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Author Archives: Peter Ruhr

Allgemein Stadtstreicher

Steinzeit

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Wie die Stadtverwaltung Baden-Baden ein bisschen weniger  gefährlich macht

20160114_134409Das ist das Schöne an Baden-Baden: kaum haben sie ein Schmuckstück weggeräumt, dürfen wir uns schon auf das nächste freuen. Ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang ist der Biergarten vor dem ‚Löwenbräu’, der in seiner weihnachtlich-winterlichen Dekoration für lange Zeit eine Zierde erster Güte war. In seiner unaufdringlich zeitgemäßen Schönheit hatte er auch in diesem Jahr wieder Maßstäbe gesetzt und darüber hinaus viel Geld in die Taschen des Eigners, aber auch in die Kassen der Stadt gespült. Ob vom neuen Schmuckstück ähnliches auch zu erwarten sein wird – daran mag man zweifeln. Aber ein Segen ist es allemal, wenn sich die Stadt in dem Zusammenhang um eine bauliche Veränderung bemüht, wie sie jetzt dem Zentrum Baden-Badens widerfahren ist.

Es dreht sich nämlich um den Brunnen am Jesuitenplatz, der bislang von vier in den Boden eingelassenen Sandsteinkugeln geschützt wurde. Nicht auszuschließen, dass es sich dabei um verirrte französische Kanonenkugeln gehandelt hatte. Es sah bis noch vor kurzem ganz danach aus, als hätten sie dort endgültig ihre Ruhe gefunden und könnten keinen Schaden mehr anrichten. Doch weit gefehlt. Ursprünglich zu Schutz des Brunnens vor den Fahrversuchen jüngerer Frauen und älterer Männer gedacht, sollten sie auch nach dem nun schon lang zurückliegenden Krieg noch ein furchtbares Gemetzel anrichten: an den Karosserien der dort rangierenden Autos. Man kann also gut verstehen, dass die Stadt der ständigen Beschwerden leid war und auf Veränderung sann. Und so bemerken wir plötzlich, dass – gleichsame über Nacht – die Kanonenkugeln entfernt und durch vier massive Sandsteinquader ersetzt worden waren, die, richtig einbetoniert, ziemlich viel hermachen und zudem noch drohend aussehen.

Woher das Material kommt? So mächtig, wie sich die Steinquader präsentieren, könnte man vermuten, dass die Elsässer wohl derzeit ihre aus Sandstein errichtete Hochkönigsburg schleifen. Auf eben diesem Weg könnte der Bauhof günstig an die Steine gekommen sein.

Ob sie ihren Zweck erfüllen, kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Immerhin hat man den Eindruck, als könne der Besucher vor dem Betreten der ‚Buchhandlung Strass’ dort sein Pferd anbinden.

Allgemein Essen & Trinken

Besuch beim Kunden

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Kochkunst mit Vincent KlinkAls ein Koch einmal aus dem Fernseher stieg

Jeden Freitag zeigt Vincent Klink in der ihm förmlich auf seinen runden Leib geschneiderten Sendung ‚Kaffee oder Tee’ wie das so geht mit dem Kochen. Immer dabei seine Assistentin Evelin König, die, so adrett wie leidensfähig, es irgendwie immer wieder schafft, in dem Kochchaos den Überblick zu behalten und den Meister dabei auch noch bei Laune zu halten. Was ja nicht immer ganz einfach ist. Die Schöne und das Biest.

Dabei ist es diese hemdsärmelige Art, sich dem Thema zu nähern, die ihn zu einer Art Ikone des Programms werden ließ. Kochbücher liest er nur einmal, dann weg damit. Wahrscheinlich werden sie kompostiert.

Er kocht irgendwie intuitiv‚ ‚aus der lamäng’, wie man so sagt. Und sollte im Eifer des Gefechts das Kotelett einmal die Pfanne verlassen – kein Problem. Daran ist noch keiner gestorben. Also zurück damit. Schon dafür liebt ihn die Hausfrau.

