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Post von der Katz´

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Es dürfte unbestritten sein, dass der Umzug in ein Alten- oder Pflegeheim zu den einschneidendsten Ereignissen  im Leben eines Menschen zählt. Herausgerissen aus den liebgewordenen vier Wänden, findet er sich wieder in einer gänzlich neuen Umgebung, die ihm zunächst völlig fremd erscheint. Da ist es gut, wenn er beim Umzug in den neuen Lebensabschnitt zumindest das eine oder andere ihm Vertraute mitnehmen kann. Hier ein silbergerahmtes Foto der Enkel, dort das Blaupunktradiogerät mit dem die Programmstärke anzeigenden ‚Katzenauge’ oder, was am besten wäre, er könnte die  Katze gleich selbst mitnehmen. Dass dies in manchen Häusern bereits heute möglich ist, durfte die ältere Dame in einem Altenpflegeheim im Markgräflerland erleben. Dort erlaubte man ihr, ihre geliebte Katze auch weiterhin bei sich zu behalten.

Dies war umso problemloser, da es sich bei ihr um ein ebenso schönes,  wie verschmustes Tier handelte, das sich – wen wundert´s – der Sympathie und Zuneigung der vielen älteren Damen erfreute. So konnte die Katze fortan zur Verschönerung des Alltags zahlreicher Menschen maßgeblich beitragen.

Nun geschah es aber, dass die Eignerin der Katze eines Tages starb. Ungeachtet des Todes der vormaligen Besitzerin strich die Katze wg allgemeiner Beliebtheit aber auch weiterhin von Zimmer zu Zimmer, wo man sie unentwegt mit den üblich eigenartigen Zischlauten („bsbsbsbsbsss“) ins Innere der Zimmers lockte. Dort wurde sie gestreichelt. Man wird nicht zu weit gehen, wenn man  diese Form der Zuneigung seitens der Heiminsassen als durchaus lebensverschönernd, ja, lebensverlängernd betrachtet.

In der auch auf einer Pflegestation durchaus herrschenden Hierarchie konnte fortan diejenige Pflegebedürftige punkten, auf deren Schoß die Katze sich möglichst lange schnurrend aufhielt. „Bei mir“, so war dann manchmal zu hören, „hat es die Katze halt am besten“. Die Verweildauer der Katze wurde so unausgesprochen als positiver Akt gedeutet. Sie legte Zeugnis ab von der emotionalen Fähigkeit der streichelnden Heimbewohnerin. In der Welt der freundlich dekorierten Zimmerfluchten einer Pflegestation konnte dies durchaus als prestigeförderndes Merkmal gelten.

Nun war aber dem aufmerksamen Pflegepersonal nicht entgangen, dass sich die Verweildauer der Katze auf je einzelnen Schößen ungleich verteilte, d.h. es gab Heiminsassinnen, die in zunehmendem Maß von dem Schmußebedürfnis der Katze profitierten. Zunächst wurde dies auch mit übergroßer Freude registriert, was sich aber alsbald ins Gegenteil verkehrte, wenn die Heiminsassin nämlich bald darauf verstarb und  den Streicheldienst zwangsläufig ein-stellte.

In den Schwesternzimmern wurde dies zunächst augenzwinkernd registriert, eine Eigentümlichkeit, der man anfänglich kaum Beachtung schenkte. Ja, es wurden sogar Witze gerissen, wie denn der Pflegedienst mit seinen Härten von Zeit zu Zeit durchaus nach heiteren Momenten verlangt. Anfänglich gab das möglicherweise zu erwartende Ableben einer Person nach dem häufigen Besuch der Stationskatze noch Anlass zu spaßigen Wetten. Einmal wurde eine  eintreffende Vorhersage sogar mit einer Geschenkpackung ‚MonCherie’ entlohnt!

Allmählich sensibilisiert, verdichtete sich der Verdacht, dass mit dem häufigen Besuch der Katze das baldige Ableben der Besuchten einherging. Dies veränderte die Stellung der Katze innerhalb der Abteilung aufs nachdrücklichste. Was zunächst das Personal noch zu Späßen ermunterte, wurde durch die zunehmenden Regelhaftigkeit und deren empirische Unterfütterungen bitterer Ernst.

