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„Bürgerorientiert und intensiv“ Teil 1

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Wie die Oberbürgermeisterin Margret Mergen Baden-Baden in die Zukunft führt

Nur zu verständlich, dass jeder Amtsinhaber für etwas anderes steht.

Der kleine Dienstweg

Oberbürgermeister Walter Carlein z.B. hätte man unschwer in Verbindung bringen können mit dem Nachkriegsimage der Stadt; mit stilvollem Auftritt, starker Affinität zum Internationalen Club und guten Kontakten zur badischen Fürstenfamilie. Oberbürgermeister Ulrich Wendt stand für einen ausgeprägten Machtanspruch, Sigrun Lang für gutes Französisch. Wolfgang Gerstner hingegen gefiel sich in der Rolle des Bürgerkönigs. Er steht für Volksnähe.

Wofür aber steht die derzeitige Oberbürgermeisterin?

Jetzt sitzt sie erst einmal. Auf einer Holzbank im blauweiß gestreiften Zelt auf dem ‚Beutig‘. Denn dort oben, im Rosengarten, findet auch in diesem Jahr wieder der ‚Internationale Rosenneuheiten Wettbewerb‘ statt, wo sich einmal mehr eine bunte Schar von Fachleuten aus den verschiedensten Ländern anschickt, die ‚Goldene Rose von Baden-Baden‘ zu küren. Dass der Preis dann einer Züchtung mit dem schönen Namen „Märchenzauber“ zuerkannt werden wird, sollte nicht verwundern. Schließlich wird Gartenamtsleiter Markus Brunsing der Rose später bescheinigen: „Sie ist extrem widerstandsfähig gegen Krankheiten und hat dennoch Charme und Ausstrahlung“.

Wer so etwas Zuhause hat, den darf man beneiden.

So sieht eine Siegerin aus

Noch aber ist es nicht so weit. Erst mal begrüßen. Die Oberbürgermeisteisterin macht dies in gewohnt routinierter Weise. Wie immer gut vorbereitet, hält sie eine freundlich kompetente Rede, in der alle wichtigen Beteiligten genannt werden. Das Wetter ist am Ende der frühsommerlichen Schlechtwetterperiode noch etwas kühl. Falls sie, eher sommerlich gekleidet, frösteln sollte, lässt sie sich das nicht anmerken. Zuvor war sie mit einem Elekro-Smart emissionsfrei hergefahren und hatte später noch, wie sie das öfter tut, eine kleine Meldung über den Neuheitenwettbewerb auf Facebook gepostet.

Bereits mit der Bewertung der Rosen befasst, tunkt der ‚Präsident der World Federation of Rose Societies‘, Kelvin Trimper aus Australien, seine so große wie kundige Nase zur Gänze in eine Blüte. Er gibt sich dem olfaktorischen Genuss derart hin, dass er lustvoll den Eindruck vermittelt, auf der ganzen Welt gäbe es nichts Wichtigeres für ihn als ‚die beste Duftrose‘ in dieser so einzigartigen Umgebung aufzuspüren.

Amtsbedingt neigt die derzeitige Amtsträgerin da doch zu einer etwas sachlicheren Betrachtungsweise. Selbst der träumerisch vorgetragene Gedanke eines Dabeistehenden, dass es reizvoll wäre, an einem lauen Sommerabend inmitten dieser blühenden Rosenpracht sitzend einen Wein zu trinken, ergänzt sie praktischerweise um die Frage, ob denn der Verzehr von Alkohol in der Anlage überhaupt statthaft sei.

Sie pflegt eine eher pragmatische Sichtweise. Dies sollte man einer Oberbürgerin nicht vorwerfen, wenn sie ohne den geringsten Anflug von Larmoyanz ihren Tag, der von acht Uhr bis zweiundzwanzig Uhr dauern kann, als ‚durchgetaktet‘ bezeichnet. Wünscht man sich das etwas präziser, spricht sie ansatzlos von ‚bürgerorientiertem und intensivem Verwaltungsmanagement‘, dem sie sich verschrieben hat. Und das klingt nicht so, als würde sie sich jeden Tag gramgebeugt den beiden Themen stellen. Sie steht für beide.

Dabei dürfe sich die „Verwaltung nicht ständig in der Komfortzone“ bewegen…..

