Im Museum Frieder Burda erschließen Max Liebermann und seine Weggenossen neue SehWelten
Es ist kalt. Die Lichtentaler Allee präsentiert sich in trübem Grau, keine Spur von Sonne, mürrische Mienen. Und dann, nur wenige Schritte später, flirrendes Licht zwischen grünem Laub, leuchtende Blütenbeete und heitere Menschen in gemütlicher Umgebung, im Biergarten, beim Ausritt oder Baden, spielende Kinder … In den Sälen des Frieder Burda Museums umfängt den Besucher der Zauber impressionistischer Malerei – und plötzlich lächeln Menschen, die gerade noch fröstelnd den Eingangsbereich passiert haben.
Impression gegen Depression könnte das Leitmotiv der aktuellen Ausstellung „Impressionismus in Deutschland – Max Liebermann und seine Zeit“ lauten, wobei sich der künstlerische Bogen grenzüberschreitend ins Nachbarland Frankreich spannt, wo sich Liebermann und viele andere Künstler Mitte des 19. Jahrhunderts von dieser Kunstrichtung inspirieren ließen. Sie brachen auf den Spuren Monets, Renoirs oder Pissaros mit den herrschenden Konventionen, fingen in fast skizzenhaften Momentaufnahmen Landschaften und Alltagssituationen ein, geprägt von Farben und Lichtspielen. Dabei geht es keineswegs pastellig-niedlich zu: Künstlerporträts voller Dynamik treffen auf die tiefschwarzen Nachtgemälde eines Lesser Ury oder das triumphal-brutale Liebermann-Gemälde „Simson und Delila“.
Es überwiegen jedoch in den über 100 Meisterwerken, die aus über 60 Sammlungen ausgeliehen wurden, die leuchtend bunten Impressionen aus Liebermanns unmittelbarer Nachbarschaft rund um den Berliner Wannsee oder seiner Sommervilla, mit der sich der jüdische Künstler sein privates Refugium angesichts der drohenden politischen Entwicklungen geschaffen hatte. Schade, dass es den frankophilen Maler offenbar nie in die „Sommerhauptstadt Europas“ verschlug – die Lichtentaler Allee hätte ihn wohl zum Skizzenblock greifen lassen. Einblicke in die Entwicklung des Impressionismus in Deutschland geben bis zum Ausstellungsende am 8. Februar 2026 zahlreiche öffentliche und virtuelle Führungen und Workshops (www.museum-frieder-burda.de)
Irene Schröder