Dabei wurde der Kreis der dies Ahnenden  zunehmend größer. Es war nicht mehr auszuschließen,  dass der Verdacht, innerhalb der Station eine behaglich schnurrende Todesbotin zu beherbergen, bis zu den Pflegeinsaßen durchsickerte.

So entschloss sich die Heimleitung zur großen Irritation und Trauer der Heimbewohner, die Katze in ein anderes Heim zu geben.

Wobei angefügt werden muss, dass es sich dabei um ein Tierheim handelte.

 

Allgemein Essen & Trinken Menschen

Der Knopf im Ohr Teil 1

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So hörte Beethoven

Schon am Vorabend war die Weinstube gut besucht. Es herrschte eine angenehm gedämpfte Stimmung. Auf den Tischen standen Kerzen, von irgendwoher kam leise Musik. An den wenigen besetzten Tischen wurde ausnahmslos Wein getrunken. Auch der Wirt hatte sich ein Schluck eingeschenkt. In der Schwingtür, das Lokal gegen die Küche abschließend, tauchte kurz die Chefin auf. Sie war herb aber unersetzlich. War ihr Mann für die gute Stimmung im Lokal zuständig, kümmerte sie sich um die Buchhaltung. ‚Das Geld wird am Schreibtisch verdient‘, sagte sie. Aus der Küche kommend, streifte ihr Blick kurz die Gäste, erfasste beiläufig den möglichen Umsatz, und kam dann für die Dauer einer Millisekunde auf dem halb gefüllten Weinglas ihres Mannes zu ruhen.

Schon hatte sie sich zum Gehen halb nach hinten gedreht, da öffnete sich die Tür des Lokals. Der dunkelrote Samtvorhang – er stammte aus einem Ausverkauf des Theaters – bauschte sich, zwei Hände suchten den Vorhang zu teilen, bis in einem Schwall kalter Luft ein mächtiger Mann in der Weinstube stand. Hinter ihm noch eine Person, seine Begleiterin, schmal und vom Vorhang noch halb verdeckt. Erst als er ganz im Lokal stand, trat sie aus seinem  Schatten. Davor, vollständig übersehen zu werden, bewahrte sie allein ihr quergestreift schwarz-gelber Pullover, der irgendwie an die Biene Maja erinnerte.

Schnaubend legte der Mann seinen dunklen, mächtigen Mantel ab. Auch ohne ihn wirkte er sehr groß. Kahler Schädel, breite Schultern. Der massige Bauch lappte schwer über einen schmalen Gürtel. Dazu trug er breite, ausgetretene schwarze Schuhe.

Jeder Zoll seiner Erscheinung wies ihn als eine jener Personen aus, die die Nachjelzinaera in die Geldmetropolen Europas gespült hatte. Sein Hemdkragen war offen, die Krawatten hing auf Halbmast. Ohne zu fragen nahm der Gast am einem der Tische Platz. Mit dem Fuß schob er seiner Begleiterin wortlos einen Stuhl hin. Sie sollte sich wohl setzen.

Dann rief er nach der Bedienung und fragte, ob es hier eine Kleinigkeit zu Essen gäbe. Das mit dem Trinken sehe er ja. Kleine Karte, die hat man hier ja auch, oder? Und zu seiner Begleiterin blickend, sagte er: „Du isst ja mit“.

„Ich möchte heute nicht so viel essen, Sie sehen ja“, wandte er sich an das Ehepaar am Nachbartisch, die damit nicht gerechnet hatten. Den Satz verdeutlichend hatte er auf seinen mächtigen Bauch gedeutet. Als er merkte, dass die Herrschaften an einem Gespräch keineswegs interessiert waren, ließ er den Arm wieder sinken und widmete sich der mittlerweile eingetroffenen Speisekarte.

Er schob die Brille hoch, so dass sie schräg auf der Stirn saß, studierte das Angebot und sagte einmal mehr sich bestätigend: „Du isst ja mit“. Ihr Einverständnis voraussetzend nickte er. Er würde sich mit seiner Begleiterin eine Portion teilen.