Auch seine Gäste lieben so einen wie ihn, den sie in seinem Restaurant, der ‚Wielandshöhe‘ gern auch einmal vor Ort erleben möchten. Er ist nun mal eine Institution, bekannt aus Funk und Fernsehen.

Dabei ist es gut, dass man rund um Stuttgart nicht immer so ganz genau aufs Geld schauen muss. Da bietet sich ein Geschäftsessen geradezu an. Das hatte die erfolgreiche Managerin eines großen Energieunternehmens über längere Zeit auch so gesehen und zu den Geschäftsterminen gern und häufig dorthin eingeladen.
Nun gehört es zu den Gepflogenheiten eines guten Kochs, sich den Gästen auch einmal zu zeigen. Und so steht beim Gang durch die gesättigte Gemeinde natürlich die kleine aber entscheidende Frage im Mittelpunkt: hat’s geschmeckt?

Die Frage ist so angebracht wie riskant. Man weiß ja nie, wies ausgeht.
Als sich nun aber einmal Vincent Klink in Erwartung allfälliger Euphorie und in aufgeräumter Stimmung den Gästen zeigte und auch noch fragte, ob es denn geschmeckt hätte, da sagte die Managerin – großgewachsen und mit blonder Mähne – laut und vernehmlich: mir nicht!

Anstatt nun aber den aufgekommenen Unmut in einem Glas Champagner zu ertränken, übte sich der Meister in Gegenrede und sagte: aber allen anderen habe es geschmeckt. Das waren ein paar Worte zu viel. Die anderen interessierten sie nicht, beschied sie den Meisterkoch knapp und deutlich. IHR hätte es nicht geschmeckt. Und im Übrigen solle er sich nicht so oft im Fernsehen rumtreiben sondern sich lieber ´mal um seine Küche kümmern.

Nun ist das Vorgefallene schon ein Weilchen her. Wenn man aber erstaunt zur Kenntnis nimmt, was Vincent Klink zwischenzeitlich noch so alles – auch literarisch – bewegt, da muss man hier doch aber festhalten, dass dieser Moment deutlicher Kritik ein Schlag ‚Voll ins Gemüse’ war. So jedenfalls der Titel seines neuesten Buches.

Kleiner, aber notwendiger Nachtrag:

Bei der Durchsicht der Website der ‚Wielandshöhe’ wird der Sachverhalt der ‚Präsenzpflicht’ von Vincent Klink selbst ausdrücklich angesprochen. Wir zitieren –

Donnerstagmittag mache ich das ARD-Buffet und im Anschluss eine Kochkunst Sendung. Donnerstagabends bin ich wieder in meiner Küche und im Restaurant.
Ich bin also bis auf diesen Mittag immer im Betrieb. Grundsätzlich!
Damit mir das auch geglaubt wird, mache ich immer wenigstens einen Rundgang durch die Gästeschar.

Wie erfolgt….

