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Author Archives: Peter Ruhr

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Der BadenBlogger hat schon 500 000 Leser! Jetzt mit Werbung. Für einen guten Zweck!

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Tatsächlich! Jetzt hat der BadenBlogger doch tatsächlich schon über 500 000 Follower. Zeit, uns zu wundern und uns selbst zu preisen. Dass wir das geschafft haben! Und ganz ohne Werbung. Ohne besserwisserisches Reingerede von irgendwelchen Redaktionsleitern, Chefredakteuren, Verlegern und Lokalpolitikern. Traumhaftes Schreiben!

Und doch – so ganz ohne Werbung geht’s nicht. Wir sind sozusagen nur bedingt werbefrei. Manchmal machen wir Werbung, trotz bester Vorsätze. Meist in eigener Sache oder weil es einem guten Zweck dient. Wobei man den guten Zweck ruhig etwas weiter fassen kann. Das sehen wir nicht so eng.

Weitergefasst ist der gute Zweck z.B. dann, wenn das zu Bewerbende uns alle freut, am besten uns satt und vielleicht sogar ein bisschen betrunken, also glücklich, macht. Jetzt hat es wahrscheinlich auch der oder die Letzte unserer Follower erraten: wir reden über Bücher, deren tieferer Zweck im Herbeiführen eines glückseligen Zustandes liegt. Dafür schlagen wir Trommel und Tamburin. Und das gleich zweimal.

Denn vor uns liegen die neuesten Ausgaben des Gastroführers aus dem OASE Verlag. Dessen Herausgeber/Testesser und Verfasser heißt Wolfgang Abel. Er residiert in der Nähe von Badenweiler und schaut mit hungrigem Blick vom Rund seiner Terrasse in die Rheinebene. Von dort aus späht er mit Adleraugen in die Töpfe und Teller des Landes. Er lugt und sagt uns dann, wo’s langgeht, also schmeckt.

Vor uns liegen jetzt also zwei gründlich überarbeitete Bände mit den Titeln „Freiburger Wunder“ (Münsterturm und Geiersnest) und „Kaiserstuhl“ (Streifzüge zwischen Rebstock & Himmelburg). Einmal mehr also zwei kulinarischen Gegenden, die der Verfasser einer gründlichen Prüfung unterzogen hat. Dabei – und das macht es so anders – geht es bei Abel nicht um die gehobene Küche, die Sternenküche, deren Tester vor lauter Glück, allabendlich das Vorgesetzte nicht selbst bezahlen müssen, ins schier Fabulieren und Salbadern abgleiten: ‚Präzise’ sei das Vorgesetzte, von ‚kongenialer‘ Geschmackskomposition usw., usf.

Nein, die Reihe des OASE Verlags wendet sich an Menschen, die weniger Appetit (mit angezogenem ‚I‘) als vielmehr Hunger haben, die, dem Hinweis des Testers folgend, über einem wunderbaren Kartoffelsalat für einem Augenblick gar die Widrigkeiten ihrer Berufswahl vergessen. Die ahnen, dass sie vor dem Schnitzel einer glücklich dahin gelebt habenden Landsau dem Himmel so nah sind; die es abgrundtief freut, dass Kuddeln mit Bratkartoffeln zwar nicht den Etat, dafür aber jedes Vorstellungsvermögen sprengen.

Dies alles will frisch genossen sein. Wir sagen frisch, denn es zeigt sich, dass man gut daran tut, die Tips, die Wolfgang Abel uns gibt, zeitnah zu genießen. Die Gastronomie ist allzu oft ein flüchtiges Gewerbe. Wo man heute gut kocht (und dann auch isst), kann morgen schon geschlossen sein. Zu groß scheinen manchen Wirtsleuten die zeitliche und kostenmäßigen Belastungen, als dass sie über Jahre hinweg das von uns so geschätzte Niveau halten, doch es zeigt sich, gerade in den Büchern von Abel, dass kontinuierliches Abliefern von Qualität sich letztlich doch auszahlt. Dann macht uns so eine Wirtschaft lange, vielleicht gar über Jahre, Freude. Dann macht sie uns glücklich. Dort werden wir dann treue Gäste, fröhliche Esser und genießende Trinker.

