Der Badenblogger » Blog Archives

Author Archives: Peter Ruhr

Allgemein

Einmal Jagdwurst, bitte!

Published by:

Jagdhund nach der Hatz (typenähnlich!)  Erschöpft und nachdenklich.

Hier soll es jetzt mal um die Wurst gehen. Von Zeit zu Zeit halten wir es nämlich für angebracht, an dieser Stelle vom Waidwerk, also von der Jagd zu berichten, die ja ohne Hunde nicht denkbar wäre. Unvorstellbar z.B. dass der Jäger sich persönlich ins Unterholz begibt, um, sagen wir mal, einen erlegten Hasen ans Licht zu verbringen. Hier kommt der Jagdhund ins Spiel, der, gut ausgebildet, weiß, was er zu tun hat: den toten Hasen nicht zu fressen, sondern ihn, wie zuvor lange geübt, ihn bei seinem Herrn abzuliefern, also zu apportieren. Üblicher-weise wartet dann eine Belohnung auf ihn.

Doch nicht jeder Tag ist Jagdtag. Sonntag z.B. eher selten, weshalb in schöner Regelmäßigkeit sich so ein Jäger von Stetten im Markgräflerland aufmacht, um nach einem ausgiebigen Spaziergang auf dem Tüllinger Berg, im „Ochsen“ in Ödlingen einzukehren. Eine schöne Strecke, die bewältigt zu haben Herr und Hund stolz sein dürfen, weshalb sich der Jäger dort im „Ochsen“ gern auch ein Glas Gutedel genehmigt. An seiner Seite sein noch junger Jagdhund, dessen Aufmerksamkeit allerdings weniger dem Weinglas seines Herren als vielmehr dem Tresen gilt, wo, aus der Küche gebracht, unverzüglich eine kleine Schüssel Wurstsalat (ohne Zwiebel) abgestellt wird, den der Jagdhund dort nach der Wanderung gern verzehrt. Anschließend treten Mann und Hund zufrieden den sonntäglichen Heimweg an. Waidwerk ist morgen.

Allgemein Menschen Stadtstreicher

Der Glückspilz

Published by:

Gestern hörte ich von einem glücklichen Menschen. Dabei handelt es sich um einen jungen Mann, der mich in einem guten Baden-Badener Modegeschäft immer außerordentlich kompetent und zuvorkommend bedient hatte.

Er hatte aus seinem Schwulsein nie einen Hehl gemacht. Betrat ich das Geschäft, begrüßten wir uns freundlich ironisch. Ich nannte ihn beim Hereinkommen ‚schöner Mann’. Er  wiederum dankte es mir mit einem: ‚junger Freund’. Bei dieser Anrede stimmte weder das Adjektiv noch das Substantiv. Aber wir hielten es halt so. Ansonsten war damit der freundlichen Eingangsform genüge getan und man konnte zum meist erfreulichen Einkauf schreiten.

Eines Tages aber war er nicht mehr da. Auf Nachfrage erfuhr ich, er habe die Arbeitsstelle gewechselt. Nach mehreren beruflichen Stationen, hätte er nun ganz offensichtlich seine wahre Bestimmung gefunden. Er arbeite jetzt als Wurst- und Fleischfachverkäufer in einer Metzgerei.

Hatte er mir noch kürzlich zu dieser einzigartigen Verbindung aus Kaschmir und Seide geraten,  empfiehlt er  jetzt wahrscheinlich Schweineschnitzel vom Hals. Gut durchwachsen und derzeit im Angebot.

Es scheint, als gälte auch in diesem Fall: spätes Glück nicht ausgeschlossen.

Menschen

Das Glück in der Hand

Published by:

Wenn Winfried Kretschmann einmal frei hat

Wir haben ja hier nicht die Absicht, badisches Öl ins schwäbische Feuer zu gießen, und doch müssen wir uns wundern, was unser Ministerpräsident so alles tut, wenn er mal nichts tut.

Wie also entspannt sich unser Landesvater? Hier bietet sich zunächst ein vergleichender Blick über die Grenze zu unseren französischen Nachbarn an. Französische Politiker z.B. sind stolz darauf, zur Entspannung in der Academie Francaise vornehmlich mit Geistesgrößen des eigenen Landes zu parlieren. Dominique de Villepin, der frühere Außenminister (wegen seiner Eitelkeit auch Minister „des schönen Äußeren“ genannt), versteht sich sowohl als Politiker als auch als Dichter. François Mitterand wiederum pflegte gerade in seinen letzten Lebensjahren immer wieder intensiven Kontakt zu einem Philosophen, mit dem er sich über das Leben, den Tod und solcherlei Dinge austauschte. Lassen wir unseren Blick noch weiter schweifen, nach England, über den Kanal. Dort hatte 1952 Winston Churchill für sein literarisches Schaffen gar den Literaturnobelpreis erhalten.

