Allgemein Kultur Malen & Schnitzen

Ein Meister vom Hochrhein Teil 1

Andreas Rickenbacher malt in Basel

Das Gebäude ist schäbig, und es zieht durch alle Ritzen. Als Atelier eignet es sich trotzdem. Das liegt weniger an den Kanonenöfchen, die verhindern sollen, dass im Winter Wasserleitungen und Bewohner einfrieren, als an der Ausrichtung seiner Studio-Fenster nach Norden. Und billig ist die Miete auch. Sicher, das muss ungefähr so um 1920 in Paris gewesen sein, als sich Picasso und seine Maler-Kollegen am Anfang ihrer Karriere im ‚Batteau Lavoire‘ am Montparnass einquartiert hatten. Hemingway nannte das damalige Paris ‚ein Fest fürs Leben’. Und doch war das ‚Batteau’ eine zugige Heimstatt, die heute kaum jemandem mehr zuzumuten wäre. Vor allem nicht jenen Malern, deren klamme Hand stilbedingt einen feinen Pinsel hätten führen müssen.
Aber Andreas Rickenbacher muss das auch nicht. Sein Atelier liegt im großbürgerlichen Basel, direkt am Ufer des Rheins. Dort arbeitet er im oberen Stock des renommierten Restaurants „Gasthof zum Goldnen Sternen“, wo schon die Ambiente so garnichts mehr gemein hat mit dem zugigen Künstlerverschlag der Pariser Moderne Anfang des 20ten Jahrhunderts. Blickt Rickenbacher aus dem Fenster seines Studios, offenbart sich ihm kein bohemehafter Hinterhof, sondern die beiden Hochhäuser von Roche, die dem Betrachter auch ungefragt mitteilen, woher im reichen Basel der Wohlstand herrührt. Zudem ist der Maler auf derlei Zuwendungen nicht mehr angewiesen. Die Kunst ernährt den Mann.
Natürlich war das nicht immer so. Nach einer Lehre als Schlosser hatte er eine Kunstgewerbeschule besuchte und sich anfänglich spezialisierte sich auf Druckgrafik, Gravierungen und Lithografien, auf Akt- und Figurenzeichnen. Daneben aber malte er fünfzehn Jahre lang auch in Öl, bis ihm das Zweigleisige letztlich dann doch zu aufwändig geworden war und er sich endgültig für die Ölmalerei entschied: „Ein Kunstwerk wird nicht anerkannt, wenn man auf mehreren Hochzeiten tanzt“. Die Malerei als Handwerk – diesen Weg verfolgte er konsequent.
Von Anfang an begeisterte hatten ihn die Maler der Deutschen Romantik, Anselm Feuerbach, dann aber auch Arnold Böcklin und schließlich die Holländer, die er, wie so viele Andere vor ihm, kopiert hat und so von ihnen lernte. Das Handwerk des Malens hat er sich also selbst beigebracht, und wenn man ihn so in seinem Atelier sieht, vermittelt er in seiner ruhigen Art vor allem Konzentration auf das vor ihm Liegende. Was er macht und wie er es macht, ist zeitaufwändig. Er sagt: „Die Jungen wollen schnell zum Erfolg kommen“. Schwer vorstellbar, dass einer wie er sich nach durchzechter Partynacht in einem Kreativitätsschub anschickt, Bleibendes zu vollbringen. Und auch nicht, dass er ein zerwühltes Bett zur Installation deklariert, es anschließend nach Venedig schafft, um es dann bei der Bienale einer eher ratlosen denn euphorischen Öffentlichkeit zu präsentieren.

Sicherlich für einen Maler nicht untypisch, war es anfänglich eher ein Neben- als ein Hintereinander verschiedener Schaffensbereiche. Oder wie Thomas Mann vielleicht gesagt hätte: es fügt sich…

Demnächst mehr. Teil 2. Hier.

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