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Allgemein

Russische Eier Teil 2

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Schließlich wird Russlands Zukunft derzeit vor allem rückwärts gedacht.

Hier der Besitzer der Eier mit seiner Frau. Sie ist nicht aus Marzipan. Und steht auch nicht auf einer Hochzeitstorte.

Und so verfiel er auf der Suche nach Symbolen auch auf die Fabergé Eier, die, nach den revolutionären Wirren in alle Winde zerstreut, endlich wieder heimgeholt werden sollten, ins heilige russische Reich. Fortan wurden die Neureichen von Putins Gnaden, die Oligarchen, angewiesen, in weltweiten Ostermärschen die Fabergé Eier einzusammeln und wieder in russische Hände zu legen.
Zwei, die dem Ruf unmittelbar Folge leisteten, waren denn auch der Oligarch Alexander Iwanow und sein Kompagnon Konstantin Goloschtschapow, auch „Putins Masseur“ genannt. Die beiden also ersonnen die Idee, 2009 in Baden-Baden, dem vermeintlichen Außenposten der ansonsten eher unsichtbaren russischen Seele, eine Dependance zu gründen, das‚ Fabergé Museum‘ in der Sophienstrasse, eine kleine Allee, die zur Hoch-Zeit der Russeneuphorie zahlreiche Edeladressen beheimatete, wie Bogner, Hermes u.v.a.
Das Haus, das das Museum beherbergt, ist, wie die Eintrittspreise von € 23, eher stattlich. Dafür steht an schönen Tagen vor dem Eingang allerdings auch ein saisonal bestückter Blumenkübel, der dem Besucher den Weg ins Innere weist. Anders als im aktuellen Flyer beschrieben, beschränken sich die Öffnungszeiten – sicherlich bedingt auch durch die derzeit deutlich reduzierte Russeneuphorie – auf die Kernzeiten Do-So. Das Personal besteht aus Damen russischer Herkunft im sogenannten besten Alter und auch darüber. Sie dienen, so der Prospekt, dem „Wahren, Schönen, Guten“. Sucht man mit ihnen das Gespräch, darf man darauf vertrauen, dass ihr Glaube an die vergangene Größe Russlands mindestens so große ist wie der Glaube an den deutschen Sozialstaat. Auf frühere Nachfragen hielten sie lange und tapfer daran fest, dass Russland und Deutschland eigentlich die geborenen Partner seien. Der Deutsche hätte den Ingenieursgeist und der Russe die Rohstoffe.

Im Moment aber bewachen sie bei abnehmendem öffentlichen Besucherinteresse ein Museum, dessen Inneres, nett formuliert, an ein wahrhaft großbürgerliches Wohnen im 19. Jahrhundert erinnert, mit allen Versatzstücken, die damals zum Darstellen gesättigten Daseins gehörten. Vor allem aber Salons en Masse, die nunmehr Unmengen Schaukästen beherbergen. Nicht so nett formuliert, ist es ein rechtes Durcheinander, das Wichtiges neben nicht so Wichtigem präsentiert.

So rätselt der Fabergé Freund, was das „Gold der Welt“ mit „kostbaren goldenen Kleinoden…aus vor allem präkolumbischer, asiatischer, skytischer, persischer, keltischer, römischer Herkunft bis in unsere Zeit“ zu tun hat, mit den versprochenen Pretiosen zaristischer Herrschaft. An den Wänden eine reiche Bildgalerie aus tatsächlich eben dieser Epoche, allerdings wenig strukturiert und unklar kommentiert. Natürlich Bilder der Zarenfamilie, von denen bei ruhiger Betrachtung dem Interessierten vielleicht auch das Bild der Zarin ins Auge fällt. Sie muss eine sehr schöne Frau gewesen sein, doch fällt einem ihr Blick voll großer Traurigkeit auf.

Ein Grund war sicher der damalige Zustand des Russischen Reiches, aber auch die unheilbare Krankheit des möglichen Thronfolgers. Angesichts dieser riesigen Probleme wird ein anderes Problem sicherlich nachrangig zu bewerten sein: es präsentieren sich in Schaukästen die Unmenge Zigarrettenetuis, von denen die Firma Fabergé eine größere Anzahl wohl auch an den Hof geliefert hatte. Es scheint, als sei der Zar ein großer Raucher gewesen.

Welches dieser Etuis vom Zar selbst benutzt worden war, bleibt unklar, wie so vieles in der Ausstellung. Zu selten ist klar erkennbar, was der Familie zugehörig und was nicht. Wenn die Aura eines Gegenstandes letztlich der Grund sein sollte, diese Sammlung zu besichtigen, so liegt hier der Grund nicht klar auf der Hand. Natürlich ahnt man, was für geniale Handwerker es waren, die im Auftrag der Familie Fabergé handwerkliche Meisterleistungen vollbrachten, aber eine klarere Trennung wird nicht deutlich.

