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‚Die Brücke‘ an der Oos

Das ‚Museum Frieder Burda‘ in Baden-Baden präsentiert bedeutende Werke der Künstlergruppe ‚Die Brücke‘

Man muss das Äußere des „Frieder Burda Museum“, gängiges Lob jetzt einmal außen lassend, nicht für ein architektonisches Meisterstück halten. Immerhin könnte man sagen, das Gebäude sei quadratisch, praktisch, gut. Gut vor allem für das, wofür es gebaut wurde: Museum zu sein. Ein Museumsbau sollte zuvörderst Ausstellungen und ihre Bilder in adäquater Weise präsentieren. Nicht verwerflich, wenn nicht die hochgelobte Architektur der Star ist (wie etwa das Guggenheim Museum in Bilbao), sondern die Kunstwerke, denen das Gebäude dienen soll. Ihnen soll es  Raum geben, sich in adäquater Weise zu präsentieren.  So zu erleben  in diesen ersten Frühwinter-tagen, da das Museum Frieder Burda in Baden-Baden die Ausstellung „Die Brücke“ eröffnet.

Allein schon bei der Pressekonferenz war der Andrang beachtlich. Schon jagt der Großkritiker einer überregionalen Zeitung durch die lichten Räume. Graumelliert, den Kragen seines schweren, dunklen Mantels hochgestellt, durchmisst er hastig die Räume, und man hofft inständig, dass er sich die Zeit nimmt, all das zu sehen und zu würdigen, was den Besuchern geboten wird. Nämlich eine Ausstellung, die an Farbenreichtum und an gestalterischer Raffinesse einmal mehr zu einem Highlight des Kulturjahres 2018 zu werden verspricht.

„Die Brücke“ – dahinter verbirgt sich eine Künstlergruppe, bestehend aus den vier Malern Heinrich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde und Max Pechstein, die sich in Dresden 1905 zusammenschlossen hatten. Ende 1911 zog die Künstlervereinigung nach Berlin. Rückblickend muss man die Gruppe – neben dem ‚Der Blaue Reiter’ – zum zweiten wichtigen Beitrag Deutschlands zur Klassischen Moderne zählen.

Gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts scheint es geradezu ein Bedürfnis der jungen, ‚wilden’ Maler gewesen zu sein, eine Malergruppe zu gründen. Zu sehr fühlten sie sich von der etablierten Künstlerschicht, von renommierten Galerien und vom staatlichen Kunstbetrieb gegängelt, wenn es galt, ihrer neuen Malerei Ausstellungsfläche einzuräumen. So beschloss man immer wieder, sich in Künstler-Gruppen zusammen-zuschließen, um so vereint mit weit stärkerem Nachdruck in gemeinsam organisierten Ausstellungen auf sich aufmerksam zu machen.

All zu lang freilich hielten die Gruppen in der Regel nicht. Zu individualistisch waren ihre Mitglieder, zu künstlerisch selbstbezogen agierte man. Das sollte bei der Gruppe „Die Brücke“ nicht anders sein. Den größten Keil hatte wohl Ernst Ludwig Kirchner in die Gruppe getrieben, dessen überbordendes Selbstbewusstsein anscheinend letztlich den Ausschlag dafür gab, dass die Gruppe sich bereits 1913, also nach vergleichsweise kurzer Zeit wieder auflöste. Zudem war man zwischenzeitlich nach Berlin umgezogen und hatte sich dort großstadtbedingt auseinandergelebte. Fortan hatten die Mitglieder das Bedürfnis, ihre eigenen künstlerischen Wege zu gehen. Auch hatte Kirchner für sich zunehmend eine zentrale Bedeutung innerhalb der Gruppe reklamiert, der er auch gerecht wurde, als er jetzt wohnortbedingt Berliner Straßenszenen zum Motiv machte und damit den Abschluss des “Brücke“-Expressionismus einleitete.

Dessen ungeachtet hatte die Gruppe aber bereits in den 20er Jahren ihren Durchbruch erlebt, der allerdings unterbrochen wurde, als sie in der Zeit des Nationalsozialismus den verhehrenden Stempel ‚entartet’ aufgedrückt bekommen hatte, um dann in den 50er Jahren in der Auseinandersetzung mit dem Expressionismus eine neue Würdigung zu erfahren.

Nach dem Umzug nach Berlin sollte sich auch künstlerisch die neue Umgebung stilbildend artikulieren. Verglichen mit den eher heiteren, unbeschwerten Form- und Farbgebung der früheren Jahre in Dresden drängten sich nun dunklere Töne auf der Leinwand nach vorne. Sich anfänglich noch am französischen Impressionismus orientierend, folgten alsbald neue Formensprachen. Auch griff man außereuropäische Einflüsse auf, wie etwa die Kunst afrikanischer Völker.

Dass sich hier in Baden-Baden diese Künstlergruppe in derartiger Gesamtheit präsentieren kann, ist auch der Kuratorin der Ausstellung, Magdalena M. Moeller, zu verdanken, die darauf hinweist, dass die Werke der Gruppe allein schon aus dem Grund selten in dieser Gesamtheit gezeigt werden, da sie maltechnisch bedingt außerordentlich fragil sind. Anders als z.B. die Maler der Renaissance hatten die Maler der ‚Brücke’ vergleichsweise wenig auf materialmäßige ‚Konsistenz’ geachtet, was bedeutet, dass man handelsübliche Farbe auf handelsübliche Leinwände auftrug, mitnichten also dem einen Punkt die nötige Bedeutung beimaß: handwerklich so zu malen, dass auch die Nachwelt noch möglichst lange Freude an den Werken hat.

Allein schon deshalb sollte man sich die Ausstellung nicht entgehen lassen. Zu sehen ist sie noch bis zum 24.3.2019.

 

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