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Wenn die Wellen Weihrauch tragen 2

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Genug ist nicht genug: Die Kirchen im SWR

Es sind die Masse der Rundfunkräte und-innen, denen hier eine zentrale Position zukommt. Der Gesetzgeber beharrt darauf, dass wesentliche gesellschaftliche Gruppen in einem Rundfunk-Gremium vertreten sein müssen, das die relevanten Gruppen unserer Gesellschaft abbildet. Im Falle des gesamten SWR sind dies 74 (!) Mitglieder, die sich z.B. aus Vertretern der Gewerk-schaften, der Parteien, den Frauenverbänden und eben der Kirchen zusammensetzen. Jede dieser Gruppen wacht nun eifersüchtig darüber, dass die Interessen derer, die sie entsandt hatten im Rahmen des Programms ordentlich Gehör finden.

Nicht genug. Gehör finden sollen darüber hinaus offensichtlich – wenngleich ohne Gremien-vertretung – die Jüdische Kultusgemeinde, evangelische Freikirchen, Altkatholische, die Neuapo-stolische sowie die Freireligiöse Kirche. Dass der Muezzin im Moment noch nicht seine sonntagmorgendliche Stimme erhebt, liegt, so ist zu lesen, lediglich daran, dass die Muslime – da wahrscheinlich noch zerstritten – noch nicht als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisiert sind. Aber das – so steht zu vermuten – wird sich demnächst auch noch ändern.

Was freilich die kirchliche Präsenz von allen andern im Rundfunk vertretenen Gruppen unterscheidet ist, dass die Kirchen ihre festen, verbrieften Sendeplätze haben. Diese besetzen sie ungeachtet ihrer derzeitigen massiv abnehmenden Mitgliederzahl. Während es also offensichtlich ist, dass ihre Bedeutung – aus welche Gründen auch immer – im gesellschaftlichen Kontext massiv schrumpft, beharren sie auf einer Medienpräsenz, die sich in dieser Stärke nicht mehr nachvollziehen lässt. Dabei ist es keineswegs nur ihre Stimme, die sie in den Gremien einnehmen. Die interne Geschäftspolitik einer Sendeanstalt ist immer auch gekoppelt an das Abstimmen der Gremienmitglieder über allfällige Unternehmensmaßnahmen. Bauliche Veränderungen, Investitionen in zunehmende Onlinepräsenz, das Schließen ganzer Studios oder ihr eventueller Neubau an anderer Stelle, die Neuwahl der Geschäftsleitung – alles Themen, bei denen die Gremien ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Hier ausschließlich von Beratungen zu reden, würde zu kurz greifen. Es ist ein beinhartes Ringen um Einfluss, das über bloße Medienpräsenz weit hinausgeht. Die Geschäftsleitung muss sich arrangieren, ist erpressbar, gerade auch, was das eventuelle Besetzen von alten oder neuen Sendeplätzen angeht. So und nur so, ist es zu verstehen, warum die Kirchen im öffentlich rechtlichen Rundfunk, hier beispielsweise im SWR, eine Position einnehmen, die ihrer wirklichen gesellschaftlichen Bedeutung in keinster Weise mehr entspricht.

Dass sich die Kirchen zunehmend leeren, kann man zuvörderst festmachen an der enormen Anzahl der Kirchenaustritte. So verloren die Kirchen in Deutschland im Jahr 2021 640 000 Mitglieder (davon 360.000 Katholiken und 280.000 evangelische Christen). 2019 waren 539509 Gläubige ,, die die Amtskirche verlassen hatten und 2020 waren es 440 660. Jetzt also ein steiler Anstieg.

Wie hoch die Gesamtzahl der Kirchenaustritte in Baden-Württemberg war, ist nicht ganz klar. Bemerkenswert immerhin, dass die Zahl der Ausgetretenen in Stuttgart, dem Sitz des Intendanten des SWR, mit am höchsten war. Beide Kirchen zusammen verloren 2021 6.334 Mitglieder. Mögen die Gründe für die Kirchenflucht vielfältig sein: ganz vorne steht die enorme Zahl der Vorwürfe bezüglich sexuellen Missbrauchs und den Umgang der Amtskirche mit diesem Thema.