Essen & Trinken

Das Weinfest

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20151127_231759Was bisher vielleicht ein bisschen zu kurz kam in unserem Blog war der Nutzwert der Seite. Das wäre zunächst mal so zu umschreiben: man hat etwas davon, wenn man bei uns reinzuschaut. Gut, bisher war der Leser nach dem Lesen vielleicht etwas klüger, im besten Fall amüsiert, aber die Komplexität des Daseins zu meistern – da hatten wir eher wenig anzubieten. Wenn der Jahreswechsel auch die Zeit der guten Vorsätze sein soll, dann fügen wir an: das muss sich ändern, und zwar gleich und hier.
Bevor uns also der Duft von Pfeffernüssen und Tannreisig endgültig das Hirn vernebelt, wollen wir umgehend mit einem Hinweis tätig werden.
Sprechen wir als erstes mal also über den Wein, den wir, verzweifelt, weil uns nix Besseres einfällt, zum Fest verschenken möchten. Hier droht Gefahr. Ähnlich dem Ölpreis, fällt in diesen Tagen auch der Preis für Wein, vor allem, weil sich eine Unzahl von Diskountern um unseren Durst balgen. Was konkret heißt: der Preis für Wein fällt ebenfalls ins Bodenlose. Gute Gelegenheit, hier zuzugreifen, um seinem Chef gerade heute noch schnell eine Freude zu machen.
Der oben skizzierte Nutzwert wird sich jetzt aber darin manifestieren, dass wir dringend davon abraten, bei der Verpackung zu sparen. Was nach nichts ausschaut, kann nichts sein (Beispiel Chef). Noch wichtiger aber ist, beim Wein selbst nicht zu sparen. Der Cabernet Sauvignon aus Australien kann noch so gut sein. Wenn er bei Aldi mit € 1,99 gelistet ist – Finger weg. Schuld ist das Internet. Der Griff zum Handy zwecks Preiskontrolle ist zu einfach, als dass man sich hier eine Blöße geben darf.

Da muss man gar nicht lang drum rum reden: am Alkohol sind schon manche Karrieren gescheitert. Schöne Vorweihnachtszeit erst mal.

Allgemein

Zwei mal eins

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Es ist ja nicht so, dass einem in unserer eher ereignisarmen Stadt von Zeit zu Zeit nicht doch auch mal etwas Wunderliches begegnet. Also wird man sich darauf einzustellen haben, dass man eines Morgens vor dem Kiosk am Leos steht und vor sich ein junges Mädchen sieht. Sein Aussehen? Sehr nett, aber eher durchschnittlich. Mittelgroß, dabei kurze, sportliche Haare. Dabei trägt sie eine kräftigblau wattierte Sportjacke, dazu blaue Jeans und schwarze Boots mit kleinen Metallbeschlägen. Als ich den Blick wieder hebe, fällt mir die Brille auf, deren Bügel ebenfalls durch kleine Verzierungen geschmückt sind. Und ein farbiges Halstuch, das sie lässig um ihren Hals geschlungen hat.

Während ich noch überlege, ob ich der Nächste in der Reihe bin sehe ich eine weitere Kundin, die gleich daneben steht. Ihr Aussehen? Sehr nett, aber eher durchschnittlich. Sie trägt eine blaue Sportjacke. Ein kräftiges Blau, dazu blaue Jeans und schwarze Boots mit ein paar kleinen Metallbeschlägen. Mein Blick geht dann wieder nach oben. Dort fällt mir ihre Brille auf, deren Bügel durch kleine Verzierungen geschmückt war. Ach ja – das Mädchen war mittelgroß, die Haare kurz und sportlich. Ein Halstuch trägt sie auch, lässig verknotet. Und irgendwie denke ich – das Mädchen kennst du doch. Das hast du doch schon mal gesehen. Und auf einmal dämmert es mir, dass ich es hier mit Zwillingen zu tun habe, die sich bis aufs I-Tüpfelchen gleichen. Wie ein Ei dem anderen. Gleiche Größe, gleiches Aussehen, gleiche Bewegungen. Gleiches Halstuch, Schuhe, Brille. Alles gleich. Eineiig eben. Allerdings hatte es an dem Morgen eine furchtbar lange Zeit gedauert, bis ich das realisiert hatte.

Da war es ein schwacher Trost, dass ich am Abend zuvor nichts getrunken hatte.

