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Uschis Ohr

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Oft, wenn ich dem Schleuderwaschgang meiner Bosch Waschmaschine lausche, muss ich – obwohl mittlerweile schon ein Paar Jahre her – irgendwie immer an Uschi denken. Uschi – das vorneweg – war eine der wenigen Frauen, die am Stammtisch meiner Stammkneipe wohlgelitten war.

Sie hatte ein hübsches Gesicht, das entfernt an die freundliche Physiognomien von Max & Moritz erinnerte. Auffallend allerdings waren ihre großen Ohren, wovon zumindest das rechte sie für Ihren Arbeitgeber offensichtlich so wertvoll machte, dass er sie einstellte.

Erinnere ich mich recht, arbeitet sie in der Qualitätssicherung von Bosch, wo sie mit ihrem feinen Gehör den Rundlauf kleiner Elektromotoren prüfte. Hierzu musste sie einzelne Motörchen vom Band nehmen. Dann versetzte sie deren zentrale Achse in eine Drehung, wobei sie den Elektromotor zwecks der akustischen Prüfung an ihr Ohr drückte. Waren keine Geräusche zu hören, der Lauf also tadellos, hatte das Produkt die Prüfung durch Uschis Ohr bestanden. Das Teil wanderte daran anschließend zurück auf’s Band, ruckelte weiter zum Verpacken und ging anschließend in den Versand.

Von dieser akustischen Prüfung zurück blieb bei Uschi aber meist eine Spur helles, noch unverbrauchtes Maschinenöl, das sich an ihrer Ohrmuschel absetzte. Da sie, wie eigentlich immer, gleich nach der Arbeit in die Kneipe gekommen war, schenkte sie dem Fleck keine Beachtung. Dort verblieb er folglich den ganzen Abend, quasi als fortwährendes Zeugnis ihrer Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse, was den Stammtisch lange Zeit in ein stilles Entzücken versetzte.

Ähnliches Entzücken befällt mich auch heute noch, wenn ich den über so viele Jahre klaglos runden Lauf meiner Bosch Waschmaschine bewundere. Denn wäre dem nicht so, hätte dieser Motor die Endabnahme nie bestanden, Uschis Ohr wahrscheinlich also auch nie gesehen.









Allgemein Essen & Trinken Menschen Stadtstreicher

Wenn Frauen trinken

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Wie immer um einen passenden Vergleich ringend, formulieren wir es jetzt mal so: wie eine üppige Fischpopulation auf gute Wasserqualität verweist, so zeugt ein hoher Anteil von Frauen in Lokalen und Kneipen auf ein gut geführtes Haus. Spätestens da wird offensichtlich, dass es sich um keine dumpfe Bierwirtschaft handelt, wo Altlinke etwa der vergangenen Revolution nachtrinken, sondern es zeigt sich, dass an diesen Tischen die Neuzeit in ihrer emanzipatorischen Form Einzug gehalten hat. Recht so!

Allerdings müssen wir in unserem fortgesetzten Bemühen um eine ausgewogene Sichtung darauf hinweisen, dass das, was wir oben so süffig formuliert haben zugleich auch seine Schattenseiten hat. Natürlich muss jeder modernen Frau das Recht zugestanden werden, in der Gastronomie ihren Platz zu finden. Doch wird man dieses Recht nicht grundsätzlich in Frage stellen, wenn man darauf verweist dass eine gute Frauenbelegung dem Umsatz nicht unbedingt in dem Maß zuträglich ist, wie ein – sagen wir mal – euphorisch gestimmter Männerstammtisch. Dies liegt zum Großteil am üblicherweise gepflegten Zeitmanagement, was sich schon daran zeigt, dass an Frauentischen enorm viel Zeit verplempert wird durch ein unvorstellbar aufwändiges Begrüßungsritual.

