 8. November die Gäste mit allen Facetten des Tanzsports bezaubern – und möglicherweise dürfen dann auch wieder die Tanzbegeisterten selbst die Fläche stürmen. Schon zwei Wochen später steht mit „Soul Dance“ eine außergewöhnliche Tanzshow auf dem Programm. Sogar eine Silvestergala scheint möglich zu sein – falls Corona nicht wieder einen dicken Strich durch die Planung macht. Planungssicherheit sieht anders aus. Dass mit großem Engagement und noch größerer Begeisterung derartige Klippen zu meistern sind, hat das Team von „Baden Galopp“ bewiesen: Mit einem Drittel der üblichen Vorlaufzeit und der Hälfte der üblichen Mannschaft wurde das volle Programm für die auf vier Renntage reduzierte „Große Woche“ aus dem Geläuf gestampft. Auch wenn das hochgesteckte Ziel der doppelte Besucherzahl bei der Premiere in diesen Tagen wohl kaum zu erreichen ist – „Hals und Bein“ ist für die Zukunft allen Beteiligten zu wünschen – auf der Rennbahn, den Tribünen und dem Parkett.

Irene Schröder

Fotos mit fr. Genehmigung durch Valentin Behringer

Allgemein Kultur

Vom lauten Rühren in der Buchstabensuppe

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Warum wollen alle Dichter aus ihren Werken laut vorlesen?


Eine Bekannte von mir schreibt kleine Geschichten. Diese handeln meist vom alltäglichen Leben. Es kommen darin Kinder vor, Nachbarn. Aber auch Dinge, die ihr auffallen, sie ärgern, amüsieren. Manchmal sind diese Geschichten lustig, öfter aber auch mal traurig. In jedem Fall sie sind gut zu lesen, zumal in den Geschichten kaum Fremdwörter vorkommen. So muss man selten Wörter nachschlagen, die man noch nicht kennt. Kurz, es spricht nichts gegen dieses Hobby, das uns, gibt sie uns diese Geschichten zum lesen, richtig Freude macht.

Nun muss ihr aber irgendjemand den Floh ins Ohr gesetzt haben, dass man diese Texte auch öffentlich vortragen kann. Das wäre an sich ja noch nichts Besonderes, hätte sie nicht einen recht großen Freundeskreis, bei dessen Anlässen sie neuerdings irgendeine Geschichte „zum Vortrag bringen könnte“ – so die Formulierung, mit der so eine Lesung meist etwas umständlich angekündigt wird.


Der Aufwand bei so einer Lesung ist ja überschaubar. In der Regel braucht sie einen Stuhl, einen kleinen Tisch, und – ganz wichtig – eine Lampe. Was sie immer schön findet ist zudem eine Blumenvase mit ein paar Blümchen drin, die sie im Laufe des Vortrags immer mal wieder liebevoll betrachtet.


Nun mag der Leser (oder in seiner weiblichen Form die ‚Leserin‘) einwenden, was dagegen spreche, dass jemand Geschichten schreibt und diese auch noch vorliest. Da muss ich sagen: eigentlich nichts. Die Vortragende liest in der Regel ja nicht laut, niemand hat Anlass, sich gestört zu fühlen. Auch wird die Luft nicht verschmutzt; die Vortragende (wie im vorliegenden Fall) liest ja nicht im Fahren.
Soweit so gut.


Jetzt aber kommt das große Aber. Meine Bekannte liest schlecht. Das ist kein Problem, wenn jemand einem anderen mühsam die Schrift einer unleserlichen Postkarte dechiffriert. Anders wiederum verhält es sich, wenn eine noch ziemlich unbekannte Dichterin mit vergleichsweise großer Euphorie aus eigenen Werken vorträgt, von denen man vortragsbedingt wünscht, dass das Werk gefälligst bald aufhöre. Meist liest sie etwas hastig, manchmal aber schleppt sie auch. Und immer wieder kommt es vor, dass sie vom selbst gesetzten Komma überrascht scheint. An anderer Stelle wiederum scheint diese den Satz gliedernde Hilfe schmerzlich vermisst zu werde. Manchmal geht ihr sogar die Luft aus, bevor der offensichtlich zu lange Satz endlich ein Ende findet. Dann kuckt sie schon etwas früher zu den Blumen in der Vase.

Nun ist sie nicht die einzige, die sich in der Kunst des Vortrags gefällt. Die Kulturwelt ist voll davon. So auch in Klagenfurt anlässlich des „Ingeborg Bachmann Preises“, bei dem es in der Regel zu schwer verdaulichen Darbietung von an sich nicht einfacher Literatur handelt. Wer sich jemals der Tortur unterzogen hat, so eine Lesung im Fernsehen zu verfolgen, der fragt sich, warum sich die LiteratenInnen dort nicht nur traditionell zum Schwimmen in den Wörthersee begeben, sondern die Texte durch ihren Vortrag anlassbedingt auch noch gleich mit versenken.
 

Doch sollte man eine so schwere Kritik nicht ohne Erwähnung des besser Möglichen in den Raum stellen. Als beispielhaft gute Vortragende eigener literarischer Hervorbringungen dürfen z.B. gelten Günter Grass, Ernst Jandl und Walter Jens. Aber das sind wahrhaft rare Ausnahmen. Der Rest ist besser Schweigen.


