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Die Landeshymne: „In Deutschlands tiefem Süden (da liegt das schöne Land)“

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Der Versuch wert: Ein gemeinsames Lied für  Baden-Württemberg

Es war 2002, da feierten wir das Jubiläum unseres Bundeslandes. ‚50 Jahre Baden-Württemberg’. Ein riesen Jubel, dem sich auch der SWR anschloss. Die anfangs nicht so geliebte Fusion wurde gebührend gefeiert, so auch mit einer Folge der damals beliebtesten volkstümlichen Sendung „Der Fröhliche Alltag“, über 10 Jahre moderiert von Heinz Siebeneicher und seiner damaligen Assistentin ‚Frau Wäber“.

Anlässlich dieses Jubiläums dachten sich die Macher zudem noch etwas ganz Besonderes aus: ein gemeinsames Lied, in dem sich sowohl die Schwaben als auch die Badener wiederfinden sollten. Ein Baden-Württemberg Hymne. Das war immer mal wieder versucht worden, bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Das sollte sich ändern.

Die Idee war folgende: wir Badener haben ja das „Badenerlied“, und sind insofern gut versorgt. Zudem hat das Lied ja im Laufe der letzten Jahre durch die Erfolge vom KSC und vom SC Freiburg noch einmal zusätzlich einen starken Aufwind bekommen. Bei den Spielen der Vereine wird das Lied immer wieder lautstark gesungen. Anders unsere Freunde aus dem Schwäbischen. Die tun sich da ein bisschen schwerer. „Preisend mit viel schönen Reden“ – nun ja, schön und gut, aber kein Hit. Und die „Schwäbische Eisebahne“ taugt ja auch nur eingeschränkt als Hymne. Schließlich ist am Ende des Liedes die Geiß ja tot…

Geht also auch nicht. Da hatte sich jetzt ein gemeinsames Lied angeboten, das alle singen können, vor allem auch dann, wenn sich die Gesangvereine – was ja öfter passiert – gegenseitig besuchen. Und auch den Touristen beides Landesteile sollte es gefallen. So der Plan. Und so kam es denn auch.

Die Macher machten sich also dran und schufen ein Lied mit dem Titel: „In Deutschlands tiefem Süden (da liegt das schöne Land)“. Dieses Lied wurde in Anwesenheit des damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel erstmalig präsentiert. Eine Uraufführung. Mit dabei waren die Flippers, die Schwarzwaldfamilie Seitz und viele andere, die man von entsprechenden Fernsehsendungen kennt. Walter Scholz hatte den Trompetenpart übernommen, und Frau Wäber sorgte für Lacher.

Kurz, man erlebte alles, was Rang und Namen hat. Das reine Vergnügen. Dementsprechend war auch die Einschaltquote: mehr als 1 Million Zuschauer waren Zeuge dieser sängerischen Geburt und waren dementsprechend begeistert.

Das Ereignis sollte man sich bei Youtube (https://youtu.be/2XZ3svIG6AI  ) unbedingt mal ansehen! Ein rundum fröhliches Lied, das die Herzen der Menschen ergreift.

Nun, dachten die Macher, wäre es, nach so vielen Jahren, vielleicht an der Zeit, sich das Chor-Projekt nochmal vorzunehmen. Denn eines wird beim Betrachten und Hören klar: es ist ein richtiger Ohrwurm geworden. Einmal gehört und schon lässt er einen nicht mehr los. Ein Hit.

 

Hier also erst mal ein Textausschnitt.

 

                          In Deutschlands tiefem Süden, da liegt das schöne Land,

und allen, die wir’s lieben, ist dieses wohlbekannt.

Vom Schwarzwald bis zum Bodensee, von Stuttgart bis zum Rhein:

im Ländle Baden-Württemberg, ja da sind wir daheim.

 

Ein jeder Weinfreund weiß genau, hier wächst der beste Wein.

Kein Wunder, denn er wird verwöhnt von recht viel Sonnenschein.