Während der erfahrene (männliche) Stammgast bereits beim Betreten des Lokals durch eine kleine unscheinbare Geste dem Personal kundtut, dass er das Übliche nimmt, verplempert die schon anfänglich heiter gestimmte Frauengruppe lange vor der eigentlichen Bestellung viel Zeit mit einem aufwändigen Begrüßungsritual. Selbst wenn der Tisch bereits voll besetzt ist, fordert es ein ungeschriebenes Gesetz, dass die eben Eingetroffene jede der Freundinnen einzeln herzt, was durch ein Auf- und Abstreicheln des Rückens geschieht und Vertrautheit, ja, menschliche Nähe suggeriert. Unabdingbar für den Empfang der Streicheleinheiten dabei ist allerdings, dass alle, die sich bereits gesetzt hatten, noch einmal aufstehen, um sich, nunmehr hinter dem Tisch hervorgekommen, dem Prozedere zu unterziehen.

Da die Gruppe das Aufhängen von Mänteln an der vorgesehenen Garderobe nicht ernstlich in Betracht zieht, ist kaum zu vermeiden, dass grellfarbige Kunstpelze, aber auch lustige selbstgestrickte Mützen (mit Öhrchen) und Schals aus Ländern ohne funktionierende Zivilgesellschaft von der Stuhllehne rutschen, worauf der Stuhl vor der herzlichen Wucht der Begrüßungszeremonie kapituliert und umfällt.

Überflüssig zu erwähnen, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine Bestellung abgegeben wurde, weshalb unnötige Zeit verstrichen ist. Obwohl ein eventuell zu erwirtschaftender Umsatz lediglich mit Mineralwasser erzielt, also denkbar gering sein wird, gelingt es den weiblichen Gästen schon vor der eigentlichen Konsumation mühelos, durch hochfrequenzige Lärmerzeugung (Lachen. Quieken. Kichern.) jeden Männerstammtisch um Dezibel zu übertönen.

Ist der Lärm an sich schon enorm, kann er allerdings noch gesteigert werden durch das Zuführen auch kleinster Mengen Alkohol. Selbst das Nippen an einem normalen Gläschen Sekt – der traditionelle Aufwärmer – reicht vollständig aus, um die Anwesenden glauben zu machen, die Stimmung habe sich schon früh dem Siedepunkt genähert. Das wäre dann wie Kochen ohne Wasser.

Nüchtern betrachtet könnte es also auf einen Vergleich etwa dergestalt zulaufen: ein fideler Frauenstammtisch auf Mineralwasserbasis – das ist etwa so, als sei der Kölsche Karneval letztlich nur eine Illusion, hervorgebracht durch das Hochwerfen eines einzelnen  Konfetti-Schnipsels.

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Valentinstag. The day after.

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Die Hollandblumen wurden als solche gleich erkannt. Die Schokolade von ‚Mon Cherie‘ war – da Verfallsdatum längst abgelaufen – schon angelaufen. Eine beigelegte Postkarte hatte man als Motiv schon vorletztes Jahr verschenkt.

Nächste Woche Eheberatung. Endlich.

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Besuch bei schwäbischen Freunden

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220px-ZimmererSiegelAuf der Suche nach der dortigen Seele

Wenn unsereiner die kleine Stadt verlässt, die ja so schön ist, dass man ihren Namen zwei Mal nennen muss, dann sollte es sich bitte schön doch lohnen. Tübingen z.B. wäre schon mal so eine Reise wert. Tübingen! Stadt der Philosophen, der verblichenen Denker und eines grünen Oberbürgermeisters mit dem Namen Boris Palmer, der aber noch lebt. Ernst Bloch aber ist tot, Hans Mayer weilt schon lange nicht mehr unter uns, und Walter Jens ist nach langer Krankheit nun auch schon verstorben. Wollte man diese Geistesgrößen früher treffen, musste man nur in der Osiander’schen Buchhandlung in der Metzgergasse vorbeischauen. Da konnte man an je bestimmten Tagen dem Weltgeist beim Teetrinken zusehen.

