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Der Übel-Täter

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Gut, dass wir sie haben. Die Polizei hilft, wo sie kann.

Wer würde uns nicht zustimmen, wenn wir hier festhalten, dass der Beruf des Polizisten außerordentlich vielfältig ist. So war erst kürzlich zu lesen, dass ein Mann in Freiburg beim Niesen auf einer Brücke seinen Zahnersatz verloren hatte. Der war ihm durch das Geländer gefallen und prompt auf der darunterliegenden Bundesstraße gelandet. Glücklicherweise war die Polizei zugegen. So konnte sie den Zahnlosen davon abhalten, „auf eigene Faust auf der vielbefahrenen Straße nach seinen Zähnen zu suchen“. Es wäre umsonst gewesen. Denn obwohl sich die Polizei an der Suche beteiligte, blieb der Zahnersatz „unauffindbar“, konnte also seiner ursprünglichen Aufgabe nicht mehr zugeführt werden.

Anders in Baden-Baden. Dort gelang es den Ordnungshütern tatsächlich ein Problem zu lösen, auch wenn die Situation eine gänzlich andere war. Der Anlass war eine sogenannte ‚Überführung’.

Eine solche ist z.B. vorgesehen, wenn ein Verdächtiger – sagen wir mal – vom Gefängnis in den Gerichtssaal gebracht oder ein sonstiger gerichtsverwertbarer Mensch mit einem Fahrzeug von A nach B ‚überstellt‘ werden muss. Um einen solchen Vorgang zu einem guten Ende zu bringen, muss die Polizei unbedingt eingebunden werden. Wie es sich erst jetzt wieder in Baden-Baden gezeigt hat, können die Herausforderungen des Vorgangs durchaus gravierend sein.

Wäre man neulich über die B 500 stadtauswärts gefahren,  hätte man in der weiten Kurve auf der Höhe der Gemarkung Wörthböschel u.U. einen Streifenwagen bemerkt, der mit eingeschaltetem Blaulicht auf der rechten Spur stand. Neben dem Streifenwagen zwei Polizisten, die den Ort sicherten. Der Anlass war eher ungewöhnlich. Im vorliegenden Fall drehte es sich nicht so sehr darum, ein Gebiss zu bergen, sondern es galt, einem mutmaßlichen Straftäter, dem während der Fahrt plötzlich übel geworden war, zu ermöglichen, sich außerhalb des Dienstfahrzeugs auf der B 500 zu übergeben.

Fast überflüssig anzumerken, dass die Beamten mit großer Umsicht darauf achteten, mögliche Fluchtgedanken seitens des zu Überführenden schon im Keime zu ersticken.

Wir wollen jetzt nicht am Fahrstil der Beamten rummäkeln. Auch steht die juristische Bewertung der Tat des möglicherweise straffällig Gewordenen noch aus; vielleicht hatte der Mann tatsächlich Übles getan, vielleicht aber war ihm einfach nur übel geworden.

In jedem Fall aber ist es nur zu verständlich, wenn wir hier jetzt einmal ungeschützt von einem sogenannten Übel-Täter sprechen.

 

 

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Unser Tony!

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220px-Tony_Marshall_2009_croppedMein Gott, unser Tony will mit dem Trinken aufhören. Jetzt also hat es sich endgültig ausgetrunken. Vorbei die Zeiten, als er singend den ‚Affentaler Roten’ pries. Vorbei auch die Zeiten, als er im Rahmen einer kleinen improvisierten Feier von der Polizei bei einem Gläschen Sekt seinen Führerschein zurück bekam. Das ihm boshafter Weise zugeschriebene ‚Trinkerbein’ – adieu.

Ein letztes Prost! hängt traurig über der Stadt an der Oos.

Zeit also, noch einmal einen älteren Beitrag von uns auf die Seite zu heben. Als die Welt in Ordnung und Tony noch fröhlich war. Als er noch „Heute haun’ wir auf die Pauke“ sang und Trump noch weit weg war. Ach – hätte er mit dem Trinken doch nie aufgehört…!

Trotzdem wünschen wir ihm alles Gute für seinen neuen, trockenen Lebensabschnitt!

