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Russische Eier Teil 1

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…im Fabergé Museum in Baden-Baden

Während draußen auf den Schlachtfeldern der Ukraine furchtbare Kämpfe toben, ist es im Inneren des Gebäudes erstaunlich still. Allerdings findet auch hier, im beschaulichen Baden-Baden, ein Kampf statt, wo man im Fabergé Museum mit nicht kriegerischen Mitteln aber ebenso großer Leidenschaft die Erinnerung an die einstige Größe Russlands beschwört.

Denn gerade hier, in der Kurstadt an der Oos, hält sich – meist in Kreisen zugewanderter Russen – zäh die Mär, Baden Baden sei eine ‚russische Stadt‘. Dabei bezieht man sich im wesentlichen auf die Zeit zwischen den ersten Besuchen der badischen Zarengattin, die von Heimweh getrieben, mit ihrem Gatten ab 1700 Baden Baden immer wieder besuchte. Bis zum Ende des Zarentums sollte denn Baden Baden fortan eine der Sommerhauptstädte Europas werden, in denen sich alljährlich zur Sommerzeit der russische Adel mit all den angeflanschten Lakaien, Kurtisanen und Künstlern tummelten. Es galt, zumindest zeitweise, dem verschnakten Umfeld der aus Sümpfen geborenen Hauptstadt St. Petersburg zu entfliehen.

Last man standing. Dostojewski – der letzte Russe in Baden-Baden?

Und so setzte man sich hier in B-B fest, in neu erbauten Villen, Herrenhäusern, die allesamt in ja großdeutschem oder französischen Baustil gehalten waren. Man sprach Französisch, trank Champagner oder auch – Tschechow hat darüber berichtet – Affentaler Wein. Doch wäre es damals wie heute schwergefallen, eine genuin russische Kultur zu erkennen. Das Einzige, das einen genuin russischen Charakter trug war die Tradition der russisch orthodoxen Kirchen mit ihrer Ikonenmalerei. Vielleicht muss man nicht so weit gehen, dem Verdikt von Hugh Thomas („die Geschichte der Welt“) zuzustimmen, der sagt, es sei – bis zum Aufkommen des russischen Romans im 19. Jahrhundert – „der mittelalterliche Großpflug der einzige Beitrag der Slawen zum Fortschritt der Menschheit“.

Die Fabergé Eier jedenfalls gehören nicht dazu. Denn auch diese entsprangen, zumindest der Idee nach, französischer Handwerkskunst. Es sollte einem Franzosen hugenottischer Herkunft beschieden sein, dem Zaren und der ganzen russischen Oberschicht eine Pretiose zu schenken, die nachgerade zu einem Symbol zaristischer Herrschaft werden sollte.

Dies dürfte dem wiedererweckten Zaren namens Putin nicht entgangen sein… (Mehr demnächst. Hier.)

 

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Der Wischmob

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Ganz schön was los hier. Der Morgen in der Fußgängerzone

Dass eine Stadt lebt, erkennt man ein Stück weit auch an dem Lärm, den arbeitenden Menschen dort produzieren. Man könnte sagen: ich lärme, also bin ich. Das ist in Baden-Baden nicht anders als anderswo.

So z.B., wenn die Lastwagen, die schnell verderbliche Ware anliefern, in die Fußgängerzone rollen. Neben dem üblichen Motorengeräusch verfügen sie zusätzlich noch über ein lärmerregendes Kühlaggregat, das, über der Führerkabine angebracht, sicherstellt, dass im Inneren des Kühlbereichs die Temperatur nicht über Minus 5 Grad klettern.

20160602_083007-2Als weitere Lärmquelle auszumachen sind auch die kleinen orangefarbenen Reinigungsfahrzeuge, die wie Tausendfüßler in jede Ecke der Fußgängerzone huschen, um dort mit diabolischem Eifer der noch letzten Zigarettenkippe nachzustellen.

Nicht genug des Umtriebs. Zweimal in der Woche rückt von draußen, vom Fuhrpark, ein riesiger Reinigungslaster an, der, bestückt mit einer Zweimannbesatzung, sich um das Leeren zahlreicher Niederflurabfallbehälter in der Fußgängerzone kümmert.