Wer sich nach einem Gang durch die Ausstellung nun nach dem Eigner des Museum erkundigt, stößt auf blankes Unverständnis. Nein, der Herr Iwanow sei nicht da. Wann er denn wieder käme? Unklar, er sei nicht zu sprechen. Und die Fabergé Eier? Welche seien echt, welche nicht? Langsam wird es ihr unangenehm, und so beschließt man, das Nachfragen einzustellen. Tatsache scheint zu sein, dass in Baden-Baden wohl ursprünglich drei Eier ausgestellt waren, die man der Zarenfamilie zuordnen konnte. Diese aber hatten sich wundersamerweise irgendwie und irgendwann auf unklare Weise nach Russland abgesetzt, so wie der Herr Iwanow selbst, der irgendwann hier auch nicht mehr gesehen ward.

Was man hier in jedem Fall aber kaufen kann, sind billige Kopien der Pretiosen. Verglichen mit den ursprünglichen Kaufpreisen von z.B. € 12,5 Mio für das ‚Rothschild-Ei‘ – ursprünglich der Höhepunkt der Sammlung – sind sie hier für vergleichsweise günstige € 200 zu haben.

Russland im Ausverkauf.

 

Allgemein Kultur Menschen

Badischer Dreisatz

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Philipp Brucker

Immer gut, wenn man zusammen Mittag isst. Man erfährt dann immer etwas, das man noch nicht kannte. So erinnerte mich heute der ehemalige Landrat des Ortenaukreises, Klaus Brodbeck, an Philipp Brucker, der als Oberbürgermeister von Lahr das mit Beste an Badischer Weltliteratur geschrieben hat, das wir haben. „’s Wundergigili“ „Jo, Pfiffedeckel“, und „Hänner’s verstande?“, alles Bücher, die wir als Zeugnisse bleibenden Schaffens sehen.

Nun aber hörte ich heute von einer Sentenz, die ebenfalls von dem brillianten Philipp Brucker stammt, und die ich hier unbedingt erzählen muss. Vielleicht nicht als Handlungsanleitung in derzeitiger Zeit zu sehen, aber erzählenswert ist der kleine Vers trotzdem. Hier also:

 

Badischer Dreisatz

Erscht mache mer mol nix.

Dann warde mer ab.

Und dann were mer sähne.

(für Nicht-Badener)

Erst machen wir mal nichts.

Dann warten wir ab.

Und dann werden wir sehen.

So. Und demnächst wieder so, wie Sie’s von uns gewohnt sind. Ernst.

 

Allgemein Blättern & Rauschen Kultur

DER SPITTER 2

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Sendet sie nieder!

Deutsche Radiowellen im Widerstand

Gerade in diesen so stürmischen und vom Krieg geprägten Tagen, die die derzeit Ukrainer durchleiden, tut es dem geschundene Volk gut, aus allen Teilen der Welt Solidarität zu erfahren. So auch heute morgen, als um 8.45 h im Rahmen des normalen Programms der Deutschlandfunk wie auch 200 anderer deutscher Sender in einer beispielhaften Aktion das Programm unterbrachen und dem erstaunten Hörer mitteilte, man wolle als Geste der weltweiten Solidarität mit dem leidenden Volk der Ukrainer eben hier im Programm ‚ein Zeichen setzten‘. Zum Zeichen erkoren hatte man sich den Song ‚Give Peace a Chance‘ von John Lennon, das dann wuchtig knappe ca 5 Minuten lang über den Sender ging und allen Redakteurinnen und Redakteuren unzweifelhaft das wohlige Gefühl vermittelte, auf der richtigen Seite zu stehen und sich dem klingenden Widerstand gegen die Russische Okkupation eben angeschlossen zu haben.

Könnte aber auch sein, dass sich unsere kämpferischen MitarbeiterInnen mit dieser tapferen Aktion irgendwie ins Knie geschossen haben. Vielleicht ist diese mächtige Geste Putin nicht entgangen, worauf die Deutsche Welle und andere Deutsche Sender in Russland ihre Programme einstellen mussten.

Immerhin aber dürfte den mutigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Kreise der Kollegen und Kolleginnen, aber auch von den Müttern der Kindergruppe größte Achtung gezollt werden für ihr rundum tapferes, friedenstiftendes Tun.

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DER SPLITTER 2

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Sendet sie nieder!  Deutsche Radiowellen im Widerstand

Gerade in diesen so stürmischen und vom Krieg geprägten Tagen, die die Ukrainer derzeit durchleiden, tut es dem geschundene Volk gut, aus allen Teilen der Welt Solidarität zu erfahren. So auch heute morgen, als um 8.45 h im Rahmen des normalen Programms der Deutschlandfunk wie auch 200 andere deutsche Sender in einer beispielhaften Aktion das Programm unterbrachen und den erstaunten Hörern mitteilte, man wolle als Geste der weltweiten Solidarität mit dem leidenden Volk der Ukrainer eben hier im Programm ‚ein Zeichen setzten‘. Zum Zeichen erkoren hatte man sich dafür den Song ‚Give Peace a Chance‘ von John Lennon, ein Song, der dann knappe ca 5 Minuten lang über den Sender ging und allen Redakteurinnen und Redakteuren unzweifelhaft das wohlige Gefühl vermittelte, auf der richtigen Seite zu stehen und sich dem klingenden Widerstand gegen die Russische Okkupation in der vollsten Entschlossenheit eben angeschlossen zu haben.

