Allgemein

PARTNERMASSAGE am Valentinstag

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Wem dieser Tage das Glück widerfährt, dass die Website von LIDL bei ihm aufploppt, erfährt einmal mehr, dass sich LIDL wirklich um alles kümmert, was halt so anliegt. So wartet man z.B. kurz vor dem Valentinstag anlassgebunden mit einem Geschenktip auf, der es in sich  hat:  ein sogenanntes „Fußsprudelbad“, zum Entspannen, Pflegen und Erfrischen müder Füße. Massagerollen (durchblutungsfördernd), Pediküre,  Hornhautentferner, alles inklusiv. Nicht zu vergessen auch die ‚Ausgussnase‘, die im Prospekt gesondert erwähnt wird. Ein Megageschenk. Alles, was Herz und Fuß begehrt. Und das ganze für unschlagbare € 19.99.

Kein Wunder, dass uns – schwer angetan von dem Produkt – zum Tag der Liebe auch noch gleich ein flotter Werbespruch zum Geschenk einfällt: 

„VALENTINSTAG. Damit sich das mit dem Partner nicht totläuft“  

Allgemein Auswärts Menschen

Die Sprechstunde

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Ich kaufe gern bei Breuninger. An diesem Kaufhaus schätze ich den beträchtlichen Fundus an tragbarer Kleidung, aber  auch sein freundlich beratendes Personal.

Auf dessen Rat war ich angewiesen, denn ich hatte einmal mehr Probleme mit meiner ‚Breuninger Card´. Der Trick ist der: hat man eine solche, gibt’s zusätzlichen Rabatt. Ich muss aber sagen, dass der Einsatz dieser Karte ziemliche Abrechnungskomplikationen nach sich ziehen, worauf immer mal wieder Mahngebühren anfallen, die aber durch die eingeräumten Rabatte teilweise wieder wettgemacht werden.

Einmal mehr also stand ich also wegen so einer Beratung am Serviceschalter, als eine nette junge Dame sich erbot, mir bei der Lösung meines Problems behilflich zu sein. Zunächst also sah ich mich wiederholt in die Untiefen der Karte eingewiesen. Vergeblich. Einer möglichen Lösung näher brächte uns beiden, der Beraterin und mir, aber schon einmal das Überlassen meiner Iban Nummer. Als die Dame mir nach Kopie der Nummer meine Scheckkarte zurückgab, fiel ihr mein Doktortitel auf. Sie stutzte, sah mich an und fragte, ob ich ihr vielleicht bei der Lösung eines eigenen Problems behilflich sein könne? Es sei nämlich so, dass ihr Hausarzt sich Ende des Monats leider in den Ruhestand verabschieden würde und nun suche sie für sich einen neuen Arzt. Ob ich vielleicht…?

Nicht auszuschließen, dass einige Punkte meiner Erscheinung einem fiktiven Ärztebild ziemlich nahekommen: leidlich einnehmendes Äußeres, eher weniger Haare, dabei aber eine vertrauenserweckend dunkle Stimme. Kurz: ein Mediziner.

Diesem Bild entsprechend wäre es für mich im folgenden ein leichtes gewesen, der hilfesuchenden Dame – wie es die Ärzte üblicherweise tun – nach langen gründlichen Untersuchungen maßvolles Essen und Bewegung an der frischen Luft zu verordnen. Doch ließ mich allein schon der Gedanke in die Falle einer Amtsanmaßung zu tappen, vor dem entscheidenden Schritt zurückschrecken. So gab ich meine wirkliche Identität preis. Ich sei Musikwissenschaftler. Bräuchte sie Hilfe, könne ich ihr z.B. aber sagen, wenn sie falsch singt. 

Allgemein

Wütend, verletzt, brutal, gelassen

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Die „Angry Girls“ im Museum Frieder Burda sind alles – außer niedlich

