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Allgemein Essen & Trinken

Pfälzer Flugtage

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Kuh in Melchsee-Frutt

Abgefallene Kuh. Nicht in der Pfalz!

Der LuftKuhOrt: Warum in der Pfalz eine Kuh vom Himmel fällt

Wir sollten unbedingt mal wieder über unsere Nachbarn, die Pfälzer, reden. Ohne sie wäre die Welt wirklich ärmer. Wir hätten dann nämlich keine ‚Fleeschknepp’, keine ‚Grumbeersupp un Quetschekuche’ und auch keinen ‚Saumagen’. Vor allem aber hätten wir nicht diesen wunderbaren Riesling, der sich, wie man es besser nicht sagen kann, gewaschen hat.

Das hängt natürlich auch mit der einzigartigen Landschaft zusammen. Denn wenn  beim Immobilienerwerb der Banker versucht, uns mit dem Ruf: Lage! Lage! Lage! auf einen vernünftigen Standort einzuschwören,  blicken wir verträumt aus dem Fenster und denken an ‚Musenhang‘, ‚Ungeheuer‘, ‚Maushügel‘, allesamt große Weinlagen rund um Deidesheim.

All diese Herrlichkeiten zusammenfassend muss man sagen: wenn der Herrgott dort oben jemals Manna auf einen Landstrich hat regnen lassen, dann wird’s  die Pfalz  gewesen sein.

In diesen Tagen muss nun aber ein Pfälzer Hausbesitzer das Gefühl bekommen haben, der Herr im Himmel habe noch einen draufgelegt, denn die Presse meldet, es hätte in seinem Haus einen Schlag getan, worauf der wackere Pfälzer ins Freie geeilt war und dort im Garten eine abgestürzte Kuh habe entdeckte.

Wären wir noch ein bisschen gläubiger, müssen wir bezeugen, dass der Herrgott auf die Pfalz nicht nur Manna sondern neuerdings also auch Kühe hat regnen lassen. Aber es verhielt sich dann wohl so, dass die grasende Kuh oberhalb des Anwesens dem Abgrund zu nahe gekommen war. So wurde sie wohl ein Opfer der Schwerkraft, stürzte ab, wurde dann aber – oh Wunder! – von einer Regenrinne aufgefangen, an der sie irgendwie hängen blieb.

Wir wollen den Gedanken jetzt nicht vertiefen, was sie in der Pfalz denn für Regenrinnen verbauen. Offensichtlich sind die stark genug,  den Sturz einer Kuh abzufangen. Das wäre dann vielleicht eine Werbeaktion der Pfälzer Regenrinnenbauer. Ist aber eher unwahrscheinlich.

Vielleicht könnte es aber auch sein, dass man einfach mal wieder auf ein Pfälzer Naturprodukt aufmerksam machen wollte – ähnlich dem Hällischen Landschwein, das ja auch zu einer Marke geworden war. Ob bei dessen Markteinführung  im Vorfeld Schweine geflogen sind, wissen wir nicht. Das Ganze scheint uns bei gründlicher Betrachtung jedenfalls rätselhaft.

Egal, wie’s wirklich war – es gilt festzuhalten: alles besser, als dass es Katzen hagelt.

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Ode an den Wurstsalat

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Gerade in diesen so überaus harten Zeiten, sollten wir uns hier kurz und wehmütig an die Leib- und Magenspeise erinnern, die uns stets, in guten wie in schlechten  Zeiten unseren Bierdurst erst so richtig abrundet. Es ist der Wurstsalat.

Natürlich braucht es dazu keine Wirtschaft. Wir können den Wurstsalat auch daheim essen. Schließlich gibt’s Ringe aus Fleischwurst überall. Auch wird es in der heimischen Küche an Öl, Zwiebeln und auch an Essig nicht fehlen. Aber gerade im Verzicht auf den Wurstsalat daheim liegt ein Stück weit das große Glück dieses besonderen Genusses. Dem sollte man sich am besten im Freien hingeben.

