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Allgemein Gastbeiträge Kultur

SCHÖN & GEFÄHRLICH

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 Das Museum LA8 befasst sich mit der hohen See im 19. Jahrhundert


Unbekannter Künstler: Die Taucherglocke von Charles Spalding (1738–1783), um 1815, Kupferstich, Privatsammlung, Foto: Leo Konopizky, MünchenEmotionen schlagen hohe Wellen, konsequent steuert der Erfolgreiche seinen Kurs, während der Erfolglose strandet oder abtaucht. Moby Dick, Nemo oder die kleine Meerjungfrau tummeln sich neben Seeungeheuern und Geisterschiffen in Literatur und Musik – nur ein paar Beispiele für die enge Beziehung von Seebären und Landratten, die sich durch die Jahrtausende und die Kulturen verfolgen lässt. Diese Faszination bringt die aktuelle Ausstellung im Museum LA8 auf den Punkt: „Gefährliche Schönheit“ lautet der Titel der wegen Corona rund zwei Monate später als geplant eröffneten Schau im Haus für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts, die bis zum Jahresende ein breit gefächertes Themenspektrum bietet – und viel Stoff zum Nachdenken über den Umgang mit dem Meer als gigantische Müllkippe für Schrott und High-Tech-Abfall.

Max Klinger (1857–1920): Sirene (Triton und Nereide), 1895, Öl auf Leinwand, Sammlung Villa Romana, Florenz, befristete Leihgabe in der Galleria d’arte moderna, Palazzo Pitti, Florenz, Foto: Gallerie degli Uffizi, Florenz

„Im Weltraum kennen wir uns schon sehr gut aus, das Meer scheint dagegen unergründlich“, meint LA8-Museumsdirektor Prof. Dr. Matthias Winzen und erinnert sich an eigene Erfahrungen mit „Seebeinen“ nach einem Segeltörn. Diese Unergründlichkeit stellte Forschung, Militär und Handel im 19. Jahrhundert vor große Herausforderungen. Während das Festland durch technischen Fortschritt immer berechenbarer wurde, entzog sich die Natur im Wasser diesem Versuch der Entzauberung. Mochten Luxusdampfer und Kriegsschiffe scheinbar über Wogen und Stürme triumphieren, zeugten spektakuläre Unglücke und Schiffsfriedhöfe am Meeresgrund von der Unberechenbarkeit der Meere. Dramatische Berichte von Seeungeheuern ließen sich nicht nur als „Seemannsgarn“ abtun – zieht man die rumgetränkten Übertreibungen der Seebären ab, bleiben durchaus reale Beobachtungen übrig.

 

Das rund acht Meter lange Skelett eines Entenwals im unteren Foyer lässt durchaus an „Monster“ glauben, während die Malereien gelangweilter Matrosen auf Pottwalzähnen eher zum Schmunzeln anregen. Nautisches Zubehör auf dem damals höchsten Stand der Technik und Schätze aus gesunkenen Schiffen haben mehrere Museen beigesteuert, die spektakulärste Leihgabe – zumindest aus künstlerischer Sicht – stammt aus den Uffizien in Florenz. Max Klingers Gemälde „Triton und Nereide“ spiegelt im Liebesspiel der Sagengeschöpfe die unterschwellige Erotik der Ozeane und ihrer realen und mythischen Bewohner für die Menschen des 19. Jahrhunderts wider.

Um in diese von Dr. Philipp Kuhn kuratierte Ausstellung eintauchen zu können, sollten sich die Besucher viel Zeit mitbringen – dieser außergewöhnliche Strandspaziergang in unmittelbarer Oosnähe lohnt sich – ebenso wie ein Blick auf die Mitmachaktion „Strandgut“. Indirekt fordert auch diese Aktion zur Auseinandersetzung mit der Frage des Umgangs mit den Ozeanen auf und korrespondiert mit dem Aufruf des benachbarten Burda-Museums, für die im nächsten Jahr geplante Ausstellung über Korallen ein ganzes Korallenriff zu häkeln (www.museum-frieder-burda.de)

Irene Schröder

Allgemein Auswärts Gastbeiträge Kultur

Zeitgeist in Brillanten und Eisen

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Im Schmuckmuseum Pforzheim:  Künstlerjuweliere der 1960er und 1970er Jahre

Courtesy of the Cincinnati Art Museum, Sammlung Kimberly Klosterman, Foto Tony Walsh

