Am 20. Juli feiern Burda-Museum, Kunsthalle, LA8 und Stadtmuseum gemeinsam wider den Rotstift
Während das kalte Licht der Realität brutal die leeren Kassen der Stadt Baden-Baden in den öffentlichen Blickpunkt rückt, entfaltet im Museum Frieder Burda die aktuelle Ausstellung „Poesie des Lichts“ fast überirdischen Glanz. „Als Himmel, der sich unaufhörlich öffnet, wie ein asymmetrisches, unkalkulierbares impulsives Kaleidoskop“ definierte Richard Pousette-Dart (1916-1992) seinen Kunstbegriff. Bis zum 14. September erlaubt das amerikanische Multitalent in seiner der ersten großen Ausstellungen außerhalb der USA einen Einblick in seinen Kosmos mit rund 140Werken aus sechs Schaffensjahrzehnten.
Als einer der Pioniere des Abstrakten Expressionismus überwand er scheinbar mühelos die Grenzenzwischen Malerei, Bildhauerei, Kunsthandwerk, Skulptur und Fotografie.
Beherrschendes Thema blieb lebenslang die Faszination des Lichts. Flirrende großflächige Gemälde, auf deren scheinbar groben Oberflächen sich das Licht bricht und funkelnde Farbeffekte entstehen, wechseln mit filigran wirkenden Skulpturen und rätselhaften Metallarbeiten, die teilweise an aztekische Schmuck- und Ritualobjekte erinnern. Manche Werke erinnern mit ihrer Leuchtkraft an mittelalterliche Kirchenfenster oder nächtliche Sternenhimmel. Im oberen Stockwerk zeigt der
Fotograf Richard Pousette-Dart seinen virtuosen Umgang mit Licht und Kamera in Porträtaufnahmen bekannter Künstler seiner Zeit.
Diesem Aspekt seines Schaffens widmet übrigens das Begleitprogramm eine Sonderführung am 28. August um 17 Uhr. Während das Frieder Burda Museum aufgrund seiner privaten Führung unangefochten seinen Platz an der Museumsmeile behauptet, sieht es in der Nachbarschaft ungleich düsterer aus. Zwar hat der Baden-Badener Gemeinderat noch nicht das letzte Wort in Sachen Schließung des Stadtmuseums gesprochen, aber der städtische Rotstift dürfte schon gezückt sein. Auch die Nachbarschaftshilfe in Form des Protests der Stiftung Frieder Burda wird an der misslichen Situation wohl nichts ändern. Auch auf der anderen Seite des Meier-Baus herrscht in der Staatlichen Kunsthalle düstere Stimmung. Noch sind dort mit Mehtap Baydu (Lass Deinen Regen regnen) und Egemen Demirci
(Text Material) zwei aus der Türkei stammende Künstler zu Gast, aber am 10. Oktober steht die für viele Jahre letzte Ausstellung an: Anlässlich des 75. Geburtstags des Badischen Künstlerbunds beschließt „Selber Ort, andere Zeit“ die lange Geschichte des der modernen Kunst verschriebenen Hauses.
Die Baden-Badener Kunsthalle fungiert während der Renovierung des Badischen Landesmuseums im Karlsruher Schloss als Ausweichquartier, nachdem sie bereits im Mai diesen Jahres dem Landesmuseum angeschlossen wurde. Hinter der Interimslösung steht auch für diese renommierte Kulturinstitution ein dickes Fragezeichen in Sachen Zukunft. Wie ein Symbol der Solidarität wirkt das gemeinsame Museumsfest am 20. Juli, an dem alle vier (Noch-) Museen beteiligt sind – denn auch das LA8 liegt in den letzten Zügen. Nach dem Rückzug der Grenke-Stiftung aus dem Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts steht auch hier die Zukunft in den Sternen. Die geplante Nutzung als Welterbe-Zentrum fiel ja bereits dem besagten Rotstift zum Opfer …
(Irene Schröder)