Der „Badenblogger“ hat jetzt 400 000 Follower. Na also.
Gestern hätte ich anlassbezogen gern etwas in meinen Blog geschrieben, aber ich war stark benebelt. Dass das mit dem Schreiben nicht geklappt hat, liegt letztlich an meiner Nachbarin, einer älteren Dame, die in der Wohnung unter mir wohnt. Gefühlt müsste sie achzig Jahre alt sein, aber ich glaube, fünfundsiebzig trifft es eher. Sie läuft sehr schlecht. Noch schlechter aber spricht sie Deutsch, und das, obwohl sie ist vor bestimmt zwanzig Jahren nach Deutschland gekommen ist. Ja, man muss sagen, dass sie fast gar kein Deutsch spricht.
Wie lange sie schon in Deutschland ist, weiß im Haus niemand genau zu sagen, nicht einmal die netten Türkin, die mit ihrer Familie über mir wohnt. Das Wenige, das sie weiß, weiß auch ich von ihr nur so ungefähr. Zwar läuft die Türkin gut, spricht aber ebenfalls sehr schlecht Deutsch. Allerdings ist sie mir immer behilflich, wenn die große Schar Ableser – Gas, Wasser, Kontrolle der Brandschutzmelder etc. – während meiner Abwesenheit Zutritt zu meiner Wohnung begehrt. Dann lässt sie die Kontrolleure rein. Meistens aber macht das ihre Tochter, die sehr gut Deutsch spricht und meistens da ist. Irgendwann will sie „irgendwas mit Marketing machen“. Ob Marketing für sie das Geeignete ist, weiß ich nicht. Ich neige eher dazu, nein zu sagen. Denn wenn sie „´was mit Marketing“ machen will, könnte es sein, dass sie ja aus der elterlichen Wohnung auszieht. Das würde dazu führen, dass niemand mehr da ist, der dem Ableser Zutritt zu meiner Wohnung verschafft. Also besser kein Marketing.
Aber deswegen war ich gestern nicht benebelt. Das hatte einen anderen Grund. Es lag eher am Kochverhalten der bestimmt fast achtzigjährigen Dame, die unter mir wohnt. Habe ich meine Obermieterin richtig verstanden, könnte sie aus dem katholischen Kroatien stammen, ein Verdacht, der sich dadurch erhärten lässt, dass aus ihrem Fenster ganzjährig ein blinkend – leuchtendes Marienpüppchen lacht.
Nun kenne ich mich im Kroatischen nicht so aus. Es könnte nur sein, dass viele Kroaten nicht nur einem leuchtenden Marienkult anhängen, sondern die eine oder andere Kroatin auch über große Kochgeschirre verfügt. So, wie möglicherweise die unter mir wohnende Dame. Denn einmal die Woche – meist Dienstags – erfüllt ein Geruch das gesamte Hausinnere, der vermuten lässt, dass er einem großen Topf entströmt, in dem sie wahrscheinlich ihre gesamte Wäsche kocht. Dazu gäbe sie dann reichlich Knoblauch, auch Lauch und viel Kohl. Nicht genug. Von den acht paar Sportschuhen ihres Sohnes, die vor ihrer Tür stehen (der Sohn wohnt merkwürdigerweise nicht bei uns im Haus, seine Schuhe aber schon), fehlen derzeit drei Paar Sneakers, und alle im Haus rätseln, wo die Schuhe geblieben sind. Sie werden doch nicht etwa…?
Über Stunden hinweg pflegt dann der Topf so vor sich hin zu köcheln. Während dieser Zeit ich bin stets besorgt, es könne jemand mit brennender Zigarette ins Hausinnere treten, und – bedingt durch die dem Topf entströmende Gase – eine Explosion auslösen. Das aber wäre auch zugleich das Ende vom „Badenblogger“, der, gestern noch von den Ablüften des Kochbottichs stark benebelt, erst heute dazu kommt, zu vermelden, dass der „Badenblogger“ nun schon 400 000 Follower verzeichnet.
Und so werden wir auch weiterhin uns der Wahrhaftigkeit und der Völkerfreundschaft verpflichtet wissen. Und auch in Zukunft die Finger auf Töpfe legen, deren Inhalt uns fragwürdig erscheint.