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Mehr Heimat war nie Teil 1

Der ‚BUND HEIMAT & VOLKSLEBEN‘ sorgt sich ganz viel um die Vergangenheit und ein bisschen um die Zukunft

Von Offenburg kommend, schiebt sich die Fahrzeugkolonne langsam durch das satte Grün des Kinzigtals. „Sehnen wir uns nicht alle nach Entschleunigung?“, fragt der Prospekt des ‚Schwarzwald Tourismus’. Ganz bestimmt. Im vorliegenden Fall liegt der Grund für unser Sehnen allerdings im gesperrten Tunnel bei Haslach und der Umleitung des Verkehrs quer durch das schmucke Städtchen. Doch auch das schärft unsere Sinne.

So registriert die Nase ein nach Holz duftendes Sägewerk, das Auge entdeckt Andenkenläden mit Postkartenauslagen, und auf einer überdimensionierten Werbefläche begrüßt uns Hansy Vogt, der als „Schwarzwaldbotschafter“ den Freunden des Schwarzwaldmädels Boxspring-Betten empfiehlt. „Schwarzwald trifft Schlafkomfort“, steht da zu lesen. Doch hält die Entschleunigung an, bis man das Freilichtmuseum ‚Vogtsbauernhof’ erblickt, wo nach endlos langen Bemühungen es endlich gelungen ist, einen Bahnhalt zu bekommen. Außerdem freut man sich über die demnächst anstehende große Erweiterung der Museumsfläche.

Mittlerweile meldet das Thermometer im Fahrzeuginnern eine Außentemperatur von 31 Grad, was allerdings klar übertroffen wird von der Temperaturanzeige vor der Gutacher Sparkasse, die heiße 41 Grad vermeldet, ein Thermometerstand, der sich – nur laut Anzeige – im Laufe des Gesprächs mit dem Bürgermeister allerdings noch bis 51 Grad steigern wird. Im Rathausinneren ist es erfreulicherweise etwas kühler.

 

Dort residiert Bürgermeister Siegfried Eckert, der sich zuvörderst um die Amtsgeschäfte, dann aber auch noch um Traditionen und die Schwarzwälder Tracht kümmert. Gutach ist die „Heimat des Bollenhutes“, ein Markenzeichen, das weltweit für die Ferienregion Schwarzwald steht. Da trifft es sich ganz gut, dass der Bürgermeister zudem noch als 1. Vorsitzender eines Verbandes fungiert, der sich ganz der Tradition und dem Bewahren verschrieben hat: der „Bund Heimat und Volksleben“. 1948 gegründet hat er heute 13 000 Mitglieder, die sich in 210 Vereinen für „Erhaltung, Pflege und Förderung des bodenständigen Volkslebens“ einsetzen. Dazu zählt man „Tracht, Lied, Musik, Tanz, Mundart, Sitte und Brauchtum“. Das Mittel dazu ist die allfällige Präsenz. Dazu zeigt man sich in der Öffentlichkeit, etwa beim Kreistrachtenfest in Auggen und auf der Oberrheinmesse in Offenburg. Weiter ist man dabei beim ‚Tanzsunntig’ in Gurtweil, ‚Albabtrieb’ in Simonswald, und beim ‚Hördöfelfäscht’ der Trachtenkapelle Rickenbach. Weiter verschönert man mit seiner Anwesenheit den „Speckeierhock“ beim Musikverein Kirnbach. Und dann kommen natürlich noch die Lichtgänge gegen Ende des Jahres, z.B. in Zell im Wiesental.

„Wir gehen zu den hohen Herren“, sagte der 1. Vorsitzende Eckert, womit er aber keineswegs andeutet, dass er – wie er’s vielleicht in den Bauernkriegen getan hätte – die aufrührerischen Bauern gegen die Herrschaft in Hornberg zu führen gedenkt. Vielmehr weiß er wohl, wie wichtig es für so einen Verband ist, sich politisch zu vernetzen, sich des Rückhalts derer zu versichern, die im Lande halt so das Sagen haben, seien es der jeweilige Landrat, die Regierungspräsidentin, der Bischof oder der Ministerpräsident. Letzter zwar der grünen Partei zugehörig, aber irgendwie doch nicht. Das geht. Bei der Jahreshauptversammlung des Verbandes in diesem Jahr hat z.B. der Baden-Württembergische Innenminister Strobl seine Aufwartung gemacht. Und am Neujahrempfang durfte man sich auch schon mal der Anwesenheit des Prinzen Bernhard von Baden erfreuen, der das Amt eines Protektors begleitet. Weitere Wucht verschafft man sich durch schmückende Auftritte anlässlich des Besuchs von Obama. Aber auch beim Papstbesuch ging es nicht ohne. „Da waren wir in der vordersten Reihe“.

 

Demnächst mehr. Hier.

Die Bilder wurden mir netterweise und zum Großteil von Michaela Kindle/Freiburg zur Verfügung gestellt.   (www.kindle-photography.de)

 

Auch mal reinschauen bei www.kosmos-schwarzwald.de/

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