Noch ist es hier nicht eine flächendeckende – also Nase und Mund verschleiernde – Pflicht, aber die zaghafte Lockerung der Corona-Maßnahmen scheinen doch auf die dringende Empfehlung zum Tragen einer Schutzmaske hinauszulaufen. Diese Maske – eigentlich dem medizinischen Bereich vorbehalten und als offizieller Mundschutz so gesehen immer noch Mangelware – bietet sich für eine Eigeninitiative („Maskierung“) geradezu an. Ob die selbstgenähten Stöffchen wirklich einen echten Schutz bieten, vermag zwar kein Laie so richtig einzuschätzen, aber vielleicht trägt ja auch dieser viereckige Immunbooster – um einen aktuellen Lieblingsbegriff aus Kosmetik und Wellness zu strapazieren – zum persönlichen Wohlgefühl und damit zu einer erhöhten Widerstandskraft bei.
Immerhin lässt sich so der persönliche Pandemie-Look kreieren: Während in Fred Raymonds gleichnamiger Operette die Trägerin der „Maske in Blau“ den oberen Teil ihres schönen Gesichts bekanntlich tarnt, lässt die Corona-Version expressive Augensprache zu – das gesprochene Wort klingt durch den Schalltrichter ja ohnehin eher undeutlich.
Wer nicht über Nähmaschine und Stoffreste verfügt, findet derzeit in den Schaufenstern vieler Textilgeschäfte und auch imAnzeigenteil der abgespeckten Tageszeitung Angebote für das Maskentreiben unter gesundheitlichen Aspekten. Hielten sich die Preise zu Beginn der Corona-Zeit noch in bescheidenem Rahmen, entwickelte sich mit Dauer der Pandemie ein blühendes Geschäft – 20 Euro und mehr für den waschbaren Mundschutz. Den bisherigen Preis-Vogel schoß beim Bummel durch Baden-Baden ein prominenter Baden-Badener Couturier ab – 75 Euro für die Edel-Version. Da könnten eigentlich noch ein paar Swarowski-Steinchen fröhlich im April-Sonnenschein funkeln. Da nimmt sich das Angebot eines Supermarkts mit unter acht Euro für den Einmal-Schutz doch richtig bescheiden aus. Übrigens: Die Maske schützt nicht, wenn sie als Sonnenbrillen-Ersatz auf dem Kopf getragen wird. Immerhin verdeckt sie so den sichtbaren Ansatz der gefärbten Haarpracht. Der Friseurbesuch musste ja pandemiebedingt erst mal verschoben werden.
Irene Schröder