Die vorliegenden Bücher sind kompakt, dabei aber nicht allzu groß. Sogar in einer Isetta oder einem Goggo könnte man sie mitführen. Doch auch der Neuzeit könnte man Tribut zollen.  Eine kleine Anregung an den OASE Verlag: vorstellbar wäre hier eine Art wasserresistente Schatulle für  das Mitführen  der Bände auf dem E-Bike . 

Der Zeitpunkt scheint günstig, da im Spätherbst der Handel erfahrensgemäß schon kurz vor Weihnachten steht.

 

https://www.oaseverlag.de

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„Halli.Hallöle!“ Teil 1

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Wie Hansy Vogt den Schwarzwald vermarktet und sich gleich mit

Feldberger

Altglashütten, ein kleines Dorf in der Nähe des Feldbergs gelegen. 1000m über dem Meeresspiegel. Lange, kalte Winter,viel Schnee und klare Luft. Wer gern dort oben lebt, bleibt. Die anderen ziehen weg.

Denn kommt einer von dort, sollte er, will er aufsteigen, erst mal absteigen. Runter in die Täler, in die Rheinebene, nach Freiburg oder sonst wo hin. Dorthin, wo die Luft vielleicht nicht so gut, dafür aber das Leben besser ist.

So war es auch bei Hansy Vogt. 1967 im Schwarzwald geboren, wollte raus und runter. Nach Bäcker-und Konditorlehrefullsizerender3 und anschließendem Zivildienst, beschloss er, seiner Leidenschaft zu folgen und ins Entertainment zu wechseln. Die Zeit war reif. Schon während seiner Schulzeit hatte er im Bauerntheaterstück ‚Der Kronenwirt’ debütiert. Dann hatte er verschiedene Schauspielpraktika belegt und wäre danach zu gern auf eine Schauspielschule gegangen. Ging aber nicht, was bei vier Brüdern weniger am mangelnden Verständnis der Eltern als am fehlenden Geld lag.

Dann kam ´89 die deutsche Einheit. Für ihn ein großer Glücksfall. Als die Grenze gefallen war und sich der Osten im Gesamtdeutschland wiederfand, zeigte sich, dass die irgendwie heimatlos geworden Ex-DDR Bewohner die Identität ein gutes Stück weit in dem fanden, was volkstümliche (westliche) Musik heißt. Damals hätte man durchaus den Eindruck gewinnen können, dass die Wiedervereinigung vor allem auch auf den Bühnen der Mehrzweckhallen stattfand. Autobahnkilometer spielte keine Rolle. Ganze Heerscharen von deutschen Unterhaltungsmusikern zogen Richtung Osten. Dort erzählten sie mit ihrer Musik davon, wie schön die deutsche Heimat doch ist und dass wir doch alle Menschen sind.

fullsizerender2Das Glück des euphorisierten Ostpublikums schien vollkommen, als der Bayer Stefan Mross die Vogtländern Stefanie Hertel ehelichte. Die perfekte ost-west Verbindung. Ein westöstlicher Diwan. Mitten drin in dieser volkstümlichen Woge eine Vierercombo namens „Die Feldberger Spitzbuben“ mit ihrem Sänger Hansy Vogt. Wenn der zu dieser Zeit seine Lederhose an den Hosenträgern federn ließ, kam im Saal Stimmung auf, dass die Schwarte kracht. Sie nannten es ‚Rock ´n Roll der Volksmusik’. Das Fernsehen tat sein Übriges dazu. Volkstümliche Musik auf allen Kanälen. Und die ‚Feldberger’ mittendrin.

Das ging so eine ganze schöne lange Weile, bis eines Nachts der BMW mit der übernächtigten Band sich auf der Autobahn überschlug. Auf einmal war auch dem euphorischsten Jung – Rock ´n Roller klar, dass man es fortan besser etwas ruhiger angehen lassen sollte. 1993.

Fünf Jahre waren vergangen. Zeit der Häutung….

 

Demnächst der 2. Teil. Immer dranbleiben!

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„Halli.Hallöle!“ Teil 2

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Wie Hansy Vogt den Schwarzwald vermarktet und sich gleich mit

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Frau Wäber auf dem Sprung

Hansy Vogt, der Sänger, mittlerweile auch zum Comedian gereift, erhält beim SWR die Chance, in der Volkstümlichen Sendung ‚Der Fröhliche Alltag’ neben Heinz Siebeneicher zu debütieren. Das nennt man heute Sidekick, früher wäre es die Assistentin gewesen. Es entstand die Figur der ‚Frau Wäber, eine badische Landfrau, die alsbald an der Seite des bekannten Moderators mit ihrem Auftritt und ihrer Spreche zu einer Art – nun ja – Kultfigur reifte. Sie polarisierte genügend, um Aufmerksamkeit zu erregen, wurde von ganzem Herzen gehasst und noch mehr geliebt. Was für ein Glück.