 

 

Tony in der ‚Olive‘ oder: der Prophet auf seinem Berg

Foto 4 KopieWill man die Worte des Propheten vernehmen, muss man den Berg besteigen. Und das geht so: erst die Lange Strasse entlang; dann biegt man ab in die Hektor-Berlioz Anlage. Jetzt noch über drei Ampeln und dann liegt er auch schon vor uns, der Berg. Der ist allerdings ziemlich flach, aber der Ort der Verkündigung liegt ja auch nicht im ‚Sinai‘ sondern in der Eisenbahnstrasse, und der Prophet heißt nicht Moses sondern Tony.

Denn dort, ein bisschen außerhalb des engen Stadtkerns, hat unser Verkünder seinen Berg gefunden, in der ‚Tony Marshall Galerie‘ des griechischen Restaurants ‚Olive‘. Dort singt er von Zeit zu Zeit vor seinen Jüngern, predigt ihnen und richtet sie auf. Ansonsten erschließt sich der Inhalt der in der ‚Olive‘ gehaltenen Predigten doch eher den Freunden der Musik. Wem’s auch dann noch nicht ganz klar ist, um was es hier letztlich geht, ist herzlich aufgefordert, vor Ort ein Fläschchen Eierlikör zu erstehen. „Tony macht fröhlich“, steht da auf dem Etikett. Also auch hier starke Heilserwartung bei nicht allzu Hochprozentigem.

Ansonsten sind die Wände übervoll dekoriert mit Devotionalien aller Art. Goldene Schallplatten, Plakate, Fotos – alles Zeugnisse eines langen Künstlerlebens. Und dann staunt man auch noch über ein Geschenk des fernen Landes namens BORA BORA. Offensichtlich hatte der Sänger mit seinen Darbietungen die dortigen Ureinwohner so angesprochen, dass sie ihn – neben der Ehrenbürgerschaft – auch noch mit einem Gegenstand bedachten, dem wir uns zunächst mit leichtem Schaudern nähern. Aus der Ferne betrachtet ist nämlich nicht gleich ersichtlich, ob es sich bei dem an die Wand genagelten Gegenstand um eine Jagdtrophäe, um einen (haarigen) Glücksbringer oder etwas gänzlich anderes handelt, von dem wir aber annehmen dürfen, dass ihm ein Zauber innewohnt.

So wie unserem Tony.

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Jetzt aber mal TEMPO!

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Woran erkennt man die Lebensqualität einer Stadt? An was mag es liegen, wenn man Baden-Baden mit Charme und Fröhlichkeit in Verbindung bringt?

20170418_095258Ein ganzes Stück weit hat das sicherlich mit den Einwohnern zu tun. Sie wissen mit gepflegtem Äußern, mit einnehmendem Wesen, ja, nicht selten, mit heiterem Gemüt den Fremden für sich zu begeistern. Auf der Suche nach weiteren Gründen darf man aber auch nicht vergessen, welchen Stellenwert man hier dem Umweltschutz einräumt. Es heißt ja sogar: Baden-Baden, der grüne Salon. Staunend nimmt man zur Kenntnis, dass selbst die hiesige Oberbürgermeisterin täglich mit einem Fahrrad zum Dienst fährt, weshalb ihr eine umsichtige Dienstelle beim Bürgerbüro auch einen Fahrradparkplatz zur Verfügung gestellt hat. Es ist der Charme des Details, der nicht nur den Fremden schmunzeln lässt, sondern die Amtsträgerin auch emissionsfrei ins Büro rollen lässt.

Aber eine noch so liebenswerte Stadt wäre nur halb so schön, wenn die Infrastruktur die offensichtliche Schönheit nicht flankieren würde. So bieten die Geschäfte in reichem Maße das, was der Mensch halt so zum Leben braucht. Das beginnt z.B. bei den Immobilienbüros, die mit ihren kyrillischen Buchstaben dem Interessierten freundlich den Weg zu einer möglichen Investition weisen. Weiter kann man anführen das reichhaltige Angebot an Optikergeschäften, deren Produkte vom Design und Preis jedem Anspruch gerecht werden, so dass wirklich keiner brillenlos und sehgeschwächt in unserer Stadt umherirren muss. Ja, man könnte sagen, da liest ein Gewerbe jedem Kunden seinen Wunsch von den Augen ab.

Geht es dem Besucher nun aber gesundheitlich einmal nicht so gut, erwartet ihn darüber hinaus eine beachtliche Anzahl von Apotheken, die mit der Effizienz eines maßgeschneiderten Angebots jede Krankheit fast im Keim ersticken. Glückliche kleine Stadt! Aber auch hier vermag der Handel noch einen draufzulegen. Wer mit Tinkturen und Zäpfchen wohlversorgt das Geschäft verlässt erwartet zudem noch eine Kleinigkeit, die das Fass der Herzlichkeit fast zum Überlaufen bringt.