Aber das ist ja nun schon ein Weilchen her. Nix mehr mit Weltgeist beim Tee. Dann also das Alternativprogramm. Ich beschließe, ein mir empfohlenes Restaurant in der Ammergasse aufzusuchen. Dort gibt’s zwar allenfalls Himbeergeist, dafür aber Maultaschen und Schwabenbräu, serviert von einer Bedienung, die wieder einmal bestätigt, dass Freundlichkeit in schwäbischen Wirtschaften allenfalls ein formlos erklärter Gewaltverzicht ist. Diese sicherlich nett gemeinten Grobheiten wurden aber mehr als wettgemacht durch den Unterhaltungswert zweier Zimmerleute, die sich am Nachbartisch über die Figur des Widerstandskämpfers Graf Stauffenberg in die Haare gerieten. Der eine sagte, für ihn sei Stauffenberg ein Held. Der andere bezeichnete ihn als Arschloch. Damit war der Begrifflichkeit genüge getan, und man konnte ans Streiten gehen.

Ich möchte hier nicht die Auseinandersetzung in allen Verästelungen wiedergeben. Nur soviel: nach heftigsten Wortwechseln mit angedrohten Schlägen kam es zu guter Letzt dann doch noch zu einer Versöhnung. Ob darüber die Figur Graf Stauffenbergs auf der Strecke geblieben war, hatte ich irgendwie nicht ganz mitbekommen, steht aber zu vermuten. Mittlerweile hatte sich zudem noch die Bedienung vor mir aufgebaut und bellte: „Zahle“, wobei ich nicht wusste, ob dies als Frage oder Befehl zu verstehen war.

Was mir aber noch deutlich in Erinnerung geblieben ist, war der Satz, den der eine Zimmermann dem anderen dann doch noch fröhlich versöhnt zugerufen hatte. „Woisch was: jetzt trinksch ä klöis Bier auf mei Rechnung“.

Dieser an sich schlichte Satz bedarf aus gegebenem Anlass – noch sind wir in der Denkerstadt Tübingen! – der hermeneutischen Deutung. „Woisch was“ (das weist auf den Hammer hin, der gleich kommt). „Jetzt trinksch…“ (ich trinke nicht mit) „ä klöis Bier“ (kein großes, sondern ein kleines Bier) „auf mei Rechnung“. Der Bestellende ist also zahlungswillig. Damit das alles klar ist.

Im Badischen hätte es geheißen: „Jetzt trinken wir ein Bier“. Dann wäre klar gewesen: zunächst einmal ist das ein ganz normaler Vorgang. Weiter: wir trinken zwei Gläser Bier und zwar große. Im übrigen trinke ich mit, und das ganze geht natürlich auf meine Rechnung.

Soweit, so badisch. Irgendwie muss man sie einfach lieben, unsere Schwaben…!

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PARTNERMASSAGE am Valentinstag

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Wem dieser Tage das Glück widerfährt, dass die Website von LIDL bei ihm aufploppt, erfährt einmal mehr, dass sich LIDL wirklich um alles kümmert, was halt so anliegt. So wartet man z.B. kurz vor dem Valentinstag anlassgebunden mit einem Geschenktip auf, der es in sich  hat:  ein sogenanntes „Fußsprudelbad“, zum Entspannen, Pflegen und Erfrischen müder Füße. Massagerollen (durchblutungsfördernd), Pediküre,  Hornhautentferner, alles inklusiv. Nicht zu vergessen auch die ‚Ausgussnase‘, die im Prospekt gesondert erwähnt wird. Ein Megageschenk. Alles, was Herz und Fuß begehrt. Und das ganze für unschlagbare € 19.99.

Kein Wunder, dass uns – schwer angetan von dem Produkt – zum Tag der Liebe auch noch gleich ein flotter Werbespruch zum Geschenk einfällt: 

„VALENTINSTAG. Damit sich das mit dem Partner nicht totläuft“  

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