Allgemein Malen & Schnitzen

Zwei mal Moderne

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Neue Ausstellungen in Basel und Baden-Baden

Wenn wir, was ja offensichtlich ist, uns immer wieder als begeisterte Badener zu erkennen geben, dann liegt das ein Stück weit auch daran, dass wir „das schönste Land in Deutschlands Gau’n“ nicht nur wegen seinem bekannt guten Essen und der ebenso guten Blasmusik schätzen, sondern auch, weil Baden von Karlsruhe bis runter (oder hoch?) an die Schweizer Grenze eine reiche Kulturlandschaft ist. Das erkennt man erst in diesen Tagen mal wieder, wo uns gleich zwei Ausstellungen erfreuen. malevich_suprematism_lady_lac_teaser_0

Die eine ist zu sehen in der ‚Fondation Beyeler’ in Riehen/Basel. Dort widmet man sich unter dem etwas rätselhaften Titel „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ der russischen Avantgarde, die vor 100 Jahren in St. Petersburg eine legendäre Ausstellung von 7 Künstlern und ebenso vielen Künstlerinnen organisierte und damit einen Durchbruch in der modernen Malerei markierte. Das Plakat der legendären Ausstellung ist unten abgebildet. Kasimir Malewitsch präsentierte dort zum ersten Mal sein bahnbrechendes Bild ‚Schwarzes Quadrat’. km_quadrat_tretjakow_lacAber auch andere zeitgenössische Werke sind zu sehen, die sich mit den damals in der Kunstszene aktuellen Strömungen wie dem Kubismus und dem Futurismus auseinandersetzten. Zum 100. Jubiläum organisierte die ‚Fondation Beyeler’ sozusagen eine Werkschau der wichtigsten Gemälde eben dieser Stilrichtung, und alle wichtigen Museen haben mit Leihgaben zum Gelingen dieser Schau beigetragen: das Staatliche Museum in St. Petersburg und weitere 17 russische Museen. plakat_ausstellung_neu_lac_0
Mit Leihgaben beteiligt waren aber auch renommierte westliche Sammlungen wie das Pariser ‚Centre Pompidou’, das New Yorker ‚Museum of Modern Art’, das Kölner ‚Ludwigs Museum’ und viele andere mehr. Wir führen das deshalb an, um die einzigartige Bedeutung der Ausstellung hier noch einmal zu unterstreichen, da man ja nicht immer davon ausgehen kann, dass alle unserer nunmehr fast 50 000 Blogbesucher mit dem Thema so vertraut sind. Macht aber nix. Trotzdem wollen wir neugierig machen.

Wer nicht ganz so weit fahren will, für den empfiehlt sich ein Besuch der ebenfalls Anfang Oktober eröffneten Ausstellung im ‚Museum Frieder Burda’ in Baden-Baden.

Pressebild – Museum Burda

Dort gibt’s zu sehen die großflächigen Foto-Bilder von Andreas Gursky, den man ohne Einschränkung zu den weltweit bedeutendsten Fotografen zählen kann. Zunächst einmal tritt einem der Inhalt der Bilder als reine Fotografie entgegen, deren Inhalt ‚massenhaft’ erscheint. Erst beim Nach-Sehen der Bilder ergibt sich, dass die Fotos kunstvollst bearbeitet wurden und so ein eine neue, plakative Dimension erschließen.

Frieder Burda Museum, Baden-Baden

Frieder Burda Museum, Baden-Baden

Das eine Mal sehen wir Flagship Stores von Prada, das andere Mal Müllhalden in Mexiko oder ein Massenspektakel im nordkoreanischen Pjöngjang – überwiegend sind es Bilder, die also ‚Massenweises‘ aufgreifen, um ihm dann eine neue Form zu geben. Dadurch machen sie auf sich aufmerksam und werden ästhetisch erfahrbar. Das klingt jetzt vielleicht etwas kompliziert. Beim Betrachten jedenfalls wird klar, dass es dem ‚Museum Frieder Burda’ einmal mehr gelungen ist, Baden-Baden mit einer interessanten, aufregenden Ausstellung zu bereichern.

 

http://www.fondationbeyeler.ch.

http://www.museum-frieder-burda.de 

(c) Andreas Gursky, VG Bild-Kunst, Bonn

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