Und fleißig sind wir allesamt, die Badener wie die Schwaben.

Doch ist die Arbeit dann getan will Freude man auch haben.

 

Mit Schiller, Hebel, Hölderlin, das Land hat große Geister,

und voller Stolz erfreun’ wir uns am Werk der großen Meister.

Von Freiburg grüßt der Münsterturm, von Ulm der Turm nicht minder.

 Gott segne dieses schöne Land und seine Landeskinder.

 

In Deutschlands tiefem Süden…

 

Dafür gibt’s natürlich auch noch Noten, für Männer- oder gemischten Chor. Und dazu auch noch erhältlich den vollständigen Text. Weiter  das Halbplayback aus der SWF Sendung.. Damit hat man auch eine tolle, professionelle Begleitung für den Auftritt. Einfach mal melden. Am besten  über das Kontaktformular des www.badenblogger.de!

Ansonsten wird sich auch der Schwäbische Chorverband (http://www.s-chorverband.de/) sich mit dem Thema befassen. So hat der Verband angekündigt, in der Septemberausgabe des Verbandorgans SINGEN! sich in einem Beitrag mit dem Thema zu befassen. Also auch dort einfach mal vorbeischauen! Es lohnt sich.

 

 

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„BÜRGERORIENTIERT UND INTENSIV“ Teil 2

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WIE DIE OBERBÜRGERMEISTERIN MARGRET MERGEN BADEN-BADEN IN DIE ZUKUNFT FÜHRT

Der große Dienstweg

Dabei dürfe sich die „Verwaltung nicht ständig in der Komfortzone“ bewegen. Ihren Führungsstil umschreibt sie als „fordernd und kooperativ“, wobei Ersteres hängenbleibt, Letzteres der Erläuterung bedarf. Interdisziplinäres Arbeiten hält sie für zentral. Vernetzte Lösungen finden, das sei das Gebot der Stunde. Und stößt sie – wie einmal geschehen – auf einen Mitarbeiter, der seit 45 Jahren im selben Büro dieselben Vorgänge abarbeitet, da schaudert sie innerlich. Hier sieht sie Gesprächsbedarf.

Ein Arbeitsstil, wie ihn der vormalige OB von Berlin, Klaus Wowereit, gepflegt hatte, scheint ihr eher befremdlich. Wie ihr auch dessen Selbstdarstellungsbedürfnis weitgehend fremd ist. Kaum vorstellbar, dass sie den roten Teppich, über den sie manchmal schreiten soll, auch noch mitbrächte.

Erlebt man sie im Gespräch ist sie eher sachlich, themenorientiert. Aber kann sie auch anders, allerdings eher selten und nur ein bisschen. Wie sie mit feiner Ironie auf die fünf Datteln verweist, die ihr zum Gespräch über das Neue Schloss von der derzeitigen Eignerin, der kuweitischen Geschäftsfrau Fawzia al-Hassaw, als Präsent  übereignet wurden, zeigt sich: sie könnte, wenn sie wollte.

Ansonsten ist das Thema ‚Schloss‘ ein wichtiges Thema ihrer Amtszeit. Man könnet auch sagen: ein Sorgenfall. Frau Mergen wünscht inständig, Baden-Baden gerade dieses Wahrzeichen, mit Leben gefüllt, erhalten zu können. Gerade dies liegt ihr – aber so würde es sie nie formulieren – am Herzen.

 Ortstermin Einweihung Gewerbepark ‚Bollgraben‘ in Steinbach.