Ein Ende der Flucht scheint deshalb auch nicht abzusehen. So kommt der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nicht umhin, eine „tiefe Glaubwürdigkeitskrise“ einzuräumen, ja, die Kirche als gesellschaftlicher Faktor würde „kleiner und demütiger“. Wodurch sich diese Demut letztlich manifestiert, ist freilich schwer abzuschätzen. Eine Konsequenz immerhin könnte sein, dass die Kirche adäquat zu ihrem offensichtlichen Bedeutungsverlust ihre Mediale Präsenz einschränkt. Doch dem ist nicht so. Noch immer ist das Programm geflutet mit geistlichem Wort, und es sieht nicht danach aus, als würde sich die abnehmende Bedeutung der Kirche im Alltag ihren Niederschlag finden in abnehmender Sendezeit.

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Die Bewegungsmelder

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Tai-Chi in der Lichtentaler Allee. Zum Public Viewing nach Baden-Baden 

Tai Chi ist nach Auskunft aller, die sich damit befassen, eine tolle Angelegenheit. Ursprünglich verstand man darunter eine ‚innere’ Kampfkunst (chinesisch 內家拳). Allerdings hat sich die Kampfkunst im Laufe ihrer mitteleuropäischen Zivilisierung zu einer Art Gymnastik entwickelt, die auch den nicht beteiligten Beobachtern höchsten Respekt abfordert. Das kann man immer mal wieder auch in der Lichtentaler Allee in Baden-Baden beobachten, wo selbst normale Deutsche vor einer staunenden Öffentlichkeit sich im Tai Chi üben. Außenstehende erinnert es mit seinen fließenden Bewegungen an eine Art Schattenboxen in Zeitlupe.

Unterzieht man sich diesen Übungen, könne man den körpereigenen Kräftefeldern behutsam nachspüren, so heißt es. Auch innerkörperliches Fließen, vielleicht von Ying nach Yang (oder so), kann empfunden werden.

Kurz: die Freunde dieses öffentlich und geräuschlos ausgeübten Kampfsports fühlen sich auch in seiner zivilen Variante in ihrer Persönlichkeitsentwicklung ziemlich gestärkt. Auf Nachfrage sagen sie so Sachen wie: übt man das Tai Chi aus, ist man irgendwie bei sich. Außerdem ist immer mal wieder von einer Art innerer Entschlackung die Rede. Ja, hätte man sich den Übungen unterzogen, sei das total geil. Anschließend fühle man sich  super drauf und auch noch pumperlg’sund.

Das muss ein Russe in der Allee gestern gründlich missverstanden haben. Am oberen Ende der Pferdewiese stehend, war er, von kurzer gedrungener Gestalt, ein ziemlich massiger Mann. Er trug den von slawischen Männern so geschätzten Adidas Trainingsanzug mit seinen drei seitlichen Streifen. An sich nichts Bemerkenswertes, hätte er an diesem vorfrühlingshaft kalten Morgen dort in aller Öffentlichkeit nicht die russische Variante des Tai Chi gepflegt.

Offensichtlich war es ihm gelungen, eine massive Eisenkugel nach Baden-Baden zu schaffen. Diese erinnerte entfernt an die Modelle, mit denen früher arme Sünder in den Verliesen fixiert wurden. Weiter hatte er bei sich eine Eisenstange, die er in ein Loch der Kugel schob. Jetzt konnte er die Stange plus Kugel als Hantel benutzen.

Wenn wir dem Tai Chi mit all seinen Bewegungsabläufen meditationsanregende Fähigkeiten zugestehen, dann bestand die von dem Russen gepflegte Variante nun aber darin, die Stahlstange mit der Stahlkugel um seinen Hals, aber auch um den massigen Oberkörper kreisen zu lassen. Dann ging er ein bisschen in die Hocke, wippte, nahm seine Bürde wieder auf und auf einmal schrie, nein, er brüllte furchtbar laut irgendwelche russisch klingende Wortfetzen. Dann wieder hoch die Kugel, entschlossenes Kreisenlassen des Gewichts auf Oberkörper und Schulterpartie. Dann Brüllen. Danach Wippen. Kurzes Hochreißen, Kreisen. Brüllen. Wippen.