Die wurde, zusammen mit einem zweiten Teller und dem Besteck, auch bald gebracht. Ebenso der Wein. Obwohl er keine Flasche bestellt hatte, inszenierte er zunächst eine Art Verkostung. Er hielt den einfachen Tafelwein gegen das Licht, schwenkte ihn im Glas, und beroch ihn dann mit knolliger Nase. Kein Kork. Großes Geschmackskino. Gut so. Die Bedienung ging, der Gast trank, und auch die Frau bekam ihren Schluck ins Glas.

Nach einer gewissen Zeit bestellte der Gast „einen zweiten Halben“. In der Weinstube hatte der Lärm zwischenzeitlich zugenommen. Offensichtlich wurde es dem Gast jetzt wohl doch etwas zu laut. Er trug ein Hörgerät und nestelte an seinem Ohr herum. Zunächst versuchte er, die Lautstärke des Geräts dem Lärm der Umgebung anzupassen. Scheinbar ohne Erfolg. Er beschloss, die beiden kleinen Hörgeräte, die ihm bei geringerer Lautstärke offensichtlich gute Dienste geleistet hatten jetzt erst mal aus dem Ohr zu nehmen.

Die Bewegungen verrieten eine gewisse Beiläufigkeit. Anscheinend machte er das öfters. Zunächst legte er die beiden kleinen Knöpfe vorsichtig auf den Tisch, aber da sie so rund waren, machten sie keine Anstalt, dort auch liegen zu bleiben. Also legte er die unscheinbaren Teilchen weiter oben hin, neben den leergegessenen Teller, auf dem sich noch übriggebliebene Speiserest befanden. Petersilie, blassrote Tomaten und hellgrüne Ziergurken. Ein Salatblatt lappte über den Tellerrand und verdeckte das eine der beiden Hörgeräte.

Er müsse jetzt mal um die Ecke, sagte er zu seiner Frau und entschwand in Richtung der Toiletten….

Demnächst Teil 2. HIER.

Allgemein Kultur Malen & Schnitzen Menschen

Der Einpack-Esel

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Grundsätzlich schenke ich gern. Obwohl ich mich als ein eher leichtgläubiger Christ sehe, achte ich die Feiertage. Ostern z.B,, ein wirklich hohes Fest, aber auch Geburtstage, Jubiläen. Sogar den Muttertag habe ich mir notiert, einschließlich der Telefonnummer von Fleurop. Aber ganz besonders beschäftigt mich Weihnachten. Das Fest der Liebe. Da hab ich emotional und handwerklich sozusagen Großeinsatz.

Bereits im Juli schon bin ich auf der Suche nach möglichen Gaben. Jeder noch so kleine Zettel muss herhalten, fällt mir bei 30 Grad im Schatten etwas ein, das sich als Geschenk für das heilige, besinnliche Fest in hoffentlich verschneiter Umgebung eignen könnte.

Dabei bin ich nicht geizig. In jedem verschenkten Buch steckt ja eine Menge Arbeit. Da opfert so ein Schreiberling viele Jahre seines Lebens, um mir ein Geschenk an die Hand zu geben, mit dem ich neben dem Baum gut dastehe. Auch eine CD will schließlich aufgenommen werden. Der Sänger muss die Musiker bezahlen, das Studio kostet. Hüllen wollen gestaltet, Fotos sollen gemacht werden. Alles Kosten, die so anfallen. Da will ich mich mal beim Kauf nicht knausrig zeigen.

Doch kämen all die Geschenke, mit denen ich mich an Weihnachten so präsentiere, nur halb so gut an, wenn sie nicht Zeugnis ablegten von meinem Bemühen, sie ansprechend zu verpacken. Wäre man zynisch könnte man sagen: egal was drin ist, Hauptsache es sieht von außen gut aus. Dabei fällt beim Verpacken jedes Jahr eine Menge Arbeit an, zumal das Verpackungsmaterial mein natürlicher Feind ist. Vor allem das günstige Papier vom DM Markt hat seine Tücken. Es sieht zwar gut aus, ist aber unverschämt dünn und schwer zu verarbeiten. Es reißt leicht.

