Allgemein Stadtstreicher

Dornen im Paradies Teil 1

Nähe Beinheim: Besuch bei ‚Les Chalets du Lac‘  

Go west! wird sich manch ein Mittelbadener gedacht haben, als er zu Beginn der 80er Jahre dem Ruf der vermeintlichen Wildnis folgend, über den Rhein bei Wintersdorf setzte. Dort, gleich hinter der alten Rheinbrücke, erblickte er zunächst formatfüllend ein Industriekombinat. IMG_0686 Danach aber war er gleich links abgebogen in eine Straße, die zu einem Gelände führt, das damals zur Inbesitznahme durch fleißige deutsche Siedler förmlich eingeladen hatte. IMG_0678Unmittelbar hinter der deutsch-französischen Grenze gelegen, erwartete die ersten Auswanderer eine Art Arkadien. Das gelobte Land. Dort glaubten sie ihr ganz persönliches Paradies gefunden zu haben. Ruhig gelegen und grenznah. Rastatt, Karlsruhe und Baden-Baden waren schnell zu erreichen, und auch nach Straßburg ist es nicht allzu weit. Dort gedachte man sich‘s wohl sein zu lassen. Drüben im Badischen gab‘s schon damals Aldi und Lidl, und vor der elsässischen Haustüre kaufte man Fisch und Käse im ‚Hypermarche‘. So erhoffte man sich, im Windschatten der Geschichte sein Dasein zu fristen zu. Hinzukam, dass die damalige Steuergesetzgebung sich gegenüber den Grenzgängern überaus gnädig zeigte, weshalb auch heute noch die Autos der grenznahen Auswanderer französische Nummernschilder tragen.

Die neu zu beziehenden Grundstücke hatten Zugang zu kleinen oder auch größeren idyllischen Gewässern, die noch heute zum Baden taugen und wegen ihrer Wasserqualität sehr geschätzt sind. ‚Les Chalets du Lac‘, so der prosaische Name der Kolonie, deren erste Bauten sich vorgabegemäß eher an Hütten denn an gemauerten Häusern orientieren sollten. Der Eintritt in die Enklave ist damals wie heute nur über eine einzige schmale Straße möglich, die im Wesentlichen die zentrale Route des Zu- und Ausgangs bildet, und die so von den Bewohnern mit relativ geringen Kräften gesperrt oder gar verteidigt werden könnte. Dies aber nur, falls es unbedingt nötig sein sollte. Ist aber nicht nötig. Noch nicht. Erst mal gibt es zahlreiche Schilder, die den etwaigen Eindringling nachdrücklich darauf hinweisen, wer hier Herr im Hause ist. IMG_0664Vorherrschend ist das Gefühl der abweisenden Feindseligkeit. So wird der Besuch zu einer Expedition in die Heimat. Begreift man den marodierenden Fremdling zunächst noch als ein Übel, das mittels drohender Schilder und Wachhunden in Schach gehalten werden kannIMG_0637, so tut sich ein möglicher Feind der Idylle allerdings im Inneren auf. Es ist eine Verwaltungsgesellschaft mit dem Namen ‚SCI Les Chalets du Lac’. Dann gibt es noch eine Gesellschaft namens ‚ASL LES CHALETS DU LAC’, ein Syndikatsverband der Häuserbesitzer, der – so weist ein Aushang am Eingang aus – wohl bei verschiedenen Handwerkern Leistungen bestellt hatte ohne dazu berechtigt zu sein. Alles müsse über die SCI laufen. „Bei Zuwiderhandlungen werden sofort gerichtliche Schritte eingeleitet“. 

 

 

Wie wird es Besucher weiter ergehen? Hält er dem Druck stand? Mehr erfahren Sie demnächst!

 

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