Klar ist, dass Baden-Baden von seiner städtebaulichen Schönheit allein nicht leben kann. So gilt es, neue Flächen für wirtschaftliche Nutzung auszuweisen. Noch vor Baubeginn am Anfang Juli dieses Jahres der Eröffnungstermin. Es gibt Gebäck, Kaffee, Brezeln, Mineralwasser, alkoholfreies Bier und Fanta. Anwesend sämtliche an dem Projekt Beteiligte. Bürgermeister, Ortsvorsteher, Projektleiter. Ein schöner sonniger Tag. Die meisten Herren in legerer Kleidung, kurzärmeliges Hemd. Falls sie sich in beruflicher Hinsicht eine kleine Sentimentalität erlauben wollte, dann ist es allenfalls dies: unmittelbar nach Amtsantritt hat es sie schon überrascht, wie sehr sich die Baden-Badener mit ihrer Stadt identifizieren und diese ungefragt als die Allerschönste bezeichnen. Diesem Gefühl weiter Nahrung zu geben das, so scheint es, ist für Margret Mergen der Antrieb, vor dessen Hintergrund sie das Durchtakten ihre Arbeitstages als ‚Quan­ti­té né­g­li­gea­b­le‘ sieht.

Mit Bedauern erlebt sie, dass dann eben dieselben Bürgerinnen und Bürger dann aber wieder überaus konservativ sind, wenn es darum geht, sinnvolle städtebauliche Veränderungen in den Weg zu leiten. Das nimmt sie in Kauf und findet es schade. Aber sie arbeitet daran. Da ist sie Profi.

Ortstermin Einweihung Gewerbepark ‚Bollgraben‘ in Steinbach.

Büro OB Margret Mergen ist bereits vor Ort. Pünktlich und emissionsfrei. Bei der Zeremonie dabei auch eine Vertreterin der Grünen, die mit ihrem blütenweißen Kleid an diesem Festtag einen gleißend hellen Kontrapunkt zu den vielen ‚Lerros‘- Hemden setzt. Smalltalk. Es wird über dieses, aber auch über jenes gesprochen. Die meisten kennen sich.

Die vorsichtig vorgetragene Anmerkung eines Anwesenden, dass der Landverbrauch durch Ansiedlungen von Gewerbe gerade in der Rheinebene vielleicht mal ein Thema sein könnte, befremdet eher. Ja, ja, sagt die Vertreterin der Grünen, da könne sie aber nichts machen. Das sei Sache von Stuttgart. Danach greift sie mit ihrer gepflegter Hand nach einer Schneckennudel und man ahnt: die Grünen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Dies zu erkennen ist der Oberbürgermeisterin in dem Moment freilich nicht vergönnt. Zwischen zwei eng getakteten Terminen glaubte sie einen Augenblick Zeit für sich zu finden. Bei einer trockenen Brezel und stillem Wasser möchte sie kurz Luft holen. Als sie die Brezel zu Munde führt, naht auch schon eine Bürgerin, den Moment  einer gewissen Hilflosigkeit ausnützend, um ihrer Oberbürgermeisterin jetzt einmal zu sagen, was sie ihr schon immer sagen wollte.

Es sind vielleicht gerade diese Momente, die für einen Außenstehenden ein solches öffentliches Amt nur bedingt erstrebenswert erscheinen lassen. Eingeklemmt zwischen Terminen, selten einen Moment der Privatheit genießend, nach außen hin sich locker und jovial gebend und sich doch zum äußersten kontrollierend – all das muss man wollen. All das muss man wirklich wollen.

Margret Mergen will es.

 

Allgemein Institutionen Stadtstreicher

Der Übel-Täter

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Gut, dass wir sie haben. Die Polizei hilft, wo sie kann.

Wer würde uns nicht zustimmen, wenn wir hier festhalten, dass der Beruf des Polizisten außerordentlich vielfältig ist. So war erst kürzlich zu lesen, dass ein Mann in Freiburg beim Niesen auf einer Brücke seinen Zahnersatz verloren hatte. Der war ihm durch das Geländer gefallen und prompt auf der darunterliegenden Bundesstraße gelandet. Glücklicherweise war die Polizei zugegen. So konnte sie den Zahnlosen davon abhalten, „auf eigene Faust auf der vielbefahrenen Straße nach seinen Zähnen zu suchen“. Es wäre umsonst gewesen. Denn obwohl sich die Polizei an der Suche beteiligte, blieb der Zahnersatz „unauffindbar“, konnte also seiner ursprünglichen Aufgabe nicht mehr zugeführt werden.

