Der Badenblogger » Oktober 2016

Monthly Archives: Oktober 2016

Allgemein Malen & Schnitzen

Bei Licht betrachtet

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Neu: die Ausstellung „DIE KERZE“ im Frieder Burda Museum in Baden-Baden

© Gerhard Richter, 2016

Helmut Friedel, der Kurator der Ausstellung, hatte ja nicht ganz Unrecht, wenn er anmerkt, dass der Zeitpunkt der Ausstellungseröffnung in diesen Tagen durchaus in die Jahreszeit passt. Allerdings muss man nicht unbedingt das zeitgemäß Vorweihnachtliche bemühen, um der jüngsten Schau des Frieder Museum noch einiges mehr abzugewinnen.

Main© Nam June Paik Estate, Foto: Axel Schneider

Denn wieder einmal überrascht uns das Museum mit einem zeitlos interessanten Thema. Ausgehend von einem der wichtigsten Werke des Bestandes, der ,KERZE‘ von Gerhard Richter, nehmen die Ausstellungsmacher dieses einzigartig ikonografische Bild zum Anlass, daran anknüpfend weitere Werke dem Gemälde von Richter zur Seite zu stellen

Natürlich ist das Bild der Kerze in der Malerei nicht neu. Immer wieder in der Vergangenheit war die Kerze mit ihrem natürlichen Licht den Künstlern ein gesuchter Anlass, ihre Malkunst zu präsentieren. Wie bringt man das Leuchten des Kerzenlichtes auf die Leinwand? Wie verändert es die Hautfarbe, die Augen der Dargestellten? Wie gestalten sich die durch ihr Leuchten hervorgerufenen Schatten in den Salons, gar im Stall? Was sieht man im Licht der Kerze und ahnt man: ihr Leuchten verbirgt mehr als es zeigt?

Nicht so in der Moderne. Hier weisen die in der Ausstellung gezeigten mehr als 50 Gemälde, Skulpturen, Videoarbeiten und Fotografien auf durchaus auch veränderte Inhalte. Nicht so sehr klassische Konnotationen, Stillebenmalerei und Vanitas beherrschen die Räume. Wer Markus Lüpertz, A.R. Penck und Baselitz (die alle in der Ausstellung vertreten sind) kennt, wird dergleichen auch nicht vermuten.

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© Jeff Koons, 2016; Courtesy Gagosion Gallery

Vielmehr wird mit der Kerze künstlerisch ‚gespielt‘. Sie verweist auf neue Inhalte, etwa das erotische Moment, dient der Provokation („Negerchen mit Kerze“) oder will entschlüsselt werden. Bei Jeff Koons poppigem Bild „Candle“ taucht sie in einer schrill bunten Kollage auf. Bei Robert Gobers flachem Stück Bienenwachs, das mit Menschenhaar beklebt ist, sieht sich die Kerze als Phallus inszeniert und – entstanden während der großen AIDS Epidemie – will auch an all die damals Verstorbenen erinnern.Zusammengestellt wurde also einmal mehr eine sehr lebendige Schau, die, teils mit klassischen Motiven spielend, bis ans Dadaistische anknüpft. Sie ist überaus lebendig, vielfältig, überraschend.

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Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Neben jeder Wand zeigt sich eine andere mit Neuem, nicht Erwartetem. Mehr kann man von einer Ausstellung nicht verlangen. Dass im Untergeschoss zudem eine Abfolge von kerzenbeleuchteten Filmsequenzen gezeigt wird, rundet das Ganze noch wunderbar ab. Hier besonders erwähnenswert der Ausschnitt von Stanley Kubricks ‚Barry Lyndon‘, der erste Film, bei dem die im Licht der Kerzen gefilmten Szenen zum ersten Mal in der Filmgeschichte ohne Kunstlicht gedreht wurden.Dass die Präsentation der Ausschnitte aus so bedeutenden Filmwerken für die Macher der Ausstellung ziemlich kostenintensiv gerieten (um es zurückhaltend auszudrücken), sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Dass sie es trotzdem taten, ehrt sie und sollte den Besucher umso mehr freuen.