Hansy Vogt hatte geahnte, dass die Lederhosennummer nicht ewig halten würde, und auch das Verteilen von Blumenkästen über alle Biertische hinweg, brachte im Festzelt zwar Riesenstimmung, war auf die Dauer doch aber etwas ermüdend. Da schien mit der Rolle der ‚Frau Wäber’ sich eine willkommene Chance zu eröffnen, sich etwas Eigenes aufzubauen. Stillstand ist Rückschritt. Jetzt ging es erst richtig los.

Denzlingen, ein kleiner Ort, in der Rheinebene. Nimmt man, von Norden kommend, die B 3 Richtung Freiburg, lässt man Denzlingen links liegen. Ist man aber eingeladen, biegt man ab und erreicht alsbald das Bürgerzentrum. Das hätte sich ganz besonders in diesen Tagen angeboten, an einem Sonntag. Da nämlich hat der Eigner von mittlerweile zehn REWE Supermärkten seine gesamte Belegschaft zu einem fullsizerender4opulenten Betriebsfest geladen. Acht Märkte in zehn Jahren. Allerhand. Heute gälte es, so der Geschäftsmann, zwei Meter groß und mit Anzugsweste im Scheinwerferlicht stehend, das gedeihliche Wachsen des Unternehmens zu feiern: „Expansion ist die Königsdisziplin“, ruft der Senior. Da mit der Königsdisziplin der König sich selbst meint, lässt er sich das Ganze durchaus etwas kosten, wobei an jenem milden Winterabend auch ‚Frau Wäber’ als Kostenfaktor auftaucht, gebucht, um mit rosarotem Dirndl und dickem Hintern die Belegschaft gebührend zu unterhalten.

Das ist, wie so vieles, was leicht aussieht, doch ziemlich schwer. Wer unterhalten will, braucht den genauen Blick aufs Volk. Man muss ihm, dem Volk, aufs Maul schauen und wissen, wie es tickt. Das können nur wenige. Der ‚Hias’, an der Seite von Karl Moik, konnte das und die Leute von der ‚Mäulesmühle’ können es sowieso.fullsizerender3

Unverzichtbar der Dialekt, den man in all seinen Schattierungen schon beherrschen sollte. Denn vieles kann man sagen, man muss nur wissen wie. Da gibt es feine Grenzen, an die man sich besser hält, und andere, an die man sich besser nicht hält. Es ist immer ein Austesten. Geht das noch oder schon nicht mehr? Und wo geht was und wo geht was überhaupt nicht? Dass Frechheit siegt, ist manchmal nur die halbe Wahrheit. Hat man das aber verinnerlicht, kann man damit virtuos spielen. Wer das beherrscht, der bleibt im Land und nährt sich redlich. Auch das eine Art Königsdisziplin.

Demnächst Teil 3. Immer dranbleiben!

 http://www.hansy-vogt.de

Mehr von und über Heinz Siebeneicher & Ausschnitte aus Fernsehshows aufrufen über  

 http://www.siebeneicher.de/radiotv.html

 

Allgemein Essen & Trinken Menschen

„Halli. Hallöle!!“ Teil 3

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Wie Hansy Vogt den Schwarzwald vermarktet und sich selbst gleich mit.

151020-hv-6005-kopie„Hallo, hallöle“. Zu den Klängen von „Oh, wie ist das schön“ erlebt die freudig versammelte Belegschaft im ‚Kultur- & Bürgerhaus’ den Auftritt von Frau Wäber. Offensichtlich ist sie gleich zu Anfang schon bestens eingeführt. Bekannt aus Funk und Fernsehen. Jetzt wendet sie sich erst mal an den Chef. Begrüßung muss sein. Gibt gleich einen Lacher. Dann der Schwenk in die Lebenswelt.