Schwere Goldketten, Perlen gleich pfundweise, schlichtes Goldmedaillon am Samtbändchen oder cooler Platinschmuck mit erlesenem Solitär – der Zeitgeist greift jeweils in eine eigene Schatulle, um seinem Lebensgefühl und/oder Reichtum Ausdruck zu verleihen. Schmuck bedeutet immer mehr als reine Deko des aktuellen Modestils, und so verstehen sich auch kreative Juweliere und Goldschmiede als Künstler, die ihrer Epoche Ausdruck verleihen. In einer eigenen Liga spielt dabei der Modeschmuck internationaler Designer, der in erster Linie kollektionsbezogen entworfen und nicht auf Langlebigkeit ausgelegt wird.

Im Schmuckmuseum Pforzheim lagerte in den vergangenen Wochen eine Sammlung unter Corona-Verschluss, die wohl zu den hochkarätigsten ihrer Art weltweit zählt: „Simply brillant“ sind Dutzende von Exponaten und ein selbst für Schmuckdesign ungewöhnlich „brillant“ gestalteter Katalog betitelt – und noch bis zum 26. Juni besteht hoffentlich die Chance, sich nicht nur beim virtuellen Rundgang von der Schönheit dieser Kunstwerke bezaubern zu lassen. „Kunstwerk“ ist das Stichwort für die Philosophie der amerikanischen Sammlerin Kimberly Klosterman aus Cincinnati, die gemeinsam mit dem Cincinnati Art Museum diese Ausstellung in Pforzheim ermöglicht hat.

Sie sammelt grundsätzlich nur Schmuck, der sie persönlich berührt – auch wenn er gerade nicht „in“ sein sollte. „Außerdem ist das wie in der Mode, irgendwann kommt alles wieder“, meinte sie humorvoll in einem Interview, das im Katalog nachzulesen ist. Als junge Frau begann sie vor rund 30 Jahren Schmuck zu kaufen, die den Modetrends ihrer Zeit entsprachen: Die Designer der 1960er und 1970er Jahre waren inspiriert von Rock’n’Roll, Vietnamkrieg, den

Zierkamm-Diadem mit Weinblättern Eisen Johann Conrad Geiss Berlin, um 1825/30 Sammlung Klaus-Peter und Judith Thomé

Kennedy-Attentaten, den Beatles und den Hippies. Sie entwickelten neue radikale Ausdrucksformen, Schmuck, der nicht unbedingt eine Trägerin brauchte, um zu „glänzen“, oder aber gerade die Persönlichkeit viel stärker in Szene setzt als ein traditionelles Perlencollier oder eine klassische Diamantbrosche. Die Schönen und Reichen griffen begeistert zu – ein typisches Beispiel war die britische Prinzessin Margaret: Bei offiziellen Anlässen trug die jüngere Schwester von Queen Elizabeth zwar brav Kronjuwelen, privat bevorzugte sie die teilweise für sie persönlich entworfenen Schmuckstücke von Andrew Grima oder John Donald, den übrigens auch ihre Mutter, Queen Mumm, in Mode brachte. Exzentrisch, unkonventionell, manchmal auch witzig, klotzig oder filigran – diese Sammlung lässt eine Epoche geprägt von gesellschaftlichen Umbrüchen nachvollziehbar werden. Schon diese Tatsache macht sie unschätzbar wertvoll.

Courtesy of the Cincinnati Art Museum, Sammlung Kimberly Klosterman, Foto Tony Walsh