20161023_095744Es sind aber auch noch die freundlichen Kleinigkeiten, Überflüssiges eigentlich, die das Bild von einem Museum, gar seinen Stil prägen. Z.B. das mit dem Zuckertütchen. Dessen Äußeres schmückt das Bild eines Exponats (Gavin Türk „Neon Candle“).

So könnte es passieren, dass der Besucher beim Kaffeetrinken das Tütchen vielleicht als eine nette Geste, den Inhalt aber als ganz besonders süß empfindet.

 

Noch bis 29.1.2017

 

 

Allgemein Essen & Trinken

Der Preis ist heiß Teil 1

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Vom Munde abgespart: der Bierpreis in Baden-Baden

Es ist nun wieder schon ein ganzes Weilchen her, dass wir hier betont haben, dass wir hier in Baden-Baden einzigartig sind. Singulär sozusagen.

Durften wir nicht erst kürzlich die allgrößte Anzahl verschleierter Frauen registrieren? Und wo lebten bis noch vor kurzem die allermeisten der allreichsten Russen? Und dann erst die anderen! So viele Chinesen, die hinter einem Fähnchen herlaufen und dabei Millionen von Selfies machen – so etwas haben die allwenigsten der anderen Städte aufzubieten. Aber wir hier !

Aber noch in etwas anderem sind wir hier ziemlich Spitze. Beim Bierpreis.

Zwar schreibt in diesen Tagen die Süddeutsche Zeitung, dass das Wiesen-Bier „berüchtigt für seine herbe Preissteigerung“ sei und wohl auch bei dem diesjährigen Oktoberfest wieder gestiegen ist. In diesem Jahr kostet die ‚Maß‘ € 10,53. Dies ist – korrekt eingeschenkt – 1 Liter. So was trinkt, außer in München, kein Mensch. Also wollen wir die Menge halbieren und kommen dann auf den Preis für eine Halbe von ca € 5,25. Da die ‚Wiesn‘ halt die ‚Wiesn‘ ist, wird dieser Bierpreis von den Münchnern zunächst mal akzeptiert. Von den Touristen sowieso.

Ansonsten aber sind die Bewohner der bayrischen Hauptstadt anderes gewohnt. In der Regel bezahlt man in München für eine Halbe im Schnitt etwa € 3,50, was, verglichen mit den üblichen Lebenshaltungskosten, erstaunlich günstig ist. Wie aber sieht‘s denn bei uns in Baden-Baden aus?

Das ‚Amadeus‘ will für die Halbe € 4,70. Gäbe es im ‚Garibaldi‘ einen halben Liter (es gibt nur 0,4 L) bezahlte man dafür (hochgerechnet) € 5,00. Und im ‚Löwenbräu‘ macht man es nicht unter € 5,30. Gerade der Name ‚Löwenbräu‘ verweist auf die gleichnamige Münchner Brauerei, die natürlich wie so viele andere große Münchner Brauereien schon lange nicht mehr in heimischen Händen ist, sondern jemandem ganz anderem gehört, in diesem Fall ‚Anheuser Busch‘, der größten Brauerei der Welt. 1999 wurde 677.000 hl in Lizenz gebraut. Seitdem scheint der Umsatz kontinuierlich gesunken zu sein. Neue Zahlen gibt es nicht. Anderen großen Brauereien geht es wohl besser. So weist Paulaner für 2015 einen Bierumsatz von 2,4 Mio hl aus, wobei auch in diesem Fall nur noch 51,1% in Bayrischer Hand sind. Der Rest gehört zur Heinecken Gruppe in Holland.

Halten wir nun einmal fest, dass es ein ehernes Gesetz des Marktes zu sein scheint, dass je größer die Zahl der produzierten Güter ist, desto geringer sind die Herstellungskosten pro Einheit. Dies gilt bei der Autofabrikation (Zulieferer) so wie beim Bierbrauen. Die Menge macht‘s. Es ist von den Lohnkosten völlig egal, ob ein Braumeister 2 hl herstellt oder 6 hl. Die Lohnkosten blieben annähernd gleich. Also müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn das Bier der Megabrauereien nicht billiger herzustellen wäre als, sagen wir mal, in einer kleinen Brauerei in der deutschen Provinz.

Nun ist es ja nicht das Blödeste, sich von Zeit zu Zeit dumm zu stellen…. (Mehr vom Bier gibts demnächst!)

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