Anders in Baden-Baden. Dort gelang es den Ordnungshütern tatsächlich ein Problem zu lösen, auch wenn die Situation eine gänzlich andere war. Der Anlass war eine sogenannte ‚Überführung’.

Eine solche ist z.B. vorgesehen, wenn ein Verdächtiger – sagen wir mal – vom Gefängnis in den Gerichtssaal gebracht oder ein sonstiger gerichtsverwertbarer Mensch mit einem Fahrzeug von A nach B ‚überstellt‘ werden muss. Um einen solchen Vorgang zu einem guten Ende zu bringen, muss die Polizei unbedingt eingebunden werden. Wie es sich erst jetzt wieder in Baden-Baden gezeigt hat, können die Herausforderungen des Vorgangs durchaus gravierend sein.

Wäre man neulich über die B 500 stadtauswärts gefahren,  hätte man in der weiten Kurve auf der Höhe der Gemarkung Wörthböschel u.U. einen Streifenwagen bemerkt, der mit eingeschaltetem Blaulicht auf der rechten Spur stand. Neben dem Streifenwagen zwei Polizisten, die den Ort sicherten. Der Anlass war eher ungewöhnlich. Im vorliegenden Fall drehte es sich nicht so sehr darum, ein Gebiss zu bergen, sondern es galt, einem mutmaßlichen Straftäter, dem während der Fahrt plötzlich übel geworden war, zu ermöglichen, sich außerhalb des Dienstfahrzeugs auf der B 500 zu übergeben.

Fast überflüssig anzumerken, dass die Beamten mit großer Umsicht darauf achteten, mögliche Fluchtgedanken seitens des zu Überführenden schon im Keime zu ersticken.

Wir wollen jetzt nicht am Fahrstil der Beamten rummäkeln. Auch steht die juristische Bewertung der Tat des möglicherweise straffällig Gewordenen noch aus; vielleicht hatte der Mann tatsächlich Übles getan, vielleicht aber war ihm einfach nur übel geworden.

In jedem Fall aber ist es nur zu verständlich, wenn wir hier jetzt einmal ungeschützt von einem sogenannten Übel-Täter sprechen.

 

 

Allgemein Institutionen Stadtstreicher

Ein Vorschlag zur Güte…

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fittosize__462_0_978209232567e6ef3d8a59c101e80cf3_g20_logo-bb….zum G 20 Gipfel in Baden-Baden

Außer den unterdrückten Begeisterungsrufen der Hotelbesitzer über die Komplettbelegung ihrer Häuser ist derzeit in Baden-Baden wenig Euphorie zu spüren.

„…und das wegen so ein paar Politikern?“, fragt sich da einer in der befriedeten Innenstadt. Ein anderer nennt die Tagungsteilnehmer des G20 Gipfels grimmig „Insolvenzverschlepper“. Eine Passantin schüttelt fassungslos den Kopf über das Zuschütten der Baustelle am Leo: „Die treffen sich doch ohnehin jede Woche irgendwo“.

 

Ob die Stadt wirklich davon profitiert, dass der Gipfel hier stattfindet? Der G 20 Gipfel, eine PR Veranstaltung für Baden-Baden, die den Aufwand lohnt?

Ortswechsel. Noch immer könnte man darauf hinzuweisen, dass das Dayton Abkommen, das Serben und Kroaten zusammenzwang, auf einem Militärflugplatz im tiefsten Ohio stattfand. Und dort unter reichlich kargen Umständen, die der damalige amerikanische Verhandlungsführer, der als beinhart bekannte Richard Holbrooke, als durchaus ergebnisfördernd ansah. Nicht nachzuprüfen ist, ob es tatsächlich stimmt, dass eine Verhandlungsrunde unter dem Flügel eines B 52 Bombers abgehalten wurde, und der damalige Verhandlungsführer darauf hinwies, dass dieser Bomber zum Einsatz käme, wenn hier und jetzt keine Einigung zustande käme.

