Allgemein Kultur Malen & Schnitzen

Ein Meister vom Hochrhein Teil 2

Den Anfang machen Stillleben. Vom Sujet her bekannt, reichert er die Palette des oft Gesehenen, die Elemente der Vanitas, an mit kleinen Figürchen wie Tim und Struppi oder einer kleinen Micky Maus. Die Figuren wirken, als hätten sie sich irgendwie ins Bild geschlichen. Ist es ein Lächeln, eine Brechung, ein ironischer Kontrapunkt? Schwierig zu beantworten. Immerhin wird dadurch das Altmeisterliche nie zu schwer, und fragt man ihn beiläufig nach der Marke der verwendeten Farbe, ziert er sich ein bisschen, um den Namen dann doch zu nennen. Die Farbe heiß ‚Rembrandt’, und es scheint ihm lieber, man betrachte den großen Namen eher als Vorbild denn als Anspruch.
Als nächstes Genre folgen Schiffsrümpfe. Mächtig und wuchtig ragen sie aus den Rahmen, und doch birgt ein vor sich hin rostender Stahlkoloss ebenfalls Elemente der Vanitas, des Vergänglichen, zumal die Spiegelung eines Stahlrumpfs im Wasser das eigentlich Gegenständliche allmählich verschwimmen und verschwinden lässt.
Anders seine dritte Motivreihe, in der er sich als Schweizer mit der Bergwelt beschäftigt. Hier setzt er mit seinen Bildern einen klaren Kontrapunkt zum Vergänglichen. Die Berge stehen ewig, sind unverrückbar. Die Bergmotive, sehr naturnah, sehr realistisch, sind beim Publikum überaus beliebt, vielleicht, weil sie dem Schweizer irgendwie ans Herz gehen, ihn berühren? Es scheint, als habe Andreas Rickenbacher mit diesem Motiv – er ist nicht der einzige! – einen Nerv getroffen: die Liebe der Eidgenossen zu ‚ihren’ Bergen. Kein Wunder, hat doch Elias Canetti in seinem Opus Magnun „Masse und Macht“ die Schweizer Berge als DAS Massensymbol der Schweiz schlechthin ausgemacht. Der Schweizer, so führt er aus, identifiziert sich mit seinen Bergen so sehr, dass er sich in größter Gefahr, etwa einem Krieg, in sie zurückzieht, mithin mit ihnen eins wird. Und wer jemals sich aufgemacht hat, über die Schweizer Alpen nach Italien zu wandern, ahnt, dass die Berge eher einem Schweizer Käse als einem Bergmassiv ähneln. Platz für viele.
Selbst wenn man dieser These nicht gänzlich zustimmt, wird man nicht umhin kommen, zu registrieren, dass der Maler mit seinen je verschiedenen künstlerischen Sujets durchaus erfolgreich einen Markt bedient, der den jungen Wilden eher verschlossen bleibt. Er ist etabliert, was nicht möglich gewesen wäre, ohne dass sich drei Elemente vereint hätten. Zunächst das künstlerische Werk, also der Künstler und sein Schaffen. Dann ein Klientel, das auf das Werk anspricht und eine Galerie, die den Künstler fördert. Dies zusammen vereinigt sich zu einem durchaus kommerziellen ‚Dreiklang’. So wird er, neben anderen Galerien, in Basel vertreten von der renommierten ‚Fine Art Gallery’, deren Inhaber, Daniel Blaise Thorens, von Anfang an seinen Weg begleitet hat.

Hier also, in Basel, fühlt er sich wohl. Hier findet er alles zum Schaffen Notwendige. Ein früher basler Zeitgenosse, Valentin Boltz, war 1555 Pfarrer an der dortigen Spitalkirche gewesen und verfasste ein „Illuminierbuch (Wie man allerlei Farben bereiten, mischen und auftragen soll)“. So einer wusste, was ein Maler, neben einer vertrauten Umgebung,  zum arbeiten dann allerdings auch noch braucht. „Guote Bensel machen lustige Moler/ boeß Bensel machen manchen Sudler. So sieht man etwa an eim Werckzeug/ wie lustig einer seins Handwercks ist“.

https://andreasrickenbacher.com

https://thorens-gallery.com/

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  • Archive

  • Besucher

    Total Visitors
    1028714
    93
    Visitors Today
    67
    Live visitors