In eine ganz andere Zeit mit völlig anderen Wertvorstellungen entführt die im Anschluss geplante Pforzheimer Schmuckschau: „Gold gab ich für Eisen“ unter diesem Slogan forderte die preußische Prinzessin Marianne anno 1813 ihre Landsmänninnen auf, ihren kostbaren Schmuck zum Wohl des Vaterlands gegen „Eisenwaren“ einzutauschen. Ob die adeligen Preußinnen wirklich ihre Kostbarkeiten opferten oder nur sicher verwahrten und in der Öffentlichkeit die patriotischen Ersatzstücke trugen, mag dahingestellt sein. Der gleiche Slogan wurde übrigens zur Zeit des Ersten Weltkriegs wieder aufgelegt. In der Zwischenzeit entstanden filigrane Schmuckstücke in preußischen, englischen und französischen Gießereien, die wiederum dem Zeitgeist Rechnung trugen: Das schlichte Material, die klare Formensprache und der etwas spröde Charakter spiegelten Beständigkeit, Bescheidenheit und Zurückhaltung wider.
Die rund 200 Exponate der Ausstellung „Zart wie Eisen“, die ab 16. Juli im Schmuckmuseum gezeigt wird, stammen aus der im Laufe eines Vierteljahrhunderts entstandenen Sammlung Klaus-Peter und Judith Thomé, die als Schenkung in den Bestand des Schmuckmuseums Pforzheim mit seinen Kostbarkeiten aus fünf Jahrtausenden eingehen wird.
Corona-gebeutelten Besuchern drängt sich vielleicht die Frage auf, wie zeitgenössische Designer mit der Pandemie und ihren Folgen umgehen werden. Einerseits verlangte der Home-Office-Schlabberlook nicht gerade nach Edelsteinen und Edelmetall, andererseits lädt die gängige grafische Virus-Darstellung geradezu zur Umsetzung in funkelnde Interpretationen ein. Warten wir es mal ab …

Irene Schröder

Allgemein Gastbeiträge Kultur

Kontaktarme Enge -Ferne Nähe

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Wann tanzt sich Baden Baden aus der Pandemie?

Foto: Baden-Baden Events GmbH

„Hol sie noch näher an Dich ran, dann wird es klasse!“ forderte kürzlich „Let’s dance“-Juror Joachim Llambi Boxstar Simon Zachenhuber auf, der zu seiner Profi-Partnerin Patricija Belousova bei der Rumba wieder einmal zuviel Abstand gewahrt hatte. Schade, dass die gestrenge Tanzlegende keinen Einfluss auf die restliche Tanzszene außerhalb des RTL-Parketts hat. Corona zwingt nämlich nicht nur Hobbytänzer zur Abstinenz: Seit Monaten herrscht bei den Sportlern absolutes Trainingsverbot.

Wie sich die Pandemie finanziell bei Tanzlehrern und Trainern auswirkt, die größtenteils von Privatstunden leben, kann man sich vorstellen, Profipaaren entgehen lukrative Showauftritte bei Bällen und Galaveranstaltungen. Im Baden-Badener Kurhaus, das sich über Jahrzehnte nicht zuletzt dank des Engagements des damaligen „Festival“- Chefs Joachim Heiermann den Ruf eines „Mekkas des Tanzsports“ erworben hatte, dürfte es auf lange Zeit keine Weltmeisterschaften, Cups und Showwettbewerbe mehr geben, denn der Sportbetrieb als Basis von Spitzenleistungen ruht komplett: Kein Training, keine Turniere, keine Qualifikationen für nationale und internationale Wettbewerbe. Während Profi-Paare wenigstens mit Impfschutz, beziehungsweise Negativtest, unter strengen Auflagen trainieren durften, blieb den Amateuren nur Ersatzsport wie Joggen oder Krafttraining im eigenen Haus – wenn man weiß, dass Amateurpaare aller Altersstufen in den beiden höchsten Leistungsklassen zumindest vor wichtigen Turnieren bis zu fünf Mal pro Woche sowohl allein als auch mit wechselnden Trainern auf der Fläche stehen, kann man sich vorstellen, was dieses Trainingsdefizit bedeutet.

Foto: Baden-Baden Events GmbH“

Doch es gab einen Lichtblick nach Monaten der Abstinenz: Im April verkündete der Tanzsportverband, dass Paare – verheiratet oder zumindest fest verbandelt – wieder trainieren dürften: Aber nur allein in einem Saal – und kontaktlos. Zu Übungszwecken arbeitet sich schon mal jeder Partner im Training allein durch die Choreographie, aber gerade im Standardtanzen erfolgt die „Information“ der Partnerin durch den Partner vorwiegend über den berühmten Kontaktpunkt im Rippenbereich – kontaktlos oder kontaktarm geht da wenig.