Bei dem Fahrzeug handelt sich um das Modell ‚BUCHER Cityfant 60’, auch er ausgestattet mit einem Zweimotorenkonzept. Der Hauptantrieb, ein Diesel, ist für die Fortbewegung der 15 Tonnen schweren Straßenkehrmaschine zuständig. Mit diesem Aggregat schafft es die ‚Selbstfahrende Arbeitsmaschine’ mühelos, von einem Abfalleimer zum Nächsten zu bewegen. Doch lernen wir: ein Lärm kommt selten allein, und so hat auch das Fahrzeug noch einen zusätzlichen Motor. Dabei handelt es sich um das ‚Motorventilator-Aggregat von Daimler – Chysler’, das mit seinen 75 kW über eine enorme Saugleistung verfügt. Nur so kann er seiner Aufgabe in vollem Umfang gerecht werden. Hierzu sind zwei Personen notwendig.

So versucht die eine Person, der Fahrer, mit großer Umsicht das tonnenschwere Gefährt möglichst nahe an den jeweils zu leerenden Abfalleimer zu steuern, was im verwinkelten innerstädtischen Bereich nicht immer ganz einfach ist. Hat er das Ungetüm positioniert, schickt er den zweiten Mann hinaus ins Freie. Dieser Mitarbeiter greift sich nun den am Außenbereich des Fahrzeugs befestigten massiven Saugschlauch und führt ihn mit dem äußersten Einsatz seines ganzen Körpers in Richtung Niederflurabfalleimer. Dessen Aufsatz legt er nun zur Seite, was ihm ermöglicht, den Rüssel einzuführen. Der im Unterflurbereich sich befindliche Müll kann nun abgesaugt werden.

Das Konzept ist so einfach wie schlüssig. Während der eine im Freien arbeitet, verbleibt der andere im Inneren des Fahrzeugs. Das bewirkt zweierlei. Zum einen verhindert man dadurch, dass bei Regen der Fahrer nass wird; zum anderen kann man ausschließen, dass während des Einsatzes das Fahrzeug entwendet wird.

20160602_075544In Normalbetrieb konzentriert sich der Mann im Außendienst jetzt ganz auf die ihm gestellte Aufgabe. Und die ist schwer genug. Das Problem liegt nämlich darin, dass sich immer mal wieder Gegenstände, wie Taschen oder Regenschirme, im Inneren verkeilen. Was sich zunächst als einfache Tätigkeit anlässt, erweist sich nun doch als komplexe Herausforderung, denn es gilt jetzt zu verhindern, dass z.B. so ein Regenschirm bei umgeklapptem Aufsatz in den Saugrüssel gezogen wird. Bedingt durch die bereits von uns thematisierte enorme Saugleistung wäre dies für den Rüssel des ‚Cityfanten’ ein Leichtes.  Würde dies nämlich passieren, käme es u.U. im Inneren des Saugrüssels zu einem sogenannten ‚Klemmer’. Dadurch könnten Schäden entstehen, von denen sich ein einfacher städtischer Reinigungsmitarbeiter, der, mit seinem Handwagen unterwegs, den Regenschirm einfach herausgezogen hätte, keine Vorstellungen macht.

Ein weiterer Stressfaktor ergibt sich auch dadurch, dass der Fahrer im Inneren der Fahrzeugkabine Druck macht. Der Zeitplan ist eng getaktet, was aber keineswegs an der sich abzeichnenden Vesperpause liegt, sondern seine Ursache hat in einer um höchstmögliche Effizienz bemühten Einsatzplanung.

Doch auch außerhalb des unmittelbar innerstädtischen Bereiches erkennen wir eine Fülle an Lärmquellen. So bemerkt man in diesen Tagen im Bereich des Leopoldplatzes den verstärkten Einsatz von Bohrmaschinen, die sich mit großer Hingabe der Aufgabe stellen, vor der Renovierung des Leo den an sich schon gründlich untersuchten Untergrund noch einmal gründlich zu untersuchen.