Wenn wir ihn da essen wollen, wo er hingehört, fällt uns voller Sehnsucht natürlich gleich mal der Biergarten ein. Die Sonne scheint, der Kies knirscht. Ab und zu lässt der Baum, in dessen Schatten wir trinken, ein Blatt leise zu Boden fallen. Wir haben unsere Zeitung dabei. Das Oldtimer Cabrio steht mit offenem Verdeck vor der Wirtschaft. Dort, wo von Zeit zu Zeit unser Blick hin wandert. Die Bedienung, die uns kennt, ruft schon von Ferne: wie immer? Aber sicher! Und dann kommt’s. Erst kommt das Bier, und dann haben wir auch noch den Salat. Den Wurstsalat. Sieht fast nach einem Wunder aus, wie er da so vor uns steht.

Doch auch ein Wunder will angerichtet sein. Denn was sich so einfach anhört, ist so einfach nicht. Ein Wurstsalat ist – auch wenn man es ihm nicht ansieht – ein komplexes Gebilde. Es gibt ihn zunächst ganz einfach als Wurstsalat. Dann aber geht’s schon los. Es gibt ihn in der Variante ‚Straßburger‘ Wurstsalat, also mit Schweizer Käse. Oder aber auch als ‚Elsässer‘ Wurstsalat, was aber das Gleiche ist. Manche Bedienungen fragen nach. Sagt man ‚Straßburger’, sagen sie ‚Elsässer‘? Sagt man ‚Elsässer‘ fragen sie ‚Straßburger‘? Scheint, als wartet auf den Genießer eine ganze Palette von geschmacklichen Möglichkeiten.

Im Schwäbische gibt’s z.B. noch den ‚Schwäbischen Wurstsalat“ (richtig erraten!), der sich vom Badischen (oder Elsässer) darin unterscheidet, dass er mit Schwarzwurst zubereitet wird.

Die Fleischwurst sollte dünn geschnitten sein, nicht zu viel Öl und schon gar nicht zu viel Essig. Grundsätzlich sollte er gut durchgezogen sein, aber anderseits auch wieder nicht zu lange. Nicht, dass da was Lätschiges vor uns im Teller liegt. Manche raspeln den Käse flockenartig über die Wurst. Auch gut. Vor allem hat man das nicht alle Tage. So gesehen ist ein Wurstsalat ein bisschen wie ein Überraschungsei. Man weiß nie, was man kriegt.

Das kann einem in Bayern nicht passieren. Der Wurstsalat, den sie uns da auftragen, ist in der Regel ein merkwürdiges Ding – man kann es nicht anders sagen. Da schwimmen doch tatsächlich Fleischwursträdchen in einer Mischung aus Wasser und Essig, soviel Flüssigkeit, dass die Wurst da drin kaum Luftholen kann. Hat man viel Glück, hat das Personal die Hälfte der Soße beim Anmarsch schon verschüttet. Sonst besorgen sie es beim Abstellen des Tellers. Den verbleibenden Rest kann man mit der meist extra in Rechnung gestellten ‚Semmel‘ kaum auftunken. Was bleibt, ist oft genug eine vollgekleckerte Hose, immer noch Hunger und ein Zwiebelgeschmack im Mund, der uns beim nächstes Mal einen (meist exzellenten!) Schweinebraten bestellen lässt.

Ansonsten hätte auch hier gegolten: weniger Zwiebeln sind mehr. Wie zu viel Knoblauch ein Essen komplett verhunzen kann, so kann einem das auch mit dem ‚Überzwiebeln‘ passieren. Klein-geschnitten sollten sie sein, die Zwiebelchen. Eine zarte Beimischung. Sind es zu viele, drängen sie sich geschmacklich in den Vordergrund, wo sie nicht hingehören. Wenn’s halt trotzdem mal passiert, muss ein Schnaps her.

Ist man soweit gekommen, braucht es jetzt eigentlich nur noch meine Lieblingsbeigabe. Aufgeblasene Schreiberlinge würden das eine ‚kongeniale Ergänzung‘ nennen. Wir aber nennen es Bratkartoffeln. Manche sagen Brägele, was in Ordnung geht. Hauptsache, man weiß, was gemeint ist. Das Dümmste allerdings ist, wenn man uns sogenannte ‚Bratkartöffele‘ andrehen will. Da krieg ich die Krise.

Ansonsten habe ich die Bratkartoffeln gern fein geschnitten. Können auch ein bisschen fett sein. So zünden sie die nächste Stufe in der Geschmacksrakete. Natürlich tut’s Brot auch, erfahrungsgemäß sparen Wirte aber oft am Brot. Sehe ich manchmal die zwei Scheiben auf dem Teller, kommt es mir vor, als würde ich die schon vom ALDI kennen. Dem entgeht man, wenn man gleich der Bratkartoffel sein Ja-Wort gibt. Brot kann dann weg. Ich persönlich finde, dass erst durch die Beilage – die alte DDR hätte es eine ‚Sättigungsbeilage‘ genannt – so ein Wurstsalat zu einem richtigen Essen wird.