So widersetzt sich das Verpackungsmaterial fortwährend meinem Gestaltungswillen. Dabei meine ich es immer gut. Es versteht sich von selbst, dass ich mir immer wieder große Mühe gebe, meine Geschenke mit einer ansprechenden Verpackung hochpreisig erscheinen zu lassen. Etwaige Löcher im Geschenkpapier: undenkbar. Ich verstecke sie hinter lustigen Aufklebern, die ich saisonalbezogen in großen Mengen verarbeite. Den Hinweis habe ich von einem Freund bekommen, der mit alten Autos handelt und seine Rostkisten mit aufgeklebten Rennstreifen dekoriert, hinten denen sich leichte Karosserieschwächen verbergen.

Insgesamt darf ich sagen: meine Konzept stimmt. Natürlich laufe ich immer Gefahr, mit einer boshaften, neidtriefenden Aussage konfrontiert zu werden, etwa dergestalt: Oh, da hat sich mal wieder einer richtig Mühe gegeben! Schwamm drüber.

Erfahrungsgemäß aber schwer tut man sich mit Festteilnehmern, die aus dem Verpacken eine Religion machen. Nach jahrelanger Erfahrung scheint mir, als machten sie ein Jahr lang nichts anderes, als sich zum Verpackungskünstler ausbilden zu lassen, so wie etwa Christo mit seinem Reichstag.

Null Chancen hingegen hat man gegen schenkende Kinder. Deren Selbstgebasteltes treiben jeder Oma die Tränen in die Augen und lassen einen redlich bemühten Einpacker wie mich ziemlich alt aussehen. 

Und das alle Jahre wieder.

Allgemein Essen & Trinken Menschen Stadtstreicher

Unser täglich Brot gib uns heute

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…aber bitte nicht zwei Kilo auf einmal. 

Das Leben einer Einzelhandelskauffrau ist keineswegs so einfach, wie man sich das gemeinhin so vorstellt. Ständig muss sie sich mit neuen Themen auseinandersetzen. Da taucht frische Ware auf. Neue Preise werden auf- , altes Wissen wird abgerufen. Und dann auch noch die Kundschaft mit all ihren Wünschen. Allein schon die Fleischtheke bietet eine Fülle von Herausforderungen, wenn es z.B. gilt, verschiedene Fleischsorten den korrespondierenden Tieren zuzuordnen. Allein schon so etwas  erfordert eine ganze Menge an Knowhow. Glücklich, wer da noch das Berichtsheft aus der Zeit seiner Lehre in Reichweite hat. Etwas einfacher ist es, arbeitet man an der Fischtheke. Aber auch da wäre es gut, könnte man den Süßwasserfisch seiner Herkunft nach dem Viktoria- oder dem Titisee zuordnen. Weiter wäre gut zu wissen, dass der Rollmops von den Lofoten kommt und die Wiege der Schwarzwaldforelle in der Nähe von Freudenstadt steht.

Etwas leichter tut sich da die Verkäuferin an der Brottheke eines Supermarktes. Gut ausgebildet, wie sie ist, weiß sie z.B. dass das Brot, das sie verkauft, vom Bäcker kommt, was das Erfüllen des Kundenwunsches zwangsläufig enorm vereinfacht. Meist deutet der Kunden vor der Theke stehend ohnehin auf ein bestimmtes Brot im Regal und sagt: „Von dem da, bitte“. Ist der Service perfekt, wird die Fachfrau versuchen, den Wunsch des Kunden behutsam einzugrenzen, etwa dergestalt: in dem Brot da ist aber Kümmel drin.

So ähnlich war es mir erst kürzlich ergangen, als mich am Brotstand eine bestens ausgebildete Einzelhandelskauffrau auf diesen Unterschied hinwies. „Da ist aber Kümmel drin“, sagte sie mit leichtem Bedauern, denn das Brot war von gestern und hätte weggemusst. Gut, dass es diese Sorte dann aber auch ohne Kümmel gab, weshalb sie nach einem frischen Laib griff. Eigentlich hätte sie sich gewünscht, dass die Menge ungeteilt über die Ladentheke geht. So traf sie meine Bitte um die Zuteilung von 300 Gramm ziemlich unvermittelt. Mit verdunkeltem Blick wuchtete sie den Laib auf das Schnittbrett, waltete ihres Amtes, schnitt ab und legte das Stück auf die Waage. 500 Gramm. Beim Einpacken fragte sie noch schnell, ob es recht sei. Nein, sagte ich. Da ich kein altes Brot mag, sagte ich, ich hätte gern 300 Gramm. Zu fortgeschrittener Arbeitszeit auch noch ein renitenter Kunde – das hatte ihr gerade noch gefehlt. Zugeteilter Brotabschnitt also wieder zurück. Restlaib wieder her. Jetzt drehte sie den Spieß um. Sie wurde bockig.