Doch zurück in die Heimat. Carlo Schmid, Staatsrechtler, von 1946 bis 1952 Mitglied des Landtages Württemberg-Hohenzollern, Ehrenbürger von Mannheim und Tübingen, wusste neben seiner politischen Arbeit ebenfalls um den Eros literarischen Tuns: als Übersetzer des Werkes von Andre Malraux war er hoch geehrt. Seine Reden im Landtag und im Bundestag waren zudem Zeugnisse hoher intellektueller Fähigkeiten. Ein ‚homme de lettres´.

Dies alles sollte man wissen, will man ermessen, wann und wo unserem Landesvater Winfried Kretschmann das hohe Glück der Kontemplation widerfährt. Ganz anders als sein Vorgänger Erwin Teufel, der Stille und Ruhe in klösterlicher Abgeschiedenheit fand, sucht und findet der derzeitige Landesvater seine innere Balance nach eigener Aussage weit draußen vor der Stadt, im Baumarkt. Dort, zwischen dem ‚Weber Grillrostreiniger‘, dem ‚Gartenhaus Neckar 2‘ und der ‚Brausegarnitur Tahiti‘ trifft man einen rundum zufriedenen Ministerpräsidenten. Dann nimmt er je verschiedene Bohrmaschinen in die Hand, wägt und prüft, betrachtet und befühlt. Jetzt ist das Glück nicht mehr flüchtig. Er hält es in der Hand.

Doch wäre er kein Schwabe, wüsste er das Angenehme nicht auch mit dem Nützlichen, dem Einsichtsbringenden zu verbinden. Mit der Black & Decker in seiner Rechten sinnt er darüber nach, wie Max Weber das wohl gemeint hatte, als er schrieb, die Politik sei „ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich“.

Dann legt er die Bohrmaschine wieder zurück und denkt, dass es die alte noch ein Weilchen tut.

Allgemein

Pünktchen und Anton

Published by:

Mit Frau Baerbock in Afrika

Als eine der Königsdisziplinen der schulischen Ausbildung galt vor Jahren noch das Thema ‚Bildbetrachtung‘, d. h. der Schüler sollte sich beim Versenken in ein Kunstwerk sich dessen bewusst werden. Ganz ohne Zweifel handelt es sich bei dem Foto, das wir hier anführen und das die derzeitige Außenministerin Annalena Baerbock mit dem Staatschef des Südsudan zeigt um ein solches.

Was also sehen wir da? In der Mitte thront der Staatschef des Südsudan, Herr Salva Kiir Mayardit aus dem Volke der Mayardit-Dinka. Sein Griff nach dem hohen Amt war nicht ganz reibungsarm verlaufe, was uns aber hier nicht näher beschäftigen muss. Zu seinem Markenzeichen gehört in jedem Fall der Cowboyhut, ein Präsent des vormaligen Präsidenten der USA, George Bush, der seine Erscheinung ziemlich abrundet und dessen Tragen womöglich als Zeichen großer Hochachtung vor seiner Besucherin gewertet werden kann.

Bei einem ersten, flüchtigen Betrachten des Bildes scheint es, als hätte der Angehörige der Südsudanesischen Elite ein Hefeweißbier zu seiner Linken; dies entpuppt sich jedoch bei näherer Betrachtung als Armlehne seines thronähnlichen Sitzmöbels. Was auf diesem Bild auch nicht zu sehen ist – der Angehörige des Volkes der Mayardit-Dinka hatte vor längerer Zeit anlässlich einer offiziellen Zeremonie beim Abspielen der Nationalhymne einmal das Wasser nicht halten können. Er urinierte. Jedenfalls gab es wohl ein kurze Sequenz, die diesen Vorgang dokumentiert hatte. (Meldung BBC News). Der Vorgang als solcher darf aber mittlerweile als bereinigt, das filmische Zeugnis dessen als gelöscht gelten.

Ganz anders als der Herrscher, Herrn Kiir Mayardit, präsentiert sich die derzeitige Außenministerin der BRD. Sie, von der anzunehmen ist, dass sie noch kurz zuvor ihrem Gastgeber die Grundzüge ihrer feministischen Außenpolitik vermittelte, hatte sich anlassbezogen fein gemacht. Ein Kleid mit Punkten schien hier das Gebotene. Nicht umsonst nennt man sie ja auch die MINISTERIN DER SCHÖNEN ÄUSSEREN, selbst dann, wenn sie, wie im vorliegenden Bild gut zu sehen ist, einigermaßen unentspannt auf ihrem Sessel sitzt!