Ein paar Tage später wurde dieses Regelung gelockert: das Paar durfte sich wieder in Tanzhaltung näher kommen. Trainer hatten nach wie vor Arbeitsverbot, es sei denn, sie arbeiteten mit Paaren aus den jeweiligen Landeskadern, Profis oder – jetzt kommt der Clou für Amateurpaare – nur mit einem Teil des Paares. Der andere Teil durfte sich nicht einmal im selben Raum aufhalten. Gruppentraining, gerade beim tanzsportlichen Nachwuchs wichtig, bleibt verboten, nicht einmal beim garantiert kontaktlosen Zumba-Workout dürfen die Tänzer gemeinsam trainieren. Die Folgen der Pandemie werden sich noch lange bemerkbar machen, sei es im sportlichen nationalen und internationalen Bereich oder – auch und gerade für Baden-Baden schmerzlich – im gesellschaftlichen Bereich. Tanztee in der Bel Etage des Kurhauses? Illusorisch. Welttanz-Gala Anfang November? Höchst unwahrscheinlich, höchsten als reine Showveranstaltung vor kleinem maskenbewehrten Publikum, das brav auf seinem Platz bleibt. Aber selbst das wäre ja schon Highlight.

Irene Schröder

Allgemein Kultur Malen & Schnitzen

Ein Meister vom Hochrhein Teil 1

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Andreas Rickenbacher malt in Basel

Das Gebäude ist schäbig, und es zieht durch alle Ritzen. Als Atelier eignet es sich trotzdem. Das liegt weniger an den Kanonenöfchen, die verhindern sollen, dass im Winter Wasserleitungen und Bewohner einfrieren, als an der Ausrichtung seiner Studio-Fenster nach Norden. Und billig ist die Miete auch. Sicher, das muss ungefähr so um 1920 in Paris gewesen sein, als sich Picasso und seine Maler-Kollegen am Anfang ihrer Karriere im ‚Batteau Lavoire‘ am Montparnass einquartiert hatten. Hemingway nannte das damalige Paris ‚ein Fest fürs Leben’. Und doch war das ‚Batteau’ eine zugige Heimstatt, die heute kaum jemandem mehr zuzumuten wäre. Vor allem nicht jenen Malern, deren klamme Hand stilbedingt einen feinen Pinsel hätten führen müssen.
Aber Andreas Rickenbacher muss das auch nicht. Sein Atelier liegt im großbürgerlichen Basel, direkt am Ufer des Rheins. Dort arbeitet er im oberen Stock des renommierten Restaurants „Gasthof zum Goldnen Sternen“, wo schon die Ambiente so garnichts mehr gemein hat mit dem zugigen Künstlerverschlag der Pariser Moderne Anfang des 20ten Jahrhunderts. Blickt Rickenbacher aus dem Fenster seines Studios, offenbart sich ihm kein bohemehafter Hinterhof, sondern die beiden Hochhäuser von Roche, die dem Betrachter auch ungefragt mitteilen, woher im reichen Basel der Wohlstand herrührt. Zudem ist der Maler auf derlei Zuwendungen nicht mehr angewiesen. Die Kunst ernährt den Mann.
Natürlich war das nicht immer so. Nach einer Lehre als Schlosser hatte er eine Kunstgewerbeschule besuchte und sich anfänglich spezialisierte sich auf Druckgrafik, Gravierungen und Lithografien, auf Akt- und Figurenzeichnen. Daneben aber malte er fünfzehn Jahre lang auch in Öl, bis ihm das Zweigleisige letztlich dann doch zu aufwändig geworden war und er sich endgültig für die Ölmalerei entschied: „Ein Kunstwerk wird nicht anerkannt, wenn man auf mehreren Hochzeiten tanzt“. Die Malerei als Handwerk – diesen Weg verfolgte er konsequent.
Von Anfang an begeisterte hatten ihn die Maler der Deutschen Romantik, Anselm Feuerbach, dann aber auch Arnold Böcklin und schließlich die Holländer, die er, wie so viele Andere vor ihm, kopiert hat und so von ihnen lernte. Das Handwerk des Malens hat er sich also selbst beigebracht, und wenn man ihn so in seinem Atelier sieht, vermittelt er in seiner ruhigen Art vor allem Konzentration auf das vor ihm Liegende. Was er macht und wie er es macht, ist zeitaufwändig. Er sagt: „Die Jungen wollen schnell zum Erfolg kommen“. Schwer vorstellbar, dass einer wie er sich nach durchzechter Partynacht in einem Kreativitätsschub anschickt, Bleibendes zu vollbringen. Und auch nicht, dass er ein zerwühltes Bett zur Installation deklariert, es anschließend nach Venedig schafft, um es dann bei der Bienale einer eher ratlosen denn euphorischen Öffentlichkeit zu präsentieren.