Man wird verstehen, dass die lautstarke Übung bei den Spaziergängern einige Irritation auslöste. Aber noch jemandem anderem gab sie zu denken. Am nahen Ufer der Oos stehend, blickte ein Fischreiher kurz auf, wechselte das Standbein, und irgendwie sah es aus, als würde er sich fragen: was ist denn das für ein komischer Vogel?

Allgemein Essen & Trinken

Ode an den Wurstsalat

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Gerade in diesen so überaus harten Zeiten, sollten wir uns hier kurz und wehmütig an die Leib- und Magenspeise erinnern, die uns stets, in guten wie in schlechten  Zeiten unseren Bierdurst erst so richtig abrundet. Es ist der Wurstsalat.

Natürlich braucht es dazu keine Wirtschaft. Wir können den Wurstsalat auch daheim essen. Schließlich gibt’s Ringe aus Fleischwurst überall. Auch wird es in der heimischen Küche an Öl, Zwiebeln und auch an Essig nicht fehlen. Aber gerade im Verzicht auf den Wurstsalat daheim liegt ein Stück weit das große Glück dieses besonderen Genusses. Dem sollte man sich am besten im Freien hingeben.

Wenn wir ihn da essen wollen, wo er hingehört, fällt uns voller Sehnsucht natürlich gleich mal der Biergarten ein. Die Sonne scheint, der Kies knirscht. Ab und zu lässt der Baum, in dessen Schatten wir trinken, ein Blatt leise zu Boden fallen. Wir haben unsere Zeitung dabei. Das Oldtimer Cabrio steht mit offenem Verdeck vor der Wirtschaft. Dort, wo von Zeit zu Zeit unser Blick hin wandert. Die Bedienung, die uns kennt, ruft schon von Ferne: wie immer? Aber sicher! Und dann kommt’s. Erst kommt das Bier, und dann haben wir auch noch den Salat. Den Wurstsalat. Sieht fast nach einem Wunder aus, wie er da so vor uns steht.

Doch auch ein Wunder will angerichtet sein. Denn was sich so einfach anhört, ist so einfach nicht. Ein Wurstsalat ist – auch wenn man es ihm nicht ansieht – ein komplexes Gebilde. Es gibt ihn zunächst ganz einfach als Wurstsalat. Dann aber geht’s schon los. Es gibt ihn in der Variante ‚Straßburger‘ Wurstsalat, also mit Schweizer Käse. Oder aber auch als ‚Elsässer‘ Wurstsalat, was aber das Gleiche ist. Manche Bedienungen fragen nach. Sagt man ‚Straßburger’, sagen sie ‚Elsässer‘? Sagt man ‚Elsässer‘ fragen sie ‚Straßburger‘? Scheint, als wartet auf den Genießer eine ganze Palette von geschmacklichen Möglichkeiten.

Im Schwäbische gibt’s z.B. noch den ‚Schwäbischen Wurstsalat“ (richtig erraten!), der sich vom Badischen (oder Elsässer) darin unterscheidet, dass er mit Schwarzwurst zubereitet wird.

Die Fleischwurst sollte dünn geschnitten sein, nicht zu viel Öl und schon gar nicht zu viel Essig. Grundsätzlich sollte er gut durchgezogen sein, aber anderseits auch wieder nicht zu lange. Nicht, dass da was Lätschiges vor uns im Teller liegt. Manche raspeln den Käse flockenartig über die Wurst. Auch gut. Vor allem hat man das nicht alle Tage. So gesehen ist ein Wurstsalat ein bisschen wie ein Überraschungsei. Man weiß nie, was man kriegt.