2024 © Yoshitomo Nara, courtesy Yoshitomo Nara Foundation; Foto: Nikolay Kazakov

Ein kleiner Junge in einer ärmlichen, ziemlich chaotischen Umgebung malt und zeichnet gegen die Einsamkeit an. Eine Katze und ein Radio leisten ihm Gesellschaft, während die Eltern auswärts arbeiten, um das Überleben der Familie zu sichern. Dass Yoshimoto Nara (Jahrgang 1959) heute zu den wichtigsten Künstlern Japans und den internationalen zeitgenössischen Stilikonen zählt, verdankt er unter anderem den bösen kleinen Mädchen, die derzeit die Besucher des Frieder Burda Museums schon an der Fassade des Meier-Baus alles andere als willkommen zu heißen scheinen. Von den wütenden Blicken der „Angry Girls“ sollte man sich aber nicht abschrecken lassen! Die mit 127 Werken aus 31 bedeutenden Sammlungen bestücke Ausstellung zieht wohl jeden Besucher in ihren Bann und ist auch durchaus familienfreundlich gestaltet.
Kulleraugen, Schmollmündchen, bunte Kleidchen – das klassische Kindchenschema im Manga-Format verführt zur kompletten Fehleinschätzung. In Naras „Girls“ treffen Aufmüpfigkeit gegen die Erwachsenenwelt – durchaus vergleichbar mit Struwwelpeter oder Pippi Langstrumpf – auf die komplizierte Gefühlswelt eines Künstlers, der der Einsamkeit während seiner Kindheit und seiner Studienzeit im Ausland, darunter auch in Düsseldorf, starke kleine Persönlichkeiten entgegenstellt. „Immer wieder kommt die Frage, warum Yoshitomo Nara keine Jungen darstellt“, berichtet Kurator Daniel Zamani. Möglicherweise wollte er durch die angeblich schwächeren Mädchen die Eindringlichkeit seiner Botschaften noch verstärken. Jungen kommen bei ihm schlecht weg: So will ein verliebter Zopfträger seiner Angebeteten eine Blume überreichen, sie lächelt, während ihre Hand ein Messer umfasst.
Gern spielt er mit Klischees: Das ironische Bild „Home, sweet home“ bezieht sich auch auf das im Erdgeschoss nachgebaute „Elternhaus“ , zu dem der leidenschaftliche Musikfan selbst eine Begleitmelodie komponiert hat. Musik und Literatur aus aller Welt haben das gesamte Leben Naras begleitet und sein Werk geprägt, das neben Zeichnungen und Gemälden auch Skulpturen und Installationen umfasst. Herrlich frech die Verbindung zu traditioneller japanischer Frauendarstellung: Eine Geisha in Kimono und mit aufwändiger Haarpracht hält graziös eine Teetasse, in der ein Angry Girl im Miniformat sitzt. Nicht jede der vor allem politischen Botschaften erschließt sich auf den ersten Blick, professionelle Unterstützung liefern der Katalog (220 Seiten, 39 Euro) der Audioguide, Workshops für Kinder und Erwachsene sowie die privaten Familienführungen. In Kooperation mit dem Moviac-Kino sollen während der Ausstellungsdauer (27. April 2025) mehrere japanische Filme gezeigt werden.

 

(Irene Schröder)

Stadtstreicher

Besser zu zweit

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Foto 2Dort, in der Sophienstraße, wo Baden-Baden ein bisschen an Münchens Maximilianstraße erinnert, und wo die Einkaufstüten von Hermes und Escada den Winterpelz auf Anmutigste schmücken, kann man in diesen Tagen ein schönes Beispiel der Entschleunigung sehen. Jetzt, da das jetzt fast schon vergangene Jahr sich seinem baldigen Ende zuschiebt, erleben wir dort einen älteren Herrn mit seinem wirklich sehr alten Hund beim täglichen Spaziergang auf dem breiten Spazierstreifen der Allee. An sich nichts Besonderes. Allerdings auf, wie behutsam, ja, man muss  fast sagen, sorgsam und altersgerecht der eine mit dem anderen umgeht. So hinfällig jeder für sich selbst ist, so sehr nimmt er doch auf den anderen Rücksicht. Erst geht der ältere Herr ein paar Schritte, dann wartet er auf seinen Hund. Der wiederum kommt langsam heran, geht an seinem Herrn vorbei, blickt sich um, und wartet, bis, ja, man möchte fast sagen: Gleichstand erreicht ist. So schiebt sich das alte Duo allmählich vorwärts. Einer wartet, bis der andere nachkommt. Der Fortschritt ist halt manchmal eine Schnecke.

Unter all den guten Wünschen, mit denen wir den Jahreswechsel begleiten, sollte auch der sein, dass die beiden sich noch lange haben. Eine schöne Schicksalsgemeinschaft. Beide brauchen sich. So geht es voran. Zwar langsam, aber immerhin. Das wünschen wir für uns alle, ganz besonders aber für die beiden in der Sophienstraße.

Denen ganz besonders ein schönes und vor allem gemeinsames Fest. Zu Zweit fällt er halt leichter: der Schritt ins Neue Jahr!