Das Hors d’oeuvre kann dann entfallen. Das Dessert nehmen wir morgen. Selbst wenn die Wetterlage stabil scheint, tut man im Biergarten gut daran, sich auf’s Wesentliche zu konzentrieren. Auf einen Wurstsalat.

Allgemein Essen & Trinken

Essen auf Rädern

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220px-ICE_3_FahlenbachGestern war’s wieder mal toll im Zug. Er war pünktlich abgefahren, und kaum hatte er den Bahnhof verlassen, duftete es nach Essen, dass es nur so eine Art hatte. Was geruchsmäßig schon mal ganz toll roch, waren zunächst Fleischküchle mit Kartoffelsalat, beides  mit offensichtlich hohem Zwiebelanteil. Erwähnen muss man in diesem Zusammenhang auch den einzigartigen Duft von Romadur auf  Baguette! Weiter registriert die Nase ‚Sushi‘, aber auch Curryhühnchen an Reis. Immer wieder gern genommen. Hatte ich schon vom Salat mit Knoblauchdip erzählt? Und von dem unverwüstlichen Speisekartenknaller: kaltes Schnitzel ‚Wiener Art’, ebenfalls ergänzt durch einen Kartoffelsalat, der durch die Beigabe von etwas Knoblauch an Geschmack und Geruch sogar noch zulegen kann?

Wem jetzt schon mal das Wasser im Mund zusammenläuft, der sei vorsorglich darauf hingewiesen, dass sich diese wunderbaren und unverwechselbaren Düfte keineswegs am dafür vorgesehenen Ort, nämlich im Speisewagen, entfalten, sondern im Großraumabteil des ICE von München nach Karlsruhe, wo man schon mal den Eindruck hätte gewinnen können, der 2. Weltkrieg sei eben zu Ende gegangen. Froh, dem Grauen entkommen zu sein, reist man jetzt durch das Nachkriegsdeutschland. Vielleicht arm an Geld, aber unzweifelhaft reich an mitgebrachtem Proviant.

An manchen Tagen scheint es, als wäre eine normale Zugfahrt nicht mehr vorstellbar ohne das, was man früher vielleicht als das große Fressen bezeichnet hätte. Kurz: der ganze Wagen stank nach Essen, dass man mit Mühe den Brechreiz unterdrücken konnte. Dabei präsentierte sich ein äußerst breitgefächertes Geruchsportfolio, einmal quer durch die kalte Küche. Jede geöffnete Tupperware wird so zu einer Büchse der Pandora.

Vorbei die Zeiten, da der Duft von Kaffee die Nasen der Reisenden umschmeichelte und das einzige Geräusch, das das Ohr eines still Lesenden erreichte, das Knacken eines Schokoriegels war.

Heute aber, so scheint es, reisen ganze Heerscharen ausgehungerter Reisender, die weniger die Sorge umtreibt, dass der Zug pünktlich abfährt, als vielmehr, dass er zu früh ankommt.

Könnte ja sein, dass man mit dem Essen noch nicht fertig ist.

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Er hat die Haare schön

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Marc Marshall färbt sich den Bart und treibts bunt

Schwer zu glauben, aber kaum hatten wir gedacht, das alte Jahr sei vorbei, holt es uns auch schon wieder ein. Und zwar in Form eines Fotos, mit dem der Sänger Marc Marshall für sich wirbt und das, wie heute halt üblich, fluchs viral geht. Was in der Regel heißt, dass jeder Mist – ist er mal draußen –  nicht mehr einzufangen ist.

Im vorliegenden Fall beschäftigt uns ein Foto des Sängers, das er in der Hoffnung auf ähnliche Popularität, wie sein Vater Tony Marshall am Ende des letzten, eher nicht so gut verlaufenden Jahres noch gepostet hatte.