Unten die festlich gestimmte Belegschaft, an runden Tischen mit Stofftischdecken. Filialeiter mit Gel im Haar. Leistung zählt. Wer’s bringt, herzlich willkommen. Hinter der Ladentheke sind alle gleich. Der Chef hatte vorhin allen noch einen tollen Abend gewünscht, mit Tanz und Spaß bis in den frühen morgen. Aber bitte daran denken: morgen früh, halb sechs, ist die Nacht zu Ende.

img_2659‚Frau Wäber’ nimmt sich jetzt erst mal das vegane REWE Sortiment vor, dem sie mit ihrem dicken Hintern offensichtlich nicht allzu viel abgewinnen kann. Sie jedenfalls liebt es deftig. Das geht dann so: „Wenn der Mond zunimmt, nehme ich auch zu. Nimmt er ab – soll er doch“. Der Saal tobt, und nach 10 Minuten weiß auch noch der letzte, warum er sich beim REWE beruflich gut aufgehoben fühlt.

So ein Schwarzwälder, jetzt unten angekommen, darf irgendwann natürlich auch aufsteigen. Im vorliegenden Fall bis ins hinterste Renchtal, nach Bad Griesbach, ins Hotel ‚Dollenberg’. Dort versammeln sich wie jedes Jahr die besten Winzer der Ortenau, um die TOP TEN Spätburgunder zu küren. Dies geschieht im Rahmen einer Gala, die natürlich nach einer Moderation verlangt.

Wer beruflich auf einer Bühne steht, ist eitel. Er muss von sich überzeugt sein, sonst kann er gleich daheim bleiben. Es ist einfullsizerender bisschen wie Theaterspielen. Die Moderationskärtchen in der Hand, ein letzter prüfender Blick auf den knallroten Anzug, dann geht’s los. Hansy Vogt ‚führt durch den Abend’. Im Laufe seiner Beschäftigung bei SWR hatte er sich auch noch das Handwerk des Moderierens angeeignet. Der Gedanke, den Rest seines Lebens sich ausschließlich als ‚verrückte Alte’ durch die Jahre zu albern, mag tatsächlich wenig erstrebenswert sein. So sehr er weiß, wie viel er dieser Figur verdankt. Er ist nicht undankbar.

Aber irgendwann wird es auch diese ‚Frau Wäber’ nicht mehr geben können. In dem Geschäft tut man gut daran, sich ‚breit aufzustellen’. Man weiß nie, was morgen sein wird. Daheim zu sitzen und auf Anrufe zu warten, ist seine Sache nicht. So hat er sich kontinuierlich eine neue Rolle auf seinen schmalen Leib gezaubert, hat Ideen gesammelt, sich ins Gespräch gebracht, ist mit wichtigen Leuten essen, mit anderen joggen gegangen. Er hat Visitenkarten gesammelt und zurückgerufen. Hat Netzwerke gesponnen, Komplimente gemacht, war freundlich und – wo geboten – sogar herzlich. So baut man sich ‚was auf.

Jetzt steht er hier, unterhalb des Kniebis, fast 1000 Meter hoch, in diesem schönen zwei Sterne ‚Relais Chateau’ Hotel als Schwarzwaldbotschafter’. Dieses Amt hatte es zuvor noch nicht gegeben und vielleicht ist es auch die Antwort auf eine nicht gestellte Frage. Jedenfalls füllt er das Amt aus, im ganz besonderen Fall heute Abend in der Gala Atmosphäre diese renommierten Hauses, inmitten von Winzern und Winzerinnen, die sich alle untereinander kennen. Und ihn auch.

Denn er ist ja schließlich der ‚Botschafter des Schwarzwaldes’.

 

Allgemein Essen & Trinken Stadtstreicher

Eis auf Rädern

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Eisverkäufer in Rom 1820

Seien wir mal ehrlich: das Maiwetter war bislang ja nicht so toll. Bedeckter Himmel, Sturm, Regen. Es kann nur besser werden. In Erwartung kommender Sonnenstrahlen hatte ich mich deshalb schon mal meiner großen Leidenschaft hingegeben: Eis essen.

In Eis könnte ich mich – wie man so sagt – reinlegen. Meistens nehme ich drei Kugeln, was für mich genau in der Mitte zwischen zu wenig und zu viel ist. Zwei Kugeln wären zu wenig, vier zu viel. Was ich hier aber noch sagen sollte, ist, dass ich Eis gern mit Sahne esse. Das ist so eine Marotte von mir. Da bietet sich jetzt einmal der Vergleich mit einem Edelstein an: auch der braucht ja eine Fassung, um seine Schönheit voll zur Geltung zu bringen. So in etwa verhält es sich bei mir mit Eis und Sahne. Nur ist es beim Eis der Geschmack. Mit Sahne schmeckt’s mir halt noch besser.

