Blättern & Rauschen

Göttinnendämmerung Teil 3

Warum wir von Helene Fischer langsam zu viel kriegen

Foto(6)Es begann mit dem Fall des Unterhaltungschefs des MDR. Gerüchte waren aufgekommen, dass er sich im Amt hatte Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen lassen. Unversehens sah sich der Schlagerpate von heute auf morgen aus dem Verkehr gezogen. Mittlerweile wartet er auf seinen Prozess. Noch aber lief die Maschine gut. Auch ohne ihn. Business as usual? Nur scheinbar. Denn die Quoten der Starshows bröckeln. Waren es zu guten Zeiten noch 25 Prozent Marktanteil, so fällt man sich heute schon bei 16 Prozent in die Arme. Herzgefühle im freien Fall.

In den Sendungen selbst die ewige Wiederkehr der Gleichen, nur in schnellerer Rotation: Stefan Mross, Hansi Hinterseer, Mary Ross, Andy Borg und Karel Gott. Nicht zu vergessen Beatrice Egli, eine Sangesgigantin mit dem reichen Repertoire eines einzigen Hits.

Aber auch andere Sendungen sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Wie es mit ‚Bambi‘ weitergeht, sollte Hubert Burda seine schützende und vor allem auch spendable Hand nicht mehr über die Sendung halten – auch dies zumindest fraglich. Immerhin ging in diesem Jahr zum wiederholten Mal ein ‚Bambi‘ an – wir ahnten es schon – Helene Fischer. Überraschung!

Im freien Fall befinden sich neuerdings auch die Konzertgagen. So recht will niemand mit genauen Zahlen herausrücken, aber auf mehrmaliges Nachhaken singt Hansi Hinterseer, der vormals 24 000 Euro kassiert haben soll, nunmehr für 6000. Das Nockalm Quintett macht’s für 3000, wo in besseren Zeiten 14000 Euro verlangt worden waren. Und Ireen Sheer im Paket mit Patrick Lindner wären als Paket für 5000 zu haben. Auch er ein vormaliger Superstar, bis er ein Kind adoptierte und es der letzten Oma klar sein musste, dass er schwul war. The Carneval is over.

So was tut dem Image nicht gut. Wen wundert’s, wenn sich in den ARD-Redaktionsstuben die große Ratlosigkeit breit macht? Zudem kommen jetzt langsam wieder die aus ihren Büros, die – ganz öffentlich-rechtlich – Bedenken anmelden, ob die gebotene Fernsehunterhaltung tatsächlich dem Bildungsauftrag zuträglich sei. Da wird von kulturell Beschlagenen verstärkt gefragt, ob das Gebotene der allmählichen Hebung des guten Geschmacks diene, den Menschen gar zu dem mache, was er sein könnte: reflektiert, kritisch, gebildet? Kurz: ein Mensch im umfassenden Sinn. Dann doch vielleicht lieber eine weitere Talkshow, eine weitere Kabarettsendung, oder gar ein ‚Tatort‘.

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