Bald ist der Sommer vorbei. Eine kleine Nachbetrachtung aus gegebenem Anlass
Eigentlich wäre ja genug Zeit gewesen, den unerfreulichen optischen Begleiterscheinungen heißer Sommertage vorzubeugen: „In acht Wochen zur Bikinifigur“ versprach eine große Fitnessstudiokette schon vor Ostern. Um zwei bis drei Kleidergrößen sollten die Konsumenten eines Diätdrinks in nur drei Wochen schrumpfen, Pillen, Salben und kleine Wundergeräte Cellulite, Schwangerschaftsstreifen, Klumpvenen, Haarwuchs in intimen Körperbereichen und andere Mängel beseitigen. Entweder wirken sie nicht, oder die aufgeklärten Verbraucher/innen verweigerten sich den Sirenenklängen der Werbung. Was sich derzeit in Strandkleidung in der Stadt tummelt, grenzt schon an optische Umweltverschmutzung: Miniröckchen legen gnadenlos frei, was lange Hosen sonst verbergen, BH-Träger lugen neckisch unter knappen Tops hervor, die verbrannte Haut ebenso wie bleiche Bauchpartien freigeben. Männerbeine zwischen
Hosenbein (kurz) und Socke samt Sandale lassen schon seit Jahrzehnten Stilgurus schaudern.
Im grellen Sonnenlicht nimmt das Auge offenbar das eigene Spiegelbild nicht mehr korrekt wahr – wer würde sich sonst jenseits der Teenie-Jahre samt entsprechender Figur freiwillig in engen Shorts und Spaghetti-Trägerhemdchen in die Fußgängerzone begeben? Es ist ja nun wirklich nicht so, dass es bei Hitzegraden keine tragbaren Alternativen zum Strandlook gäbe: Gerade in diesem Sommer wimmelt es in den Geschäften nur so von Sommerkleidern mit dekorativen Blütenmustern, deren lange Röcke kühlend um die Beine fächeln, üppig bestickten Tunikas, die schmeichelnd über Rundungen hinwegtäuschen, und witzigen kleinen Boleros, die Winkeärmchen und Sonnenplissee tarnen.
Ein bisschen Verhüllung trägt übrigens auch zur Kühlung bei – frau muss ja nicht gleich in das andere unschöne Extrem der Ganzkörperkondome arabischer Bauart verfallen.