Für Außenstehende mag es den Anschein haben, als würde man im Zentrum von Baden-Baden mit viel Aufwand nach Öl suchen. Doch verbietet sich hier bohrendes Nachfragen. Die Mitarbeiter der ‚Hettmannsperger Bohrgesellschaft mbH’ sind bei der Arbeit hochkonzentriert. Kein Wunder, klebt doch auf ihrem Fahrzeug  zusätzlich noch das Schild: Kampfmittelerkundung.

 

Scheint, als drohe der nächste Lärm.  

 

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Ein Freund, ein guter Freund…

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Letzten Sonntag, an der Haltestelle ‚Leopoldsplatz‘, ziemlich weit entfernt vom hektischen ‚Leo‘ – dort wo die Busse kreuzen und das verkehrsmäßige Herz unserer liebenswerten Kurstadt schlägt. Dort also hatte ich ein kleines, stilles Erlebnis, das es wert ist, hier festgehalten zu werden.

In Erwartung eines Busses nähert sich der Haltestelle eine Dame mittleren Alters und ziemlich stark gebaut. Die Absätze der Schuhe waren unter ihrem Gewicht schräg abgetreten; an ihrem dicken Unterarm baumelte eine lächerlich kleine Handtasche, die vom Inhalt stark ausgebeult war. Ihr zur Seite ein zotteliger kleiner Hund, erkennbar schlanker als sie. In seinem Aussehen fanden sich ungefähr drei Väter wieder. Die Dame, von einem Hauch Kölnisch Wasser umflort, nähert sich nun der Wartebank. Da das Hundchen leichter ist, erklimmt es mit großer Leichtigkeit die Sitzbank, bleibt aber zunächst noch stehen und wartet auf seine Herrin. Diese nimmt ächzend Platz, öffnet unmittelbar danach ihre Handtasche und zieht daraus ein gelbes Tuch hervor. Dann legt sie dieses auf die Bank. Der Hund steigt auf das Tuch, fährt sich mit der Zunge über die Schnauze und nimmt Platz. Jetzt sitzen beide.

Es nähert sich nun eine zweite Dame, nicht so stark gebaut, dafür aber deutlich älter. Sie setzt sich neben das Tierchen und blickt starr gerade aus auf die Strasse. Ob sie den kleinen, gefleckten Nebensitzer überhaupt bemerkt hat, ist zunächst noch unklar. Noch schaut sie nach vorne. Der Hund aber hat jetzt Witterung aufgenommen und schaut sie von der Seite her lange an. Dann schnuppert er wieder. Große Ruhe auf der Bank. Beide schauen jetzt wieder gerade aus. Stille. Und kein Bus weit und breit.

Plötzlich aber wendet sich das Hundchen erneut seiner Nebensitzerin zu, schnuffelt noch einmal vorsichtig, dreht den kleinen Kopf etwas zur Seite, als wolle er sie von vorne betrachten. Dann hebt er die Pfote, die die Dame – zu guter Letzt hat sie es bemerkt! – lächelnd ergreift. So bleiben beide eine lange Weile still sitzen.

Was soll man dazu sagen? Vielleicht dies: Ehrliche Freunde sind oft näher als man denkt. Und manchmal haben sie sogar vier Beine.

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Vom Kommen und Gehen

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 In Baden-Baden: nach Abbaumassnahmen jetzt wieder freie Sicht auf die VILLA ASCONA

Es ist wahr – man soll um Geschriebenes nicht zu viel Gedöns machen. Was geschrieben ist, ist vorbei. Neues kommt, Altes geht. Und schon gar nicht sollte man darauf hoffen, dass sich durch unser Geschriebenes irgendetwas ändert oder die Welt gar eine Bessere wird. Wer so etwas denkt, sollte zu einer Tageszeitung gehen.

…noch ist alles da…

Und doch müssen wir kurz noch einmal auf einen hier im BLOG vor nicht allzu langer Zeit erschienen Beitrag zurückkommen. Da hatten wir nämlich berichtet, dass vor der VILLA ASCONA neuerdings ein Zahlautomat steht (siehe untenstehender Beitrag!). Dieses Haus, das muss man hier zum besseren Verständnis anfügen, ist, neben dem ‚Frieder Burda Museum’ und dem ‚Festspielhaus’, ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, in Baden-Baden ’was Gutes und Schönes zu erleben.