Das kann einem in Bayern nicht passieren. Der Wurstsalat, den sie uns da auftragen, ist in der Regel ein merkwürdiges Ding – man kann es nicht anders sagen. Da schwimmen doch tatsächlich Fleischwursträdchen in einer Mischung aus Wasser und Essig, soviel Flüssigkeit, dass die Wurst da drin kaum Luftholen kann. Hat man viel Glück, hat das Personal die Hälfte der Soße beim Anmarsch schon verschüttet. Sonst besorgen sie es beim Abstellen des Tellers. Den verbleibenden Rest kann man mit der meist extra in Rechnung gestellten ‚Semmel‘ kaum auftunken. Was bleibt, ist oft genug eine vollgekleckerte Hose, immer noch Hunger und ein Zwiebelgeschmack im Mund, der uns beim nächstes Mal einen (meist exzellenten!) Schweinebraten bestellen lässt.

Ansonsten hätte auch hier gegolten: weniger Zwiebeln sind mehr. Wie zu viel Knoblauch ein Essen komplett verhunzen kann, so kann einem das auch mit dem ‚Überzwiebeln‘ passieren. Klein-geschnitten sollten sie sein, die Zwiebelchen. Eine zarte Beimischung. Sind es zu viele, drängen sie sich geschmacklich in den Vordergrund, wo sie nicht hingehören. Wenn’s halt trotzdem mal passiert, muss ein Schnaps her.

Ist man soweit gekommen, braucht es jetzt eigentlich nur noch meine Lieblingsbeigabe. Aufgeblasene Schreiberlinge würden das eine ‚kongeniale Ergänzung‘ nennen. Wir aber nennen es Bratkartoffeln. Manche sagen Brägele, was in Ordnung geht. Hauptsache, man weiß, was gemeint ist. Das Dümmste allerdings ist, wenn man uns sogenannte ‚Bratkartöffele‘ andrehen will. Da krieg ich die Krise.

Ansonsten habe ich die Bratkartoffeln gern fein geschnitten. Können auch ein bisschen fett sein. So zünden sie die nächste Stufe in der Geschmacksrakete. Natürlich tut’s Brot auch, erfahrungsgemäß sparen Wirte aber oft am Brot. Sehe ich manchmal die zwei Scheiben auf dem Teller, kommt es mir vor, als würde ich die schon vom ALDI kennen. Dem entgeht man, wenn man gleich der Bratkartoffel sein Ja-Wort gibt. Brot kann dann weg. Ich persönlich finde, dass erst durch die Beilage – die alte DDR hätte es eine ‚Sättigungsbeilage‘ genannt – so ein Wurstsalat zu einem richtigen Essen wird.

Das Hors d’oeuvre kann dann entfallen. Das Dessert nehmen wir morgen. Selbst wenn die Wetterlage stabil scheint, tut man im Biergarten gut daran, sich auf’s Wesentliche zu konzentrieren. Auf einen Wurstsalat.

Allgemein Essen & Trinken

Essen auf Rädern

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220px-ICE_3_FahlenbachGestern war’s wieder mal toll im Zug. Er war pünktlich abgefahren, und kaum hatte er den Bahnhof verlassen, duftete es nach Essen, dass es nur so eine Art hatte. Was geruchsmäßig schon mal ganz toll roch, waren zunächst Fleischküchle mit Kartoffelsalat, beides  mit offensichtlich hohem Zwiebelanteil. Erwähnen muss man in diesem Zusammenhang auch den einzigartigen Duft von Romadur auf  Baguette! Weiter registriert die Nase ‚Sushi‘, aber auch Curryhühnchen an Reis. Immer wieder gern genommen. Hatte ich schon vom Salat mit Knoblauchdip erzählt? Und von dem unverwüstlichen Speisekartenknaller: kaltes Schnitzel ‚Wiener Art’, ebenfalls ergänzt durch einen Kartoffelsalat, der durch die Beigabe von etwas Knoblauch an Geschmack und Geruch sogar noch zulegen kann?

Wem jetzt schon mal das Wasser im Mund zusammenläuft, der sei vorsorglich darauf hingewiesen, dass sich diese wunderbaren und unverwechselbaren Düfte keineswegs am dafür vorgesehenen Ort, nämlich im Speisewagen, entfalten, sondern im Großraumabteil des ICE von München nach Karlsruhe, wo man schon mal den Eindruck hätte gewinnen können, der 2. Weltkrieg sei eben zu Ende gegangen. Froh, dem Grauen entkommen zu sein, reist man jetzt durch das Nachkriegsdeutschland. Vielleicht arm an Geld, aber unzweifelhaft reich an mitgebrachtem Proviant.

