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Der Wein im Paradies

Auf dem DOLLENBERG – Siegerehrung im WEINPARADIES ORTENAU

Vielleicht ist es nicht gerade der heiligste aller Berge, zu dem die Ortenauer Winzer alljährlich pilgern, doch ist der Dollenberg dem Himmel nah genug, um dort, auf 695 Meter über dem Meeresspiegel, im Zweisterne Restaurant DOLLENBERG um höchste WeinWeihen zu bitten und – so stand zu hoffen – auch zu empfangen.

Das ‚Weinparadies Ortenau‘ unter dem Vorsitz von Stephan Danner, das vorneweg, ist eine Vereinigung von 42 Winzerbetrieben, die alljährlich angetreten sind, die Besten aus Ihrem Kreis zu küren, ein Vereinigung, die eingesehen hat, dass es in der heutigen Weinlandschaft unerlässlich ist, nicht nur Qualität zu liefern, sondern mittels Marketing diese auch zu kommunizieren.

Der DOLLENBERG, so lässt sich sagen, ist mit seiner ambitionierten Küche eine Art Hotspot im lieblichen wenn auch ansonsten nicht übermäßig überlaufenen Renchtal, wo derzeit der Bürgermeister der Gemeinde Bad Peterstal zum Entsetzen vieler um den Gastrostandort Besorgten alles daran setzt, in der so waldreichen wie windarmen Gegend drei massive Windräder zu positionieren. Natürlich ist an diesem Abend das Thema zwar präsent, doch nicht dominierend.

Zu sehr sind die gemeldeten Winzer damit beschäftigt , ihre Weine ins rechte Licht zu rücken. An diesem Abend also soll es um den Riesling gehen, der, nach Einschätzung vieler maßgeblicher Weinschmecker, nicht weniger als der König der Weißweine. Um den Segen gebeten hatten denn auch die profiliertesten Winzer der Ortenau, wie etwa die Gebrüder Laible, die sich alle Jahre wieder sich im edlen Weinkampf um die Gunst der Juroren treffen, sich aber, wie zu hören ist, um Vieles sorgen müssen, nicht aber um den Absatz ihres allgemein gesuchten Tropfens. In diesem Fall zu Ehren kam Andreas Laible; er belegte den zweiten Platz. Der erste Platz ging an die Privatkellerei Bimmerle. Und, auf einem guten dritten platz, „Die Oberkircher Winzer eG“.

Neu in diesem Jahr, dass auch erstmalig eine fruchtbetonte, halbtrockene Weinkategorie eingeführt wurden, dazu – auch das einen Neuerung – werden Rieslingsekte prämiert, was allgemein als gelungene Ergänzung bewertet wird.

Kein Weingenuss ohne Essen, und so wird, neben dem Auftritt des Patrons Meinrad Schmiederer, der in einer kurzen Rede darauf hinwies, dass es eine ganz besondere Situation ist, in der sich die Winzer befinden. In einem nicht übermäßig großen Weinbaugebiet wie die Ortenau, ist nicht zu vermeiden, dass punktuell aus Nachbarn Konkurrenten werde. Bei seinen Ausführungen werden ihm die Anspannung der Rebenkämpfer nicht verborgen geblieben sein. Um zu viel geht es. In dem engen, fast schon überfüllten Markt der Spitzenweine gilt es, jeden Vorteil zu nutzen, jedes Marketingplus in Euro zu verwandeln.

Auch wenn man sich kennt und schätzt, so weiß doch jeder (und behält es für sich): die Konkurrenz schläft nicht. Wo die Tochter nicht selbst im Betrieb mitarbeitet, sieht sie sich doch aufs Anmutigste hinterm Tisch drapiert, wo sie, ganz die Weinkönigin, dem Schmelz des Rieslings ihre professionelle Herzlichkeit beimischt. Dabei muss es nicht bleiben. Die Zahl der Winzerinnen hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

Das Fachorgan „Gourmetwelten“ meldet, es sei der durchschnittliche Anteil der weiblichen Auszubildenden in den beiden Fünfjahreszeitraum 2015 bis 2019 sowie 2020 bis 2024 von 24 Prozent auf 30 Prozent gestiegen“.

Unverkennbar also, dass sich ganz allgemein ein Generationenwechsel mit stark weiblicher Beimischung abzeichnet. Ob sich dieser Wechsel vom Patriarchen zum einem jungen Nachfolger oder gar einer Nachfolgerin harmonischer gestaltet, lässt sich schwer absehen. Noch immer gehört das Harmonie suggerierenden Foto einer glücklichen Winzerfamilie zum Standardrepertoire der Selbstvermarktung.


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