(demnächst gehts weiter. Bleiben Sie dran)

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Dornen im Paradies Teil 1

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Nähe Beinheim: Besuch bei ‚Les Chalets du Lac‘  

Go west! wird sich manch ein Mittelbadener gedacht haben, als er zu Beginn der 80er Jahre dem Ruf der vermeintlichen Wildnis folgend, über den Rhein bei Wintersdorf setzte. Dort, gleich hinter der alten Rheinbrücke, erblickte er zunächst formatfüllend ein Industriekombinat. IMG_0686 Danach aber war er gleich links abgebogen in eine Straße, die zu einem Gelände führt, das damals zur Inbesitznahme durch fleißige deutsche Siedler förmlich eingeladen hatte. IMG_0678Unmittelbar hinter der deutsch-französischen Grenze gelegen, erwartete die ersten Auswanderer eine Art Arkadien. Das gelobte Land. Dort glaubten sie ihr ganz persönliches Paradies gefunden zu haben. Ruhig gelegen und grenznah. Rastatt, Karlsruhe und Baden-Baden waren schnell zu erreichen, und auch nach Straßburg ist es nicht allzu weit. Dort gedachte man sich‘s wohl sein zu lassen. Drüben im Badischen gab‘s schon damals Aldi und Lidl, und vor der elsässischen Haustüre kaufte man Fisch und Käse im ‚Hypermarche‘. So erhoffte man sich, im Windschatten der Geschichte sein Dasein zu fristen zu. Hinzukam, dass die damalige Steuergesetzgebung sich gegenüber den Grenzgängern überaus gnädig zeigte, weshalb auch heute noch die Autos der grenznahen Auswanderer französische Nummernschilder tragen.

Die neu zu beziehenden Grundstücke hatten Zugang zu kleinen oder auch größeren idyllischen Gewässern, die noch heute zum Baden taugen und wegen ihrer Wasserqualität sehr geschätzt sind. ‚Les Chalets du Lac‘, so der prosaische Name der Kolonie, deren erste Bauten sich vorgabegemäß eher an Hütten denn an gemauerten Häusern orientieren sollten. Der Eintritt in die Enklave ist damals wie heute nur über eine einzige schmale Straße möglich, die im Wesentlichen die zentrale Route des Zu- und Ausgangs bildet, und die so von den Bewohnern mit relativ geringen Kräften gesperrt oder gar verteidigt werden könnte. Dies aber nur, falls es unbedingt nötig sein sollte. Ist aber nicht nötig. Noch nicht. Erst mal gibt es zahlreiche Schilder, die den etwaigen Eindringling nachdrücklich darauf hinweisen, wer hier Herr im Hause ist. IMG_0664Vorherrschend ist das Gefühl der abweisenden Feindseligkeit. So wird der Besuch zu einer Expedition in die Heimat. Begreift man den marodierenden Fremdling zunächst noch als ein Übel, das mittels drohender Schilder und Wachhunden in Schach gehalten werden kannIMG_0637, so tut sich ein möglicher Feind der Idylle allerdings im Inneren auf. Es ist eine Verwaltungsgesellschaft mit dem Namen ‚SCI Les Chalets du Lac’. Dann gibt es noch eine Gesellschaft namens ‚ASL LES CHALETS DU LAC’, ein Syndikatsverband der Häuserbesitzer, der – so weist ein Aushang am Eingang aus – wohl bei verschiedenen Handwerkern Leistungen bestellt hatte ohne dazu berechtigt zu sein. Alles müsse über die SCI laufen. „Bei Zuwiderhandlungen werden sofort gerichtliche Schritte eingeleitet“. 

 

 

Wie wird es Besucher weiter ergehen? Hält er dem Druck stand? Mehr erfahren Sie demnächst!

 

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Dornen im Paradies Teil 2

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Nähe Beinheim: Les Chalets du Lac.

Um dann noch ein bisschen weiter hinab zu tauchen in die Untiefen der Idylle, lohnt es sich, die leichte Beklemmung zu überwinden, die einen befällt, wenn man allein auf dem Rundweg durch die Anlage spaziert. IMG_0669Wobei das Spazieren eine Leichtigkeit suggeriert, die sich so nicht einstellen will. Man ist allein und fühlt sich dabei beobachtet. Stille. Ab und zu das kurze Pfeifen eines Vogels. Dann wieder nichts. Ein Zweig knackt. Man meint, den sorgsam geschnittenen Hecken beim Abwehren etwaiger neugieriger Blicke zuschauen zu können. IMG_0660Dann kommt es zu einem inhaltsreichen Dialog. „Was wollen Sie hier?“ fragt mich die Stimme eines Mannes im Rücken, als ich ein Foto vom See machte. „Fotografieren“. „Warum“? „Weil‘s hier so schön ist“.