Das kann Putin nicht entgangen sein, denn eben erfahren wir, dass u.A. die Ausstrahlung der Deutschen Welle in Russland verboten wurde, was der Geste eine schier unmenschliche Kraft zumisst. Oder könnte es auch so sein, dass sich unsere kämpferischen MitarbeiterInnen mit dieser tapferen Aktion irgendwie ins Knie geschossen haben?

Immerhin aber dürfte den mutigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Kreise der Kollegen und Kolleginnen, aber auch von den Müttern der Kindergruppe größte Achtung gezollt werden für ihr rundum tapferes, friedenstiftendes Tun.

Allgemein Kultur Malen & Schnitzen Menschen

Der Einpack-Esel

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Grundsätzlich schenke ich gern. Obwohl ich mich als ein eher leichtgläubiger Christ sehe, achte ich die Feiertage. Ostern z.B,, ein wirklich hohes Fest, aber auch Geburtstage, Jubiläen. Sogar den Muttertag habe ich mir notiert, einschließlich der Telefonnummer von Fleurop. Aber ganz besonders beschäftigt mich Weihnachten. Das Fest der Liebe. Da hab ich emotional und handwerklich sozusagen Großeinsatz.

Bereits im Juli schon bin ich auf der Suche nach möglichen Gaben. Jeder noch so kleine Zettel muss herhalten, fällt mir bei 30 Grad im Schatten etwas ein, das sich als Geschenk für das heilige, besinnliche Fest in hoffentlich verschneiter Umgebung eignen könnte.

Dabei bin ich nicht geizig. In jedem verschenkten Buch steckt ja eine Menge Arbeit. Da opfert so ein Schreiberling viele Jahre seines Lebens, um mir ein Geschenk an die Hand zu geben, mit dem ich neben dem Baum gut dastehe. Auch eine CD will schließlich aufgenommen werden. Der Sänger muss die Musiker bezahlen, das Studio kostet. Hüllen wollen gestaltet, Fotos sollen gemacht werden. Alles Kosten, die so anfallen. Da will ich mich mal beim Kauf nicht knausrig zeigen.

Doch kämen all die Geschenke, mit denen ich mich an Weihnachten so präsentiere, nur halb so gut an, wenn sie nicht Zeugnis ablegten von meinem Bemühen, sie ansprechend zu verpacken. Wäre man zynisch könnte man sagen: egal was drin ist, Hauptsache es sieht von außen gut aus. Dabei fällt beim Verpacken jedes Jahr eine Menge Arbeit an, zumal das Verpackungsmaterial mein natürlicher Feind ist. Vor allem das günstige Papier vom DM Markt hat seine Tücken. Es sieht zwar gut aus, ist aber unverschämt dünn und schwer zu verarbeiten. Es reißt leicht.

So widersetzt sich das Verpackungsmaterial fortwährend meinem Gestaltungswillen. Dabei meine ich es immer gut. Es versteht sich von selbst, dass ich mir immer wieder große Mühe gebe, meine Geschenke mit einer ansprechenden Verpackung hochpreisig erscheinen zu lassen. Etwaige Löcher im Geschenkpapier: undenkbar. Ich verstecke sie hinter lustigen Aufklebern, die ich saisonalbezogen in großen Mengen verarbeite. Den Hinweis habe ich von einem Freund bekommen, der mit alten Autos handelt und seine Rostkisten mit aufgeklebten Rennstreifen dekoriert, hinten denen sich leichte Karosserieschwächen verbergen.

Insgesamt darf ich sagen: meine Konzept stimmt. Natürlich laufe ich immer Gefahr, mit einer boshaften, neidtriefenden Aussage konfrontiert zu werden, etwa dergestalt: Oh, da hat sich mal wieder einer richtig Mühe gegeben! Schwamm drüber.

Erfahrungsgemäß aber schwer tut man sich mit Festteilnehmern, die aus dem Verpacken eine Religion machen. Nach jahrelanger Erfahrung scheint mir, als machten sie ein Jahr lang nichts anderes, als sich zum Verpackungskünstler ausbilden zu lassen, so wie etwa Christo mit seinem Reichstag.

Null Chancen hingegen hat man gegen schenkende Kinder. Deren Selbstgebasteltes treiben jeder Oma die Tränen in die Augen und lassen einen redlich bemühten Einpacker wie mich ziemlich alt aussehen. 

Und das alle Jahre wieder.

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