An manchen Tagen scheint es, als wäre eine normale Zugfahrt nicht mehr vorstellbar ohne das, was man früher vielleicht als das große Fressen bezeichnet hätte. Kurz: der ganze Wagen stank nach Essen, dass man mit Mühe den Brechreiz unterdrücken konnte. Dabei präsentierte sich ein äußerst breitgefächertes Geruchsportfolio, einmal quer durch die kalte Küche. Jede geöffnete Tupperware wird so zu einer Büchse der Pandora.

Vorbei die Zeiten, da der Duft von Kaffee die Nasen der Reisenden umschmeichelte und das einzige Geräusch, das das Ohr eines still Lesenden erreichte, das Knacken eines Schokoriegels war.

Heute aber, so scheint es, reisen ganze Heerscharen ausgehungerter Reisender, die weniger die Sorge umtreibt, dass der Zug pünktlich abfährt, als vielmehr, dass er zu früh ankommt.

Könnte ja sein, dass man mit dem Essen noch nicht fertig ist.

Allgemein Menschen

Des Glückes Schmied Teil 1

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Franz Botschek – der Mann am Feuer

Bei der Besetzung des ‚Mime’, des Schmiedes in der Oper ‚Siegfried’, hätte Richard Wagner an einem wie ihm seine helle Freude gehabt. Mächtig steht er da, ein Baum von einem Mann. Mit starken Armen, riesigen vom Rauch geschwärzten Händen und einem Lederschurz, der ihn vor der stärksten Hitze schützt. Schade nur, dass Franz Botschek nicht singen kann und Wagners Opern nicht kennt. Dafür aber liebt er ‚Truck Stop’ und steht auf Büchsenwurst.

Letztere braucht er auch, wenn er an seinen vier verschiedenen Feuerstellen arbeitet, die er sich zwischen seinem ererbten Elternhaus und einem angebauten Holzhaus eingerichtet hat. In Lauf, einem kleinen Dorf in der Ortenau. Dort geht er seinem schweren Handwerk nach, inmitten eines höher gelegenen Wohngebietes, wobei er an der Feuersicherheit seines Arbeitsplatzes nicht den geringsten Zweifel aufkommen lässt. In der Ferne liegt die Rheinebene und ganz unten das gemütliche Dorf. Neben sich hat er Bier und Büchsenwurst, und hinter sich eine Säulenbohrmaschine von 1910. Und für einen kurzen Augenblick lang mag man sich der trügerischen Illusion hingeben, dass diese Vergangenheit doch noch ein Morgen haben könnte, ohne Gedanken an die Globalisierung, ohne Bits und Bytes. Gern möchte man sich noch eine Art Zukunft vorstellen, geschaffen durch eines rechten Mannes Hände Arbeit, übriggeblieben aus einer Zeit, in der hochqualifizierte Arbeitskräfte sich nicht entscheiden mussten, ob sie zum Arbeiten entweder das iPhone oder den Becher Latte Macciato aus der Hand legen sollen.

„Hey Boss, ich brauch‘ mehr Geld“ hört man Gunter Gabriel im kleinen Kofferradio singen, das schwarz, von Ruß, mit scharfkantig abgebrochener Antenne in der Ecke hängt. Gunter Gabriel übt – wenn man so will – ebenfalls eine Art  Handwerk aus: das eines Barden. Auch dieses Handwerk hat einer Art Zukunft, nämlich im RTL Dschungelkamp, in das demnächst der Barde mit Gitarre und Toupet für viel Geld einzieht. So etwas ist Botschek von Haus aus suspekt. Nichts für ihn. Schall und Rauch.

Doch kommt auch das Schmiedehandwerk ohne beides nicht aus….

(sämtliche Fotos mir freundlicher Genehmigung von Samuel Hess. Siehe auch    www.samuelhess.de)

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