Allgemein Essen & Trinken Kultur

Oh Hl. Bimbam

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Kann man Weihnachten übertreiben? Ja, es geht. Nicht nur in Baden-Baden.

Wer im vorweihnachtlich gestimmten Baden-Baden nicht gerade selbst in froher Erwartung ist, wird die baldige Ankunft des Krippenkindes mit all seinen Nebenwirkungen eher als Zumutung empfinden. Anlassbedingt überschwemmen derzeit Tausende von Touristen die Innenstadt. Natürlich die obligatorischen Franzosen, Schweizer und Amerikaner, vereinzelt aber aber auch schon wieder Chinesen. Sie alle kommen nach Baden-Baden, um ‚the real Christmas – Event’ zu erleben. Den etwas abseits geparkten Bussen entstiegen, nähern sie sich der Innenstadt. Schon anfänglich fast trunken vor Heilserwartung, lässt sich auf dem Christkindlesmarkt dieser beseelte Zustand durch das Zuführen von Glühwein noch kräftig steigern. Fortan sieht man alles doppelt. So etwas nennt man ein Lichtermeer.

Hinzu kommen die jüngst Zugezogenen. Nach dem Angriff auf die Ukraine hat sich die Zahl der jährlichen Weihnachtsmarktbesucher durch den Zuzug russisch/ukrainisch sprechenden Flüchtlinge noch deutlich vermehrt. Bis vor nicht allzu langer Zeit waren es zunächst nur die hier ansässigen Russen. Baden-Baden, ein Sehnsuchtsort.

Nachdem die Russen 1918 im Zuge der Russischen Revolution den Zar und seine Familie umgebracht hatten, entdeckten deren Nachfahren hier in Baden-Baden die ‚gute alte Zeit‘. Dazu gesellen sich jetzt aber nun eine große Anzahl vor dem Krieg geflüchteten Ukrainer. Noch scheinen die beiden Volksgruppen einvernehmlich nebeneinander auszukommen. Immerhin eint beide Gruppen ein auffallender Hang zu selbstgefärbtem Blondhaar und mit Pailletten besetzten Jeans. Weiter gefällt man sich in Strickmoden, deren lilafarbenen Zopfmuster kongenial ergänzen werden durch einen erstaunlichen Hang zu überschweren Parfums.

Die Ortsansässigen sehen sich kaum in der Lage, die beiden Gruppen sprachlich von einander zu trennen. Die Russen werden von den Einheimischen eher mir Argwohn betrachtet. Unausgesprochen wirft man ihnen vor, Putins Expansionskrieg gut zu heißen. Den Geschäftsleuten ist’s egal. Überall werden Arbeitskräfte gesucht. Zudem geben sich die in die Zugewanderten große Mühe, Deutsch zu lernen, was insofern nicht weiter verwunderlich ist, als dass die hier bereits sich heimisch fühlenden Deutschrussen heftig darauf bestehen, als Ur- Deutsche zu gelten. Ansonsten pflegt man die Liebe zur slawischen Heimat und deren kulinarischen Köstlichkeiten.

Wer z.B. hier nach dem authentischem Borschtschgenuß sucht, sieht sich hier vom „MixMarkt“ der Monolith Gruppe – ein Großhändler für den Export slawischer Produkte – bestens versorgt. Gegen Heimweh hilft z.B. der Genuss von ‚Rjaschenka‘. Ein Festmahl kann man mit ‚Plombir‘ oder einem Speiseeis der Marke ‚Eskimo‘ abschließen. Wem das noch nicht reicht, der wird auf der Suche nach einer weiteren Zumutung in der Mitte der Stadt fündig. Dort trifft man auf den „Löwenbräu-Keller“ mit seinem Biergarten. Wie in jedem Winter wurde er auch dieses Jahr wieder saisonal umfunktioniert.

Wer sich also nach Borschtsch verzehrt, wer Geschmack findet an eingearbeitetem, blondem Falschhaar – dem wird beim Anblick dieses weihnachtlichen Ensembles das Herz aufgehen. Selbst wenn man die Deko Orgie elsässischer Vorgärten mit all ihren Gipszwergen, farbigen Störchen und ‚Hansi‘-Figuren als Vergleich heran zieht, selbst dann darf man das dortige Sammelsurium als einen Meilenstein der Geschmacklosigkeit ansehen. Nicht ganz frei ohne Bewunderung fragt man sich, in welchen Keller und Ablagen der Gärtner dieser Zauberlandschaft gestöbert haben muss, um mit der Überfülle dieses weihnachtlichen Krimskrams aufzuwarten.

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