Irgendwie muss ich sein Herz gerührt haben. Über dem fortwährenden Knacken von Laub und Ästen, mit dem er Gartenabfälle vorschriftsmäßig zerkleinert und in einem grünen Sack entsorgte, erfahre ich, dass das Miteinander in der Kolonie mitnichten so idyllisch ist, wie es scheint. Ich erfahre ziemlich schnell, dass die Inhaber der ca 80 Parzellen untereinander wohl ziemlich zerstritten sind. Wie sich Interessensgruppen bekriegen, teils, weil manche mit der Verwaltung kooperieren, andere hingegen gar nicht. Er selbst habe auch schon prozessiert. Drei Meter Akten seien bislang zusammen gekommen. Zunächst beginnt das Verfahren in Straßburg, wandere dann weiter an das Gericht in Colmar, um dann in Paris zu landen. Die ergangenen Urteile seien allerdings ziemlich schwammig formuliert, was häufig Anlass genug gibt, weiter zu prozessieren.

Aber auch die Gemeinde Beinheim hat noch ein Wörtchen mitzureden. So wundert sich mein Gesprächspartner weiter, wie ein Eigner mehrerer Grundstücke, der sein Geld wohl mit Hausbrauereien gemacht hatte, versuchte, die Grundstücke an der Umgehungsstraße, ebenfalls an einen See angrenzend, zu bebauen, um dann die Wohneinheiten einzeln zu verkaufen. 

IMG_0633Dies war dann aber wohl von der elsässischen Gemeinde untersagt worden, worauf der bierselige Investor eine beachtliche Summe in den sprichwörtlichen Sand gesetzt hatte. Aber Genaues  weiß man ohnehin nicht. Und zitieren dürfe man ihn sowieso nicht. Er will nichts gesagt haben. Aber wundern, das dürfe man sich ja wohl noch, z.B. darüber, dass manche Eigner entgegen aller Vorschriften verstärkt dazu übergingen, die anfänglichen Hütten in feste Häuser umzuwandeln. Was manchmal beanstandet wird, ein andermal aber eben nicht. Wie auf einmal der anfänglich freie Zugang zum Wasser unterbunden wird, obwohl der doch fester Bestandteil der ursprünglichen Idee gewesen sei. Alles für alle. Oder doch nicht? Oder nicht mehr? Er jedenfalls hält sich aus allem raus.

Irgendwann ist der Eindringling dann froh, wieder im Auto zu sitzen, das er, einem anfänglichen Gefühl folgend, in Fluchtrichtung geparkt hatte. IMG_0671Nichts wie weg hier. Flucht aus einem umkämpften Paradies.

Allgemein Institutionen Stadtstreicher

Der Übel-Täter

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Gut, dass wir sie haben. Die Polizei hilft, wo sie kann.

Wer würde uns nicht zustimmen, wenn wir hier festhalten, dass der Beruf des Polizisten außerordentlich vielfältig ist. So war erst kürzlich zu lesen, dass ein Mann in Freiburg beim Niesen auf einer Brücke seinen Zahnersatz verloren hatte. Der war ihm durch das Geländer gefallen und prompt auf der darunterliegenden Bundesstraße gelandet. Glücklicherweise war die Polizei zugegen. So konnte sie den Zahnlosen davon abhalten, „auf eigene Faust auf der vielbefahrenen Straße nach seinen Zähnen zu suchen“. Es wäre umsonst gewesen. Denn obwohl sich die Polizei an der Suche beteiligte, blieb der Zahnersatz „unauffindbar“, konnte also seiner ursprünglichen Aufgabe nicht mehr zugeführt werden.

Anders in Baden-Baden. Dort gelang es den Ordnungshütern tatsächlich ein Problem zu lösen, auch wenn die Situation eine gänzlich andere war. Der Anlass war eine sogenannte ‚Überführung’.

Eine solche ist z.B. vorgesehen, wenn ein Verdächtiger – sagen wir mal – vom Gefängnis in den Gerichtssaal gebracht oder ein sonstiger gerichtsverwertbarer Mensch mit einem Fahrzeug von A nach B ‚überstellt‘ werden muss. Um einen solchen Vorgang zu einem guten Ende zu bringen, muss die Polizei unbedingt eingebunden werden. Wie es sich erst jetzt wieder in Baden-Baden gezeigt hat, können die Herausforderungen des Vorgangs durchaus gravierend sein.