Nun muss man natürlich wissen, dass Marc Marshall, obschon auch nicht mehr ganz jung, sich noch nicht recht gefunden hat. Mal präsentiert er sich als klassischer Schlagersänger, mal als Chansonier. Dazwischen gibt er sich aber auch als Opernsänger oder aber als Gigolo. Immer, so steht zu vermuten, ist bei ihm künstlerisch was los. Da ist ein ständiges Häuten, wie man es allenfalls vielleicht noch von Schlangen kennt, die nach dem saisonal bedingten Abstreifen ihrer Haut von sich doch stets immer wieder behaupten können: hallo, ich bin’s.

So mag es auch unserem Künstler gehen, der trotz seinen durch seinen vielfältigen Rollenwechsel uns glauben machen will, wo Marc Marshall drauf steht ist auch Marc Marshall drin.

Dieser an sich vernünftige Ansatz wird jetzt irgendwie beschädigt durch seine jüngste Aktion, die die Seriösität seines Tuns zwar nicht gänzlich in frage stellt, immerhin aber an ihr rüttelt. Auf der Suche nach immerwährender Aufmerksamkeit war der Künstler in den letzten Tagen des vergangen Jahres nämlich auf die Idee verfallen, sich zwar nicht schlagenmäßig zu häuten, immerhin aber einen anderen Anstrich zu verpassen.

So kam es, dass er sich, das künstlerische Tun noch unterstreichend, seinen mächtigen Bart färbte, um so in Anlehnung an die Regenbogenaktion unserer Nationalmannschaft in Katar ein Zeichen zu setzen. Auch er ist also gegen Rassismus und Diskriminierung. „Liebe, Frieden und Respekt trage ich in mir – und all diese Werte sehe ich auch in einem Regenbogen.“ Dass diese Wortfolge auch als Headline seines aktuellen Programms auftaucht, ist praktisch. So muss er nicht zweimal nachdenken.

Gerade weil der Sänger sich bislang in diesen Bereichen noch nicht so positioniert hatte, war dieser Schwenk einigen seiner Fans so nicht geläufig, weshalb sie sich in den sozialen Medien erst einmal Luft verschafften und ihn kritisierten. Worauf der Star jedwelchen kritischen Anmerkungen entschlossen entgegentrat. BILD meldete, er habe angesichts des Elends der Welt sogar mit einem anderen Star eine „144-Stunden-Mahnwache gehalten, sich mit mehr als 90 Persönlichkeiten aus aller Welt ausgetauscht“. Angesichts der aufkommenden Publicity kann man das nur als eine rundum gelungene Aktion bezeichnen. Umso ratloser verfolgen wir sein Statement zu der Kritik einzelner Fans, denen er zuruft: „Lasst mich in Ruhe! Es ist mir scheißegal, ob irgend jemand mein Gesicht gefällt oder nicht“. Abgesehen davon, dass es ‚jemandem‘ heißen muss, droht dem engagierten Sänger nun eine nicht geringe Anzahl seiner Zuhörer abhanden zu kommen, was er stark verärgert als ‚WinWin‘ Situation bezeichnet.

So gesehen hat er ja recht. Auch einem Fisch, den wir landläufig als ‚Forelle‘ benennen, kann es egal sein, ob wir ihn mit dem Regenbogen in Verbindung bringen. Hauptsache, er landet nicht auf unserem Teller und fängt an zu singen.

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Hauptsache lustig.

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Wer sich integrieren will, muss nicht unbedingt lustige Lieder singen können. Aber gut wär’s schon.

Ein Dönerverkäufer 1855

Soll keiner sagen, dass unsere Türken keine lustigen Leute seien. Gut – vielleicht nicht so lustig wie etwa die Tiroler, die es wegen ihrer durchgängig guten Stimmung sogar zu einem eigenen Lied gebracht haben. Das geht so: „Die Tiroler sind lustig die Tiroler sind froh“. Wer das singt, spürt schon, was es mit den Menschen dort so auf sich hat. Irgendwie nur schade, dass so lustige Leute wie die Tiroler keine richtigen Deutsche sind. Gerade an Tagen wie diesen könnte wir solche Deutsche nämlich gut gebrauchen, gerade jetzt, wo viele unserer Landsleute das Leben eher traurig finden. Denn wer jemals in Tirol Skiurlaub gemacht hat, der weiß, wie es sich anfühlt, von einem braungebrannten tiroler Skilehrer beim Apres Ski so richtig bespaßt zu werden. Danach weiß er, wie es bei einem zünftigen Almdudler zugeht: so richtig lustig halt.