Dann solle ich ihr doch jetzt bitte mal sagen, wie viel Brot ich eigentlich will. Ich sagte 300 Gramm. Auf dem Schnittbrett lagen zwei Kilo, zudem das Messer und die Hand, die es hielt. Sie schien offensichtlich nicht gewillt, ihre Kenntnisse der Mengenlehre als Teil ihrer Ausbildung heranzuziehen. Noch ruhte das Brotmesser in ihrer Hand. Ihr Blick war herausfordernd. Unter keinen Umständen schien sie gewillt, sich dem Wunsch des Kunden nach der erbetenen Schnittmenge zu stellen. Unter diesen Umständen schien ihr sogar geboten, Verantwortung abzugeben, das Bestimmen der Menge also auf den Kunden abzuwälzen. Sie rückte ihren enormen Laib in die Mitte und legte das Messer an. Wie viel, sagte sie, soll’s denn sein? Ich sagte 300 Gramm. Soweit ich durch das Schutzglas der Theke sehen konnte, zitterte ihre Messerhand jetzt leicht.

Der Kunde blieb jetzt nur noch die herausfordernde Möglichkeit, sich vor ihrem verdüsterten Auge zu blamieren. Jetzt also wäre es an mir, sich der kaum zu bewältigende Aufgabe der Mengenzuteilung zu stellen. 300 Gramm wollen schließlich mengengenau abgeschnitten sein. Dass sie ihre gesamte berufliche und private Existenz ursprünglich darauf gegründet hatte, dem Kunden die gewünschte Menge Brot zu verkaufen, blieb in diesem Zusammenhang unerwähnt.

Mittlerweile hatte sich vom Käse her ihr Kollege genähert, der, am Rande des Emmental friedlich agierend, mitbekommen hatte, dass sich nebenan wohl ein Konflikt abzeichnet, der – wie so viele weltweite Auseinandersetzungen – wohl in der Verteilung der Resource ‚Nahrung‘ seinen Ursprung nahm. Schnell aber ahnte er, wie komplex das Thema war. So schien es ihm das Klügste, sich lieber wieder dem traditionell abgepackten Backsteinkäs‘ zuzuwenden.

Noch aber thronte hinterm Tresen diese massive Brotmamsell, nicht willens, auch nur eine Schnitte nachzugeben. Das Blitzen der vor ihr senkrecht stehenden Klinge im Auge ließ ich mich letztlich darauf ein, die gewünschte Menge selbst zu bestimmen, was – da ich die Nerven verlor – in einem schmachvollen, mich rundum demütigenden Prozess endete. Millimeterweise verschob sie ihr Brotmesser auf dem Brotlaib, mich fixierend und abfragend: soll’s so viel sein, oder soviel, oder sogar soviel?

Fix und fertig wie ich jetzt noch beim Schreiben bin, gab ich ein erschöpftes ‚In Ordnung‘ von mir. Als die Waage ‚450 Gramm‘ anzeigte, war meine Niederlage schlechterdings nicht mehr zu leugnen, zumal mir dieser Brotleib die Übermenge vor allen Umstehenden auch noch laut und höhnisch ansagte.

Vor aller Augen gedemütigt, machte ich mich davon (verkrümelte mich also), fest entschlossen, als Speisebeilage in Zukunft mehr auf die Kartoffel zu setzen.

 

Allgemein Blättern & Rauschen Menschen

Brüder (und Schwestern) zur Sonne, zur Freiheit!