Wäre man neulich über die B 500 stadtauswärts gefahren,  hätte man in der weiten Kurve auf der Höhe der Gemarkung Wörthböschel u.U. einen Streifenwagen bemerkt, der mit eingeschaltetem Blaulicht auf der rechten Spur stand. Neben dem Streifenwagen zwei Polizisten, die den Ort sicherten. Der Anlass war eher ungewöhnlich. Im vorliegenden Fall drehte es sich nicht so sehr darum, ein Gebiss zu bergen, sondern es galt, einem mutmaßlichen Straftäter, dem während der Fahrt plötzlich übel geworden war, zu ermöglichen, sich außerhalb des Dienstfahrzeugs auf der B 500 zu übergeben.

Fast überflüssig anzumerken, dass die Beamten mit großer Umsicht darauf achteten, mögliche Fluchtgedanken seitens des zu Überführenden schon im Keime zu ersticken.

Wir wollen jetzt nicht am Fahrstil der Beamten rummäkeln. Auch steht die juristische Bewertung der Tat des möglicherweise straffällig Gewordenen noch aus; vielleicht hatte der Mann tatsächlich Übles getan, vielleicht aber war ihm einfach nur übel geworden.

In jedem Fall aber ist es nur zu verständlich, wenn wir hier jetzt einmal ungeschützt von einem sogenannten Übel-Täter sprechen.

 

 

Allgemein Menschen Stadtstreicher

Unser Tony!

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220px-Tony_Marshall_2009_croppedMein Gott, unser Tony will mit dem Trinken aufhören. Jetzt also hat es sich endgültig ausgetrunken. Vorbei die Zeiten, als er singend den ‚Affentaler Roten’ pries. Vorbei auch die Zeiten, als er im Rahmen einer kleinen improvisierten Feier von der Polizei bei einem Gläschen Sekt seinen Führerschein zurück bekam. Das ihm boshafter Weise zugeschriebene ‚Trinkerbein’ – adieu.

Ein letztes Prost! hängt traurig über der Stadt an der Oos.

Zeit also, noch einmal einen älteren Beitrag von uns auf die Seite zu heben. Als die Welt in Ordnung und Tony noch fröhlich war. Als er noch „Heute haun’ wir auf die Pauke“ sang und Trump noch weit weg war. Ach – hätte er mit dem Trinken doch nie aufgehört…!

Trotzdem wünschen wir ihm alles Gute für seinen neuen, trockenen Lebensabschnitt!

 

 

Tony in der ‚Olive‘ oder: der Prophet auf seinem Berg

Foto 4 KopieWill man die Worte des Propheten vernehmen, muss man den Berg besteigen. Und das geht so: erst die Lange Strasse entlang; dann biegt man ab in die Hektor-Berlioz Anlage. Jetzt noch über drei Ampeln und dann liegt er auch schon vor uns, der Berg. Der ist allerdings ziemlich flach, aber der Ort der Verkündigung liegt ja auch nicht im ‚Sinai‘ sondern in der Eisenbahnstrasse, und der Prophet heißt nicht Moses sondern Tony.

Denn dort, ein bisschen außerhalb des engen Stadtkerns, hat unser Verkünder seinen Berg gefunden, in der ‚Tony Marshall Galerie‘ des griechischen Restaurants ‚Olive‘. Dort singt er von Zeit zu Zeit vor seinen Jüngern, predigt ihnen und richtet sie auf. Ansonsten erschließt sich der Inhalt der in der ‚Olive‘ gehaltenen Predigten doch eher den Freunden der Musik. Wem’s auch dann noch nicht ganz klar ist, um was es hier letztlich geht, ist herzlich aufgefordert, vor Ort ein Fläschchen Eierlikör zu erstehen. „Tony macht fröhlich“, steht da auf dem Etikett. Also auch hier starke Heilserwartung bei nicht allzu Hochprozentigem.

Ansonsten sind die Wände übervoll dekoriert mit Devotionalien aller Art. Goldene Schallplatten, Plakate, Fotos – alles Zeugnisse eines langen Künstlerlebens. Und dann staunt man auch noch über ein Geschenk des fernen Landes namens BORA BORA. Offensichtlich hatte der Sänger mit seinen Darbietungen die dortigen Ureinwohner so angesprochen, dass sie ihn – neben der Ehrenbürgerschaft – auch noch mit einem Gegenstand bedachten, dem wir uns zunächst mit leichtem Schaudern nähern. Aus der Ferne betrachtet ist nämlich nicht gleich ersichtlich, ob es sich bei dem an die Wand genagelten Gegenstand um eine Jagdtrophäe, um einen (haarigen) Glücksbringer oder etwas gänzlich anderes handelt, von dem wir aber annehmen dürfen, dass ihm ein Zauber innewohnt.

So wie unserem Tony.

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