Es mag die vortragenden DichterInnen schmerzen. Sie schaden ihren Texten durch ein Vortragen eigener Texte meist mehr als dass sie diesen nützen. So könne es z.B. sein, dass der Text keineswegs so einfach gebaut ist, wie der Schöpfer sich das vorstellt. Der Prozess des Hervorbringens ist meist komplex, und selten macht sich der Verfasser die Mühe, das Fabrizierte sich selbst laut vorzulesen. Max Brod erzählte, dass Kafka seiner Texte vorgelesen hätte, allerdings immer nur im Kreise seiner drei Prager Freunde. Flaubert hingegen liebte den Vortrag laut. Von ihm ist bekannt, dass er jeden einzelnen Satz seine ‚Madame Bovary‘ laut aus dem Fenster gebrüllt hätte. Verständlicherweise ist dann daraus ja auch große Literatur geworden!


So weit geht meine Bekannte nicht. Sie wohnt eher beengt und muss fürchten, dass ein lautes Deklamieren die Nachbarn stört. Aber vielleicht ist der Text tatsächlich so einfach nicht, wie die Verfasserin es sich vorstellt, und kein Mitbewohner rät dann dazu, das Gebotene schlichter zu fassen, ggf klarer zu strukturieren. Das Ergebnis ist dann so, wie ich es eben beschrieben habe.


Und in der Tat ist das eine oder andere Werk tatsächlich schwer vorzutragen. So hat man nie davon gehört, dass z.B. Arno Schmidt je aus ‚Zettels Traum‘, oder James Joyce aus dem ‚Ulysses‘ gelesen hätte. Auch Marcel Proust hätte bei seinem Opus Probleme gehabt, Sätze, die sich über eine halbe Seite erstrecken, schlüssig zu vermitteln. Muss ja auch nicht sein, wenn man seine Fähigkeiten aufs Literarische beschränkt. Aber auch die Schöpfer anderer Kunstwerke übten sich in angebrachter Bescheidenheit. Ist z.B. jemandem zu Ohren gekommen, dass Rembrandt etwa „Die Nachtwache“ erklärt oder Wagner aus eigenen Opern vorgesungen hätte? Eben.


Heute Abend also wieder so ein Vortrag meiner Bekannten. Natürlich liest sie aus eigenen Werken. Man erwartet mich. Ich werde zeitig da sein. Es gibt Kaffee und Kuchen.

Allgemein Gastbeiträge Kultur

Festivals im Festspielhaus

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Tod-in-Venedig-31-©-Kiran-West

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Respekt, Hoffnung, Dankbarkeit, vorsichtiger Optimismus: Sowohl die Körpersprache als auch die Diktion Benedikt Stampas bei der jüngsten Pressekonferenz zur Lage im Festspielhaus ließen auf bessere Zeiten in einem der größten Opern- und Konzerthäuser Europas schließen. Die positive Grundstimmung des Intendanten hatte offenbar auch die Wahl seiner Garderobe beeinflusst: Die leuchtend gemusterten Socken waren einfach nicht zu übersehen. Schade, dass die zugeschalteten Kollegen am Bildschirm dieses Statement wohl nicht mitbekamen!

Was sie dagegen geboten bekamen, war die Vorstellung eines mit musikalischen Kostbarkeiten gespickten Programms für das letzte Quartal des C-Jahres. Am 25. September eröffnet Valery Gergiev mit den Münchner Philharmonikern den Reigen der 50 Veranstaltungen mit großen Namen der internationalen Musikwelt, darunter bewährte Freunde des Festspielhauses wie die Berliner Philharmoniker, John Neumeier,

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Thomas Hengelbrock, Teodor Currentzis oder Elina Garanca und – natürlich dem Mariinsky Theater, ohne dessen „Schwanensee“ das Weihnachtsprogramm nicht perfekt wäre. Das Programm enthält mehrere Glanzlichter, die der Pandemie in den vergangenen Monaten zum Opfer fielen, aber auch Ansätze zur Neuausrichtung, die Stampa als „Brücken der Hoffnung in die Zukunft“ bezeichnete. Noch stärker als bisher sollen Baden-Badener Spielstätten wie das Theater oder das Burda Museum in das Gesamtprogramm eingebunden werden – ein weiterer Pluspunkt für das neue Weltkulturerbstück! John Neumeier plant über die Residenz seines Hamburg Balletts im Oktober hinaus die schrittweise Etablierung eines Tanzfestivals, der deutsch-franzöischen Freundschaft soll ein weiteres Festival gewidmet werden. Mozarts „französischste Oper“, „Idomeneo“ stimmt am 21. und 23. Oktober im Rahmen eines viertägigen „Nachbarschaftsprogramm“ auf diesen künftigen Schwerpunkt ein.

Während sich die Festspielhaus-Mannschaft derzeit von den Strapazen der vergangenen Monate voller Ungewissheit erholt, läuft der Vorverkauf für das Herbstprogramm auf Hochtouren. Im Oktober will der Intendant das Jahresprogramm für 2022 vorstellen – es wäre schön, wenn es auch einige heitere Komponenten aufweisen würde. Auch gut gemachte Operette hat ihren Platz in der großen Kulturwelt – und ein fröhliches Lachen sollte gerade in unerfreulichen Zeiten im Musentempel an der Oos nicht nur in den Pausen erlaubt sein.

Irene Schröder

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