Ursula Cantieni und die Fallers
Vielleicht ist es einfach die Schönheit dieser Stadt, die Baden-Baden heißt und angeblich so schön ist, dass man ihren Namen zwei Mal nennen muss. Vielleicht ist es aber auch die Nähe zu ihrem langjährigen Arbeitgeber, dem SWR, die Ursula Cantieni sich hier an der Oos wohlfühlen lässt.
Sie ist Schauspielerin. Deren gibt es tatsächlich viele, aber den wenigsten ist es gelungen, dass ihr Name mit einer Serie in Verbindung gebracht wird. Will man weitergehen, darf man sagen: sie ist das Gesicht der vom SWR produzierten Serie „Die Fallers“.
So, wie es heißt, dass die Wege des Herrn verschlungen sind, so lässt sich dies auch vom beruflichen Werdegang Ursula Cantienis sagen. In Graubünden ist sie aufgewachsen, ging in Stuttgart zur Schule, dann Schauspielausbildung, Sprecherziehung, Regieassistentin; danach folgt eine Professur für Sprechausbildung an der Folkwangschule in Essen, bis sie seit 1978 sich endgültig als Schauspielerin in Esslingen am Neckar und Konstanz etabliert.
Und dann kommt das, wovon viele Schauspieler träumen – das Fernsehen. Und gleich mit einer Hauptrolle, die Bäuerin Antonia in „Der Polenweiher“. Es folgen weitere, eher kleine TV-Einsätze. 10 Jahre nach ihrem Fernsehdebut, 1994, hält man sie für geeignet, eine tragende Rolle in der neuen Serie „Die Fallers“ zu übernehmen.
Was sich hier so leicht anhört – und Ursula Cantieni stapelt da eher tief – war tatsächlich das Ergebnis einer langjährigen Rackerei, ein Hin und Her zwischen verschiedenen beruflichen Polen, zwischen Orten, zwischen Aufgaben. Von nichts kommt halt nichts – auf so einen bündigen Satz, könnte sie sich ungefragt einlassen. Wer, wie sie, lange Zeit in Konstanz Theater gespielt hat und nie dazu kam, im Bodensee einmal zu schwimmen, dem muss irgendwie das Wasser bis zum Hals gestanden haben.
Dann also „Die Fallers“. Aus dem Leben einer Schwarzwaldfamilie, so der Untertitel der Serie, die fortan den Mann und natürlich auch die Frau ernähren sollte. Das ist kein einfaches Brot. Die Sendung, die sich mittlerweile merklich der Tausenderfolge nähert, verlangt den Schauspielern ziemlich viel ab. Heiter im strengen Sinn ist sie nicht. Sie handelt vom Täglich, Alltäglichen einer Schwarzwaldfamilie, die in einem malerischen Hof in der Nähe von Furtwangen wohnt und dort hochdroben versucht, ihr Leben zu gestalten. Mit allem, was es halt so bietet. Oft mehr Leid als Freud.
Ursula Cantieni und „DIE FALLERS“
Und doch gibt die Serie einen Eindruck davon, was ist, wenn die Postkarten nicht lügen. Da sind Bollenhut und Kuckucksuhren doch mehr schemenhaft gezeichnet.
Als ‚Mutter der Kompagnie’ ist es Ursula Cantieni als Johanna Faller gegeben, hoch droben, im Schwarzwald, eine eher ausgleichende Rolle einzunehmen. Was ihrem Charakter teilweise entspricht. Nach nahezu tausend Folgen hat das Publikum sie ohnehin mit der gespielten Person gleichgesetzt, und so kann sie sich behaglich in diese fügen und ruhig zusehen, wie sie mit dieser Rolle altert. Dem entgegen steht ihr lebendiges Naturell, das sie mit fortwährendem Altern der Hauptfigur zähmen muss.
Diese ‚unterdrückte’ Seite ihrer Person ausspielen kann sie dann glücklicherweise als Mitglied im Rateteam von „Sag die Wahrheit“ an der Seite von Smudo oder Mike Krüger.
Im „Närrischen Ohrwurm“ redet sie seit Anfang an jährlich Klartext, ebenso in „Die Sofarichter“ geht’s seit einem Jahr zur Sache. Sie spielt mit Christoph Sonntags im „Das Jüngste Ger(i)ücht“, macht Lesungen mit Fremdem und Eigenem, schickt ihre „Berta“ improvisierend durchs Publikum und kommt dann immer wieder nach Hause in die Rolle, die sie sich ein Stück weit selbst auf den Leib geschneidert hat.
Die Bäuerin vom Schwarzwald.
(c) Sämtliche Bilder mit freundlicher Genehmigung des SWR