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Wie sich unsere studentische Elite irgendwie auf den Ernst des Studiums vorbereitet

Natürlich bringt uns die Coronakrise in diesen Tagen alle an den Rand unserer Möglichkeiten. Selbst wenn wir jetzt einmal das Leiden der Gastronomie außen vor lassen und auch die großen Nöte der Konzertveranstalter bewusst hintanstellen, so müssen wir hier doch  zuvörderst das unermessliche Leid der Schüler thematisieren. Menschen, die ohnehin einen eher schwachen Antrieb verspürten, ihren Laptop zu verlassen, konnten über eine vergleichsweise lange Strecke nicht mit ihren Freunden abhängen. Soziale Verelendung drohte.

Doch noch immer gilt der schöne Poesiealbumspruch: „Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtleid her“. Im vorliegenden Fall leuchtet das Lichtlein aus der Medizinerecke, ein sich naturwissenschaftlich gerierender Berufsstand, der sich neuerdings darin gefällt, in eine Kakophonie der Weißkittel auszubrechen, d.h., keine weiß genau irgendetwas und vor allem nicht, wie mit dem Thema Corona fürderhin umzugehen sei.

Maske ja, Maske nein? Und wenn ja, wo, oder besser: wo nicht?

Wenn sich jetzt noch die Gesamtheit der Schülervertreter, der Elternbeiräte, der GEW, der Pädagogenverband sowie die bildungspolitischen SprecherInnen sämtlicher im Bundestag vertretenen Parteien einmischen, spätestens dann ist offensichtlich, dass, um es jetzt einmal griffig zu formulieren, Polen offen ist.

Gut, wenn nicht ganz Polen, so immerhin das Jugendzimmer, wo sich Söhne und Töchter nach Aussagen vieler Eltern morgens eher spät sich dem Tageslicht aussetzen, um, ja was nun? Sich in ein Klassenzimmer zu bequemen? Den Rechner für den Online Unterricht hochzufahren? Das sicher.

Was aber nun zu Aktivitäten ungeahnten Ausmaßes führt, ist die Möglichkeit, sich ohne Mundschutz und zur unermesslichen Freude der Erziehungsberechtigten außerhalb der Wohnung an je definierten Orten mit ‚Freunden‘ zu treffen, um mit Handy und Mischgetränken abzuhängen und den Stress des Alleinseins abzubauen. Am liebsten an Freitagen, wo man ja im Rahmen der so notwendigen wir kontaktmäßig hochinteressanten „Friday For Future“ Bewegung neuerdings wieder die Klassenräume meiden kann. Für einen guten Zweck.

Dies dürfte sich kaum auf die Leistungsbereitschaft der Zöglinge auswirken, denn – sollte eine Abitursbenotung je noch einfordert werden – wird es ohnehin so sein, dass die Lehrerschaft, zermürbt vom Druck der Schulleitung, von renitenten SchülernInnen und einer rechtsanwalt-flankierten Elternschaft, die Zöglinge solange prüft, bis er oder sie mit einem Abi-Schnitt von 1,0 vom Hof rollt. Problem gelöst? Nein verlagert.

Wohin? Richtig, zur Universität, oder, wie im vorliegenden Fall einer Einschreibung beim KIT (das renommierte „Karlsruher Institut für Technologie“), auf dessen einführende Lehrpläne wir uns jetzt erst mal beziehen wollen. Denn dort warten schon die nächsten Herausforderungen auf unsere Studierwilligen. Es wird ernst. Eine Studiengruppe namens MALIBU ist fest entschlossen, die studienorientierte Zukunft entschlossen anzugehen. Angesichts des bevorstehenden Mühen hat sie fürs erste einen Wochenplan in Umlauf gebracht, der große Neugierde auf das kommende Studium verrät, zumal die Mutter eines Studienwillens mir glaubhaft versichert, dass es sich bei dem angeführten Wochenplan keineswegs um Realsatire handelt, sondern in all seinen lebensbejahenden Punkten tatsächlich ernst gemeint ist.

 

 

Leicht besorgt kann man da nur hoffen, dass die aufgeführten Inhalte der Einführungswoche nicht den gesamten Lehrplan abbilden. Ansonsten wäre der Schritt vom Bachelor- zum Masterstudium nur ein kleiner: es gälte lediglich die Kneipe zu wechseln.

 

 

 

 

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