Nicht selten wird die Dame hinterm Tresen dem Patienten noch ein kleines Präsent mit auf den Weg geben, ein Päckchen Tempo-Taschentücher, das den Siechen immer daran erinnern soll, wem er das Wiedererstarken seiner Gesundheit letztlich zu verdanken hat. Angesichts dieser Herzlichkeit wäre es auch ziemlich unhöflich, sich nach dem Grund der Gabe zu erkundigen. Auch sollte man nicht fragen, ob es nicht sinnvoller wäre, die Medikamente etwas billiger zu verkaufen. Natürlich macht so ein Tempotaschentuch vor allem Sinn bei laufender Nase und Durchfall. Aber selbst, wenn dieser Fall nicht gegeben wäre, sollten wir das Päckchen einfach als nette Dreingabe sehen. Vergleichsweise etwa, als ob wir bei jedem Besuch der Autowerksatt einen kleinen Schraubenzieher geschenkt bekämen. Falls bei uns mal eine Schraube locker ist.

Um Missverständnisse zu vermeiden, könnte bei Touristen diese Gabe selbstverständlich entfallen.

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Ein Vorschlag zur Güte…

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fittosize__462_0_978209232567e6ef3d8a59c101e80cf3_g20_logo-bb….zum G 20 Gipfel in Baden-Baden

Außer den unterdrückten Begeisterungsrufen der Hotelbesitzer über die Komplettbelegung ihrer Häuser ist derzeit in Baden-Baden wenig Euphorie zu spüren.

„…und das wegen so ein paar Politikern?“, fragt sich da einer in der befriedeten Innenstadt. Ein anderer nennt die Tagungsteilnehmer des G20 Gipfels grimmig „Insolvenzverschlepper“. Eine Passantin schüttelt fassungslos den Kopf über das Zuschütten der Baustelle am Leo: „Die treffen sich doch ohnehin jede Woche irgendwo“.

 

Ob die Stadt wirklich davon profitiert, dass der Gipfel hier stattfindet? Der G 20 Gipfel, eine PR Veranstaltung für Baden-Baden, die den Aufwand lohnt?

Ortswechsel. Noch immer könnte man darauf hinzuweisen, dass das Dayton Abkommen, das Serben und Kroaten zusammenzwang, auf einem Militärflugplatz im tiefsten Ohio stattfand. Und dort unter reichlich kargen Umständen, die der damalige amerikanische Verhandlungsführer, der als beinhart bekannte Richard Holbrooke, als durchaus ergebnisfördernd ansah. Nicht nachzuprüfen ist, ob es tatsächlich stimmt, dass eine Verhandlungsrunde unter dem Flügel eines B 52 Bombers abgehalten wurde, und der damalige Verhandlungsführer darauf hinwies, dass dieser Bomber zum Einsatz käme, wenn hier und jetzt keine Einigung zustande käme.

20170317_115633So weit wollen wir hier nicht gehen. Aber man könnte trotzdem fragen, ob es – auch angesichts des enormen personellen und finanziellen Aufwands, der für solche Gipfel getrieben wird (G 7 Gipfel in Elmau, so der Bund der Steuerzahler, soll ca 360 Mio gekostet haben), es nicht sinnvoller wäre, auch hier, in Deutschland, solche Gipfeltreffen nicht ebenfalls auf einem ohnehin gesicherten Flugplatz stattfinden zu lassen?

Hier böte sich aus gegebenem Anlass der noch nicht in Dienst genommene Flughafen in Berlin an. Dort würden solche Tagungen niemanden stören. Hotels sind vorhanden, Platz und Tagungsräume ebenfalls. Die Herrschaften könnten in Tegel einfliegen und würden dann zwecks Tagung nach Berlin Schönefeld gebracht. Politiker und der dazu gehörende Beamtenstab residieren ohnehin in der Hauptstadt. Dass dies zu einer zu zunehmenden Entfremdung der Politik von ihren Wählern führen würde, kann im Ernst niemand anführen.Da auch in Baden-Baden das derzeitige Treffen unter gänzlichem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und von den ansonsten wenig prominenten Tagungsteilnehmern hier ohnehin nichts zu sehen ist, wäre so ein Vorschlag durchaus einmal zu prüfen. Es ist ja nunmehr so, dass neben der Wiederinstandsetzung der Leo-Baustelle auch ganz andere, letztlich in ihrer Höhe noch nicht zu beziffernde Kosten anfallen.

