Wieso unsere Gäste wieder einmal Iwan Turgenjew lesen sollten
Interessant in diesem Zusammenhang der folgende Vergleich. Im Zeitraum von 2003 bis 2012 erhielten Anmelder aus Deutschland 130.032 Europäische Patente. Die Zahl der Europäischen Patente, die aus Russland stammten, betrug in dieser Dekade gerade mal 462.
Wie aber klingt diese Einsicht im Buch?
„…und Russland hat auch im Laufe von zehn Jahrhunderten nichts Eigenes hervorgebracht,“ lässt da Turgenjew seine Person sagen, „weder in der Verwaltung noch in der Justiz, weder in der Wissenschaft noch in der Kunst, ja, nicht einmal im Handwerk“.
So hart also spricht der so überaus geliebte Dichter zu, nein besser: über die Seinen.
Es scheint, dass sich über all die Jahrhunderte nichts Gravierendes geändert hat. Im jedem Fall aber zeigt sich, dass es der Liebe zu einem Dichter nicht unbedingt abträglich sein muss, wenn man ihn nicht gelesen hat. Aber vielleicht ist es einfach so: was man nicht – lesend – erkannt hat, kann oder will man auch gar nicht ändern.
Ein kleines Zitat sei uns hier noch gestattet. Hugh Thomas fasst in seinem Werk ‚Geschichte der Welt‘ das ganze Übel so zusammen: „Der mittelalterliche Großpflug war – bis zum russischen Roman des 19. Jahrhunderts – der einzige Beitrag der Slawen zum Fortschritt der Menschheit“.
Wie das mit unseren Russen so weitergeht, wissen wir nicht. Immerhin aber haben wir ihren Roman.