20170317_115633So weit wollen wir hier nicht gehen. Aber man könnte trotzdem fragen, ob es – auch angesichts des enormen personellen und finanziellen Aufwands, der für solche Gipfel getrieben wird (G 7 Gipfel in Elmau, so der Bund der Steuerzahler, soll ca 360 Mio gekostet haben), es nicht sinnvoller wäre, auch hier, in Deutschland, solche Gipfeltreffen nicht ebenfalls auf einem ohnehin gesicherten Flugplatz stattfinden zu lassen?

Hier böte sich aus gegebenem Anlass der noch nicht in Dienst genommene Flughafen in Berlin an. Dort würden solche Tagungen niemanden stören. Hotels sind vorhanden, Platz und Tagungsräume ebenfalls. Die Herrschaften könnten in Tegel einfliegen und würden dann zwecks Tagung nach Berlin Schönefeld gebracht. Politiker und der dazu gehörende Beamtenstab residieren ohnehin in der Hauptstadt. Dass dies zu einer zu zunehmenden Entfremdung der Politik von ihren Wählern führen würde, kann im Ernst niemand anführen.Da auch in Baden-Baden das derzeitige Treffen unter gänzlichem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und von den ansonsten wenig prominenten Tagungsteilnehmern hier ohnehin nichts zu sehen ist, wäre so ein Vorschlag durchaus einmal zu prüfen. Es ist ja nunmehr so, dass neben der Wiederinstandsetzung der Leo-Baustelle auch ganz andere, letztlich in ihrer Höhe noch nicht zu beziffernde Kosten anfallen.

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Wer z.B. entschädigte die Geschäftsleute für entgangene Umsätze? Wer kommt für den Verdienstausfall der Kutschenbetreiber auf? Und beim Eiscafe ‚Capri’ hat man wohl darauf bestanden, dass aus sicherheitsrelevanten Gründen auf eine Bestuhlung im Freien verzichtet wird.

Könnte ja sein, dass das Sicherheitskonzept auch vorsieht, mögliche Gefährder vom Latte Macciato abzuschneiden.

 

PS Falls aber so ein Treffen unbedingt im Badischen stattfinden soll, hätten wir noch die ‚Bühlerhöhe‘ anzubieten. Dort müsste ohnehin mal wieder renoviert werden. Das könnte die Bundesregierung dann übernehmen. Und überhaupt ist dort oben die Luft besser.

 

Allgemein Auswärts Institutionen

Tot mit Anstand

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„Das Duell – Zweikampf um die Ehre“. Eine Ausstellung im ‚Wehrgeschichtlichen Museum‘ in Rastatt

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Mal wieder Rastatt besuchen? Wer so etwas vorschlägt, dem kann es passieren, dass er sich mit fragenden Blicken konfrontiert sieht. Rastatt was…? Und dabei hat Rastatt mit einigem aufzuwarten. Erst einmal mit einer beeindruckenden Kneipendichte, dann aber auch mit einer bemerkenswerten Anzahl Eisdielen, die – wie man so sagt – ein breitgefächertes Angebot bereithalten. Sogar die giftgrünblaue Eissorte ‚Schlumpf’ gibt’s in Rastatt zu kaufen.

Aber sonst? Gut, da wäre dann noch das mächtige Schloss des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, auch ‚Türkenlouis’ genannt. Der hatte sich seinen Namen verdient, indem er mithalf, die Türken vor Wien zu schlagen und so verhindert, dass Westeuropa muslimisch wurde. Das christliche Abendland war erst mal gerettet. Das ist nun schon ein Weilchen her.