Jetzt aber müssen wir nochmal auf unseren Anfang zurück kommen, wo wir von den türkischen Mitbürgern gesprochen hatten. Solch eine tiefe Fröhlichkeit ist nämlich von unseren türkischstämmigen Mitbürgern nicht zu vermelden. Wenn wir sie in ihrem Imbiss stehen sehen, fällt uns vieles ein, nicht aber, wie heiter es ist, sein Leben mit einem Dönerspieß im Rücken zu verbringen. Aber vielleicht wird das ja noch.

Ganz anders verhält es sich mit den Zuwanderern der ersten Stunde, den Italienern, die schon kurz nach dem Krieg als ‚Gastarbeiter‘ zu uns gekommen waren. Freilich muss man sagen, dass es für sie zu Anfang auch nicht so furchtbar lustig war. Wenn man sich damalige Dokumentationen anschaut, ahnt man, wie übel es ihnen anfänglich erging. Angereist in Zugwaggons der Holzklasse, lebten sie zunächst noch in Baracken. Gewaschen hatte man sich im Freien. Sieht man heute die damaligen Filmsequenzen, muss es ihren, weit ab von Bella Italia, anfänglich ziemlich schwer gefallen sein, an die Segnungen des deutschen Wirtschaftswunders zu glauben.

Das wurde erst besser, als die ersten von ihnen sich einen Opel Kadett leisten konnten, den sie wie alle Deutsche jeden Samstag wuschen. Da hatten sie aber schon nach einer Lokalität Ausschau gehalten, in die sie recht zügig einen Pizzaofen einbauten. War der Ofen endlich da, besorgten sie sich aus Italien Bilder vom Vesuv und vom Ätna. Weiter bezogen sie aus der alten Heimat Gipsfiguren von halbnackten griechischen Göttinnen und bastverkleidete Chiantiflaschen, die, leer getrunken, als Kerzenhalter schnell den Weg auch in unsere Kellerbars fanden. Die von uns den Krieg überlebt hatten, fanden das wunderschön.

Nun muss man sich so einen Pizzabetreiber im Nachkriegsdeutschland nicht als geborenen Ober vorstellen, aber lustig war das schon, wenn unser Mann aus Palermo schon früh durch’s Lokal wuselt, die Sonne Italiens beschwört und gute Laune verbreitet. Später ließ sich der Italiener von uns auch noch vertraulich duzen („Was machst du mir heute“?), worauf  dem deutschen Stammgast zwar nicht das Messer im Sack, so doch das Herz aufging.

Dass sich so ein italienischer Pizzabetreiber alsbald vollständig integriert fühlte, verdankte er allerdings noch einem anderen Sachverhalt, dessen integratives Wirken man nicht  unterschätzen sollte. Es war die italienische Musik, die uns Deutschen das süße Leben unter der südlichen Sonne vorgaukelt. Titel wie „Oh mia bella Napoli“, „That’s Amore“ und „Oh sole mio“, mögen hier stellvertretend stehen, aber auch Interpreten wie der ewig lachende und zähnebleckende Adriano Celentano („Azurro“), wie Ricci & Poveri („Felicita“) und Rocco Granata („Marina“). Sie alle formten ein Bild von Italien, das bald auch kräftig in den deutschen Nachkriegsschlager überschwappte. Bis heute prägte es das positive Bild von unserem südlichen ‚Nachbarn‘. Dabei geholfen hat auch, dass die Sänger und Sängerinnen Italiens ihre Hits bald auch auf Deutsch sangen. Kam dazu dann auch noch so ein kleines unschuldiges Liedchen wie „Zwei kleine Italiener“, dann war man dem Gastarbeiter von Herzen gut. Irgendwie hieß man ihn willkommen und war froh, wenn er seinen Ofen für uns anwarf. Daran etwas ändern konnte nicht einmal die später gar nicht mehr so lustige Cornelia Froboess, die sich bis heute für den ‚Kleinen Italiener‘ schämt. Ohne es zu wissen, hat sie mit ihren kleinen albernen Liedchen dazu beigetragen, dass die Integration der italienischen Mitbürger gelang.

Ganz anders als z.B. bei unserem türkisch-berliner Taxifahrer, der – steigt ein Fahrgast zu – gut daran tut, die Lautstärke seines Autoradios runterzufahren. Mag ja sein, dass das, was da aus dem Autoradio tönt, von vielem erzählt, nicht aber davon, wie schön es doch sein kann, wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt.







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