Freilich sind die Musen, denen man in der VILLA ASCONA huldigt, von gänzlich anderer Natur als in den beiden anderen Häusern. Das Haus, zentrumsnah gelegen, ist vielmehr ein Nachtclub, der aber auch am Tage geöffnet hat. Und so schien es dem Etablissement angebracht, vor dem Geschlechtsverkehr – wenn man so sagen darf – den Zahlungsverkehr zu erleichtern. Wer wollte, musste also im Inneren der gepflegten Immobilie nicht mehr mit EC Karte und Pin agieren sondern durfte fortan heiter mit Geldscheinen winken. Was dem Aufenthalt sicherlich auch eine angebracht heitere Note beschert hatte.

…auf einmal ist alles wieder weg…

Wir sagten ‚hatte’, denn wie man neuerdings sehen kann, ist der Zahlautomat wieder verschwunden. Da, wo man vor dem Eintritt ins Innere noch schnell einen Tausender (oder so), ziehen konnte, klafft jetzt nur noch gähnende Leere. Der Automat wurde entfernt.

Doch sollten die Freunde fleischlichen Genusses nicht davon ausgehen, dass der Abbau des Zahlautomaten als Hinweis zu deuten ist, dass es fortan im Inneren des Hauses etwas umsonst gibt. Nein. Vielmehr macht man es jetzt wieder auf die gute alte Art. Man bringt am besten sein Geld mit. Die Scheine gerollt in der Hosentasche.

Man beachte bi 

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Bares für Wahres

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In Baden-Baden: vor der VILLA ASCONA gibt’s Geld

Man kommt nicht umhin festzustellen: Freunde fleischlichen Genusses finden in Baden-Baden ein reichhaltiges Angebot. So gibt es zum Beispiel in der Lebensmittelabteilung des ‚Kaufhaus Wagner‘ ein lang abgehangenes Dry Age Steak, das an Geschmack und Marmorierung seinesgleichen sucht. Nicht ganz zu vergleichen, aber von ähnlicher Qualität der „Fleischkäs‘ Weck“ für € 1 bei der Metzgerei Vogt („Darf’s ein bisschen Heimat sein?“), der an Qualität und Preis kaum zu überbieten ist. Macht man sich die Mühe und fährt in die Weststadt, findet man dort die Metzgerei Kauffeld. Dort zergeht die Maultasche mit ihrem Brät einem auf der Zunge.

Es wird klar: in Baden-Baden gibt’s für jeden etwas

Doch auch für den lustbetonten Veganer hält die Stadt fleischliche Genüsse bereit. Ein eher spezielles Angebot erwartet den Kunden in der Ludwig Wilhelm Straße. Dort befindet sich ein Geschäft ganz anderer Art. Es handelt sich dabei um die sogenannte VILLA ASCONA, die kaum mit Sonderangeboten lockt, deren Angebot sich allerdings auch eher an den Connaisseur wendet. Zudem wird man sich – anders als in den oben angeführten Fleischerfachgeschäften – mit Recht dagegen verwehren, wenn da behauptet würde, das dort angebotene Fleisch sei gut abgehangen.

Zudem sind die Öffnungszeiten verschieden. In der Ludwig Wilhelm Straße hat man erst gegen Abend geöffnet. Zu der Zeit haben die Kolleginnen in der Innenstadt ihre Geschäfte schon längst geschlossen und sind zu hause.

Und noch ein Unterschied sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Keines der angeführten Fleischereifachgeschäfte verfügt, wie etwa neuerdings die VILLA ASCONA, unmittelbar vor dem Eingang über einen EC Automaten. So  hat der Kunde die Möglichkeit, sich bei Tag und Nacht mit Bargeld zu versorgen.

Was er dort, vor dem Haus stehend, mit dem Geld anfängt, muss ihm überlassen bleiben. Hält er nach Eingabe der PIN schließlich Karte und Geld in seinen Händen, darf er sich aber freuen. Immerhin war es schon mal zum Zahlungsverkehr gekommen.

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