Das wird sich demnächst ändern, denn mit ihren diversen Auftritten als Außenministerin hatte sie sich zwischenzeitlich für das höchste Amt der UN empfohlen. So entging sie – wenn auch knapp – der Fron, sich um ihre Kinder oder, noch schlimmer, um die Partei der Grünen kümmern zu müssen. Glück gehabt! Denn was passieren kann, wenn man nicht rechtzeitig ‚hier´ ruft, entnehmen wir dem linken Zeitungsbild, das eine grüne Partei-Truppe auf dem Weg zur Basis zeigt, kurz bevor sich der eine oder die andere sich insofern vielleicht profiliert, dass er oder sie sich eines schönen Tages in einem goldlackierten Sessel in Afrika wiederfindet.

Allgemein

Fleischeslust und heile Welt

Published by:

Liebig & Co.: Bunte Bildchen bestücken Sammleralben / Ausstellung in der Badischen
Landesbibliothek in Karlsruhe

Wenn meine Mutter Lebensmittel einkaufen ging, konnte sie mit meiner Mahnung rechnen: „Bring‘ unbedingt Birkel-Nudeln mit!“ Dabei ging es mir keineswegs um die Qualität von Spaghetti oder anderen Erzeugnissen der Mannheimer Firma, sondern um die bunten Reklamebildchen. Aus dem gleichen Grund kaufte meine Berliner Oma nur Eier einer bestimmten Marke – Fotos von Filmstars lagen der Packung bei und wurden der Enkelin per Post gebündelt zugeschickt. (Was hat sie bloß mit den vielen Eiern angestellt?)Die Objekte meiner kindlichen Sammelwut landeten in einer alten Zigarrenkiste und irgendwann im Abfall – nicht vergleichbar mit den offenbar sorgsam gehüteten und in aufwändig gestaltete Alben eingeklebten kleinen Kunstwerken, die derzeit in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe zu bewundern sind. „Wissen in Bildern“ hat . Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen die von ihr kuratierte Ausstellung überschrieben. Während der bis zum 27. September dauernden Schau wird die Leitende Bibliotheksdirektorin selbst an mehreren Terminen die Vitrinen für Besucher öffnen und mit ihnen in den Alben – und in Erinnerungen – blättern.

 
Markenbindung ist keineswegs ein Grundbegriff modernen Marketings: Bereits anno 1872 hatte die Firma Liebig die zündende Idee, für ihren später legendären und für viele Hausfrauen unentbehrlichen Fleischextrakt mittels kostspieliger Chromolithografien zu werben. Glückliche Familien oder adrett gekleidete Ausflügler ließen sich die rasch zubereiteten Speisen schmecken Liebig brachte Würze ins Küchenleben. Aufgrund des Erfolgs sprangen viele Firmen, darunter zahlreiche badische Unternehmen, auf den Reklame(feld)zug auf. Exotische Fernziele, die noch nichts mit Massentourismus gemein hatten, „wilde“ Menschen und Tiere, Burgen und Schlösser, Märchen,  Freizeit, Sport, Literatur und Theater, Technik … das Themenspektrum spiegelte sowohl den Alltag als auch die dem Normalbürger uner-reichbare Traumwelten wider.


Doch wohin mit den Bildern? Für die wohlerzogenen Kinder (und erwachsenen Sammler) wurden Sammelalben entwickelt, die nicht nur die sichere Aufbewahrung erlaubten, sondern auch mit erklärenden Texten versehen waren. Ganze Romane, beispielsweise von Karl May, konnten illustriert werden, selbst für das Nibelungenlied gab es dramatische Bebilderungen. Zeitgeist und Zeitgeschichte, Wirtschaft und Politik – die bunte Welt zwischen den Albendeckeln bediente viele Interessen und Sehnsüchte und natürlich den Kommerz! Es wurde gesammelt, getauscht und gekauft. Heute werden im Internet neben den Nostalgiealben auch die Nachfolger um Panini oder Pokemon angeboten – die Sammellust scheint ungebrochen.

Um Alben und Geschichten geht es bei der Reihe „Album der Woche“, bei denen jeweils ein Exemplar den Ehrenplatz erhält (Kontakt: sammelbilder@blb-karlsruhe.de) Dr. Julia von Hiller bittet jeweils einmal im Monat zu „Rendezvous mit den Originalen“ ab 17 Uhr.

Die nächsten Termine sind für den 26. März und 25. April geplant.

(Irene Schröder)

  • Archive

  • Besucher

    Total Visitors
    1480689
    3
    Visitors Today
    49
    Live visitors