Sicherlich für einen Maler nicht untypisch, war es anfänglich eher ein Neben- als ein Hintereinander verschiedener Schaffensbereiche. Oder wie Thomas Mann vielleicht gesagt hätte: es fügt sich…

Demnächst mehr. Teil 2. Hier.

Allgemein Kultur Malen & Schnitzen

Ein Meister vom Hochrhein Teil 2

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Den Anfang machen Stillleben. Vom Sujet her bekannt, reichert er die Palette des oft Gesehenen, die Elemente der Vanitas, an mit kleinen Figürchen wie Tim und Struppi oder einer kleinen Micky Maus. Die Figuren wirken, als hätten sie sich irgendwie ins Bild geschlichen. Ist es ein Lächeln, eine Brechung, ein ironischer Kontrapunkt? Schwierig zu beantworten. Immerhin wird dadurch das Altmeisterliche nie zu schwer, und fragt man ihn beiläufig nach der Marke der verwendeten Farbe, ziert er sich ein bisschen, um den Namen dann doch zu nennen. Die Farbe heiß ‚Rembrandt’, und es scheint ihm lieber, man betrachte den großen Namen eher als Vorbild denn als Anspruch.
Als nächstes Genre folgen Schiffsrümpfe. Mächtig und wuchtig ragen sie aus den Rahmen, und doch birgt ein vor sich hin rostender Stahlkoloss ebenfalls Elemente der Vanitas, des Vergänglichen, zumal die Spiegelung eines Stahlrumpfs im Wasser das eigentlich Gegenständliche allmählich verschwimmen und verschwinden lässt.
Anders seine dritte Motivreihe, in der er sich als Schweizer mit der Bergwelt beschäftigt. Hier setzt er mit seinen Bildern einen klaren Kontrapunkt zum Vergänglichen. Die Berge stehen ewig, sind unverrückbar. Die Bergmotive, sehr naturnah, sehr realistisch, sind beim Publikum überaus beliebt, vielleicht, weil sie dem Schweizer irgendwie ans Herz gehen, ihn berühren? Es scheint, als habe Andreas Rickenbacher mit diesem Motiv – er ist nicht der einzige! – einen Nerv getroffen: die Liebe der Eidgenossen zu ‚ihren’ Bergen. Kein Wunder, hat doch Elias Canetti in seinem Opus Magnun „Masse und Macht“ die Schweizer Berge als DAS Massensymbol der Schweiz schlechthin ausgemacht. Der Schweizer, so führt er aus, identifiziert sich mit seinen Bergen so sehr, dass er sich in größter Gefahr, etwa einem Krieg, in sie zurückzieht, mithin mit ihnen eins wird. Und wer jemals sich aufgemacht hat, über die Schweizer Alpen nach Italien zu wandern, ahnt, dass die Berge eher einem Schweizer Käse als einem Bergmassiv ähneln. Platz für viele.
Selbst wenn man dieser These nicht gänzlich zustimmt, wird man nicht umhin kommen, zu registrieren, dass der Maler mit seinen je verschiedenen künstlerischen Sujets durchaus erfolgreich einen Markt bedient, der den jungen Wilden eher verschlossen bleibt. Er ist etabliert, was nicht möglich gewesen wäre, ohne dass sich drei Elemente vereint hätten. Zunächst das künstlerische Werk, also der Künstler und sein Schaffen. Dann ein Klientel, das auf das Werk anspricht und eine Galerie, die den Künstler fördert. Dies zusammen vereinigt sich zu einem durchaus kommerziellen ‚Dreiklang’. So wird er, neben anderen Galerien, in Basel vertreten von der renommierten ‚Fine Art Gallery’, deren Inhaber, Daniel Blaise Thorens, von Anfang an seinen Weg begleitet hat.

Hier also, in Basel, fühlt er sich wohl. Hier findet er alles zum Schaffen Notwendige. Ein früher basler Zeitgenosse, Valentin Boltz, war 1555 Pfarrer an der dortigen Spitalkirche gewesen und verfasste ein „Illuminierbuch (Wie man allerlei Farben bereiten, mischen und auftragen soll)“. So einer wusste, was ein Maler, neben einer vertrauten Umgebung,  zum arbeiten dann allerdings auch noch braucht. „Guote Bensel machen lustige Moler/ boeß Bensel machen manchen Sudler. So sieht man etwa an eim Werckzeug/ wie lustig einer seins Handwercks ist“.

https://andreasrickenbacher.com

https://thorens-gallery.com/

 

 

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