In der Regel nehme ich mein Eis im Becher, denn es hat sich gezeigt, dass im Laufe des Verzehrs die gefrorene Masse flüssig wird. Ich fühle mich dann immer ein bisschen gehetzt. Beginnt nämlich das Eis zu schmelzen, bin ich gezwungen auf Tropfenjagd zu gehen. Nix für mich. Deshalb immer besser mit Becher. Ja, busbezogen könnte man sagen: ich bin ein Fahrgast der nicht tropft. So genießt es sich einfach entspannter.

Kein Verbotsschild weit und breit

Ziemlich unentspannt war es dann aber neulich, als ich mit meinem Eisbecher wieder mal in einen Bus steigen wollte. Den Vorschriften entsprechend betrat ich das öffentliche Verkehrsmittel durch die Fahrertür, knallte dabei ungebremst auf einen Busfahrer, der mich knapp beschied: Kein Eis! Vorschrift! Na ja, dachte ich: der Mann hat’s halt am Magen. Ich nehme den nächsten. Jetzt kam’s noch schlimmer. Im nächsten Bus saß am Steuer eine etwa 45jährige, stark berlinernde Amazone, die ich, wenn ich mich nicht täusche, schon mal in einem James Bond Film gesehen hatte. Dort spielte sie eine Stasi Generalin, die immer versuchte, die Agenten des MI 5 durch einen kleinen vergifteten Dorn, den sie aus der Spitze ihres Schuhs ausfährt, umzubringen. In meinem Fall ließ sie die Füße gottseidank auf den Pedalen, aber wie sie das ‚kein Eis im Bus’ bellte, erinnerte mich stark daran, dass die deutschen Einheit noch nicht in allen Lebensbereichen vollzogen ist.

Der dritte Busfahrer war etwas netter, trotzdem erfolgte ‚kein Zustieg‘. Man muss die Bibel nicht kennen, um nachvollziehen zu können, wie das mit der Herbergsuche im Heiligen Land gewesen sein könnte, als die Hl. Familie an Weihnachten Einlass begehrte und man sie draußen stehen ließ.

Derweilen begann mein Eis schon langsam zu laufen. Ich aber stand noch. Neben mir jede Menge Schüler, die, in je einzelnen ‚Friday for future’ Gruppen, umweltbewusst in vorfahrende Busse gestiegen waren oder noch steigen wollten. Was mir zwischenzeitlich auffiel – mittlerweile hatte ich mich zur zweiten Geschmacksrichtung („Amarena“) durchgespachtelt – war, dass sie den Bus nie durch die Fahrertür bestiegen, sondern praktischerweise gleich den hinteren Eingang nahmen. Während es also dort hinten zu massenweisen Verstößen gegen offensichtliche Vorschriften kam, hatte der Fahrer dadurch vorne im Bus bedauerlicherweise alle Hände frei, um einem grundehrlichen Eisesser wie mir mit Verweis auf eben diese Vorschrift den Zutritt zu verwehren.

Als sich nun der vierte Bus der Haltstelle näherte, mein Eisbecher noch keineswegs leer war, hatte ich erst mal genug. Ich ergriff die Gelegenheit, mischte mich zwischen eine halbe Schulklasse und bestieg wie diese den hinteren Teil des Busses. Dort setzte ich mich (Sichtschutz) mit dem Rücken zum Fahrer.

Jetzt war meine Freude groß. Ich genoss den Rechtsverstoß, denn während sich der Bus langsam in Bewegung setzte, gab ich mich zügig dem Genuss meiner dritten Eiskugel hin. Unbehelligt von Verboten, ließ ich mich in einen Zustand relativer Glückseligkeit schaukeln. Weit hinter mir der Fahrer. Vor mir die letzte Portion. Die Sorte heißt „Rhumba“, und keiner wird mir verdenken, wenn ich sage, dass ich gerade mit dieser Geschmacksrichtung immer ein bisschen Weite, Urlaub und Karibik verbinde. Frei von allen Zwängen. Chillen. Von Haltestelle zu Haltestelle.

 

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