Das Schloss ist trotzdem einen Besuch wert, denn vor kurzem eröffnete das dort beheimatete ’Wehrgeschichtliche Museum im Schloss Rastatt’ unter der Leitung von Alexander Jordan die unbedingt besichtigungswerte Ausstellung „Das Duell – Zweikampf um die Ehre“. Denn um die ging es, wenn sich ab dem 17. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg Männer in eben dieser Ehre verletzt sahen und Satisfaktion einforderten. Anfänglich kämpfte man noch mit dem Degen, dann aber bald mit Pistolen. Die versprachen größere Chancengleichheit.

Der Anlass konnte – nach heutigem Verständnis – durchaus nichtig sein. Ein falsches Wort, eine vielleicht unbeabsichtigte Kränkung. Aber natürlich war auch nicht gern gesehen, wenn der andere mit der eigenen Frau anbändelte. Das fand manch einer schon damals unpassend.WGM_Ausstellung_DasDuell_Barney_Presse

Einer der prominentesten Liebes-Opfer war der Sozialist Ferdinand Lassalle, der wohl um die Hand einer Angebeteten anhielt, von deren Vater aber abgelehnt wurde. (Das Lexikon nennt das in diesem Zusammenhang ‚sequestieren’, was wohl auch heißt: sie wurde unter Zwangsverwaltung gestellt’…) Jedenfalls fühlte sich der Vater in seiner Ehre gekränkt und forderte von Lassalle Genugtuung. Das ging schief. Von einer Kugel in den Unterleib getroffen starb Lassalle drei Tage später. So verlor auf dem ‚Feld der Ehre’ ein Liebender sein Leben, die Geliebte einen möglichen Gatten und die Arbeiterschaft einen energischen Vorkämpfer für Arbeiterrechte: „sicher einer der bedeutendsten Kerle in Deutschland“ (Friedrich Engels). Und all das wegen eines Duells.

Auch in diesem Fall war es wohl so, dass der Herausgeforderte sich gar nicht duellieren wollte, sich aber gezwungen sah. Dies mag mehr als einmal vorgekommen sein. Wie übel sich der eine oder andere wohl in der Nacht zuvor fühlte, kann man nachlesen in Arthur Schnitzlers ‚Leutnant Gustl’.Jean-Léon_Gérôme_-_Duel_After_a_Masquerade_Ball

In der Ausstellung ist die Geschichte des Duells bestens erläutert und bebildert. Ergänzt wird das Ganze durch eineDueling_pistols Vielzahl von teils schmuckvollen Exponaten. Schwerter, Degen, Pistolen. Weiter sehen wir in historischen Anleitungen, wie man sich im Falle einer solchen Auseinandersetzung zu verhalten hat. Wann und wo wird gefochten? Sekundanten, Arzt, Schiedsrichter: wer wird gebraucht? Alles war strikt geregelt. Selbst wie viele Schritte vor dem Schuss zu gehen sind. Wie man steht ist geregelt und auch wie man fällt („mit Anstand“).

So zieht sich die Geschichte des Ehrhändels noch hin bis ins Dritte Reich, als sich, historisch überaus spät, noch zwei Offiziere aus dem Generalstab in die Wolle gerieten und sich duellieren wollten. Zum Sekundanten wünschte sich der eine aber wohl Adolf Hitler. Das hätte er mal besser gelassen. Denn das ging dem Führer dann doch zu weit. So riet der Kriegstreiber Hitler in diesem besonderen Fall dringend dazu, gefälligst abzurüsten und Frieden zu schließen.

Das war, wie wir wissen, beim GRÖFAZ die absolute Ausnahme.

Eine andere war 1868 das Duell zweier Edelprostituierten, Marie P. und Aimee R.. Dabei ging es – so der Ausstellungstext – „um das Herz und die Börse eines reichen Mannes“. Das Duell endete mit einem Schuss in den Oberschenkel von Marie P., worauf Aimee R. als Siegerin vom Platze schritt, danach ihren Beruf aufgab und heiratete.

Mehr konnte man von einem Duell nicht erwarten.

 

 

 

 

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