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Wer z.B. entschädigte die Geschäftsleute für entgangene Umsätze? Wer kommt für den Verdienstausfall der Kutschenbetreiber auf? Und beim Eiscafe ‚Capri’ hat man wohl darauf bestanden, dass aus sicherheitsrelevanten Gründen auf eine Bestuhlung im Freien verzichtet wird.

Könnte ja sein, dass das Sicherheitskonzept auch vorsieht, mögliche Gefährder vom Latte Macciato abzuschneiden.

 

PS Falls aber so ein Treffen unbedingt im Badischen stattfinden soll, hätten wir noch die ‚Bühlerhöhe‘ anzubieten. Dort müsste ohnehin mal wieder renoviert werden. Das könnte die Bundesregierung dann übernehmen. Und überhaupt ist dort oben die Luft besser.

 

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Der Schild-Bürger

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Für die zeitungslesenden Baden-Badener mag es schwer zu verstehen sein, aber es gibt in unserer Stadt tatsächlich ein Motiv, das noch öfter fotografiert wird als die Oberbürgermeisterin Margret Mergen. Wir reden hier vom Bismarckdenkmal, das mitten in Baden-Baden am Anfang der Jesuitenstaffeln steht. Dort hat es sich über all die Jahre zu einem echten Hingucker gemausert. Das Monument ist für Millionen von Touristen zu einer Attraktion erster Güte geworden.

Die Entstehung war allerdings etwas holprig. Geschaffen vom Ettlinger Bildhauer Oskar Alexander Kiefer, sollte das Denkmal anlässlich des 100.ten Geburtstags des Eisernen Kanzlers – er hatte 1899 die Ehrenbürgerschaft der Stadt erhalten – am 31. März 1915 eingeweiht werden. Aber der Bildhauer konnte den Termin nicht einhalten, weshalb das Monument erst im Juni desselben Jahres der Öffentlichkeit übergeben wurde, freilich ohne Feierlichkeiten, denn der Gemeinderat war ob der Verspätung verschnupft. Da trifft es sich gut, dass dieser alte Dissens in jüngster Zeit dank einer Initiative, die wohl „aus der Mitte des Gemeinderats“ kommt (so die Oberbürgermeisterin Margret Mergen), beigelegt werden konnte. Ein Stück weit mag man dies wohl auch dem unablässigen Wirken der grünen Stadträtin Astrid Sperling-Theis zuschreiben, die gefordert hatte, dass auch dort, zu Füssen des steingewordenen Jubilars, eine Infotafel angebracht werden soll, die auf die vormalige Ehrenbürgerschaft Otto von Bismarcks hinweist. Nicht genug der Ehre: seit einiger Zeit widerfährt dieser Skulptur auch noch, dass sie durch einen in der Nachbarschaft ansässigen Großgastronom allnächtlich lilafarbig angestrahlt wird, was die Touristen dermaßen anspricht, dass sie sich umgehend in das daneben liegende Gasthaus begeben, um ein Bier zu sich zu nehmen. Aus der Fülle des eben Angesprochenen lässt sich also sagen, dass das Bismarck Standbild endgültig in der Mitte der Baden-Badener Gesellschaft angekommen ist.

Jetzt, wo ein Schild Zeugnis ablegen sollen von der einstigen Größe des Eisernen Kanzlers, lässt sich die Stadt allerdings auch nicht lumpen. So ein Schild kostet – wie das stets gut informierte Badische Tagblatt – weiß „200 – 500 Euro“. Dies ist allerdings zugleich auch als Auftakt einer umfassenden städtischen Beschilderung zu sehen. Aber keine Sorge: „Gehe man später in Serie, werde der Stückpreis sinken“. Freilich, so könnte man einwenden, ist zumindest das Schild, das über Otto von Bismarck informiert, ein bisschen klein geraten. Aber auch da hat man vorgesorgt. Bei Bedarf kann nach Ziehen einer Besuchermarke im nahegelegenen Bürgerbüro eine Lupe ausgeliehen werden. Da das Schild zudem etwas hoch positioniert ist, hält die Stadtverwaltung für kleinwüchsige Asiaten zusätzlich noch eine Leiter bereit.

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