Die Große Woche in Baden-Baden dümpelte kleinteilig vor sich hin
„Ja, wo laufen sie denn?“ Die legendäre Loriot-Frage lässt sich in diesen Tagen eindeutig mit „nicht in Baden-Baden“ beantworten – zumindest wenn es um die Begleitveranstaltungen, pardon Events, der Großen Woche geht. Dem Grand-Prix-Ball im Kurhaus, zu dem einst Prominenz aus Pferdesport, Hochadel, Wirtschaft und Showgeschäft strömte, hat ausgerechnet die Baden-Baden Events den Garaus gemacht, Stattdessen freut sich Events-Chefin Nora Waggershauser laut Zeitungsbericht auf zwei ruhige Wochen zum Ferienende. Eigentlich kann die Große Woche für sie nicht so arg anstrengend sein, abgesehen von den paar wohlbehüteten Gastspielen auf der Rennbahn, wo sich die Große Woche ja mittlerweile auch auf eine Fünf-(Renn-)Tage-Woche reduziert hat.
Besucher im Oldie-Status werden sich sehnsüchtig an die Zeiten erinnern, als die Geschäfte in der Fußgängerzone außer Leerständen witzige bis protzige Dekorationen zeigten, der Veranstaltungskalender gespickt war mit Galadinnern, Modeschauen, Ausstellungen und Empfängen und in der ganzen Stadt eine fröhliche Spannung herrschte. Kurpark-Meeting und Augusta-Platz-Meeting luden zum fröhlichen Platzwechsel ein, in den Geschäften gingen Hüte, edler Schmuck und Couture-Kleidung weg wie der Champagner auf der Rennbahn. Und jetzt? Ziemliche Leere in den Geschäften, deren Haupt-Deko aus „Sale“-Plakaten besteht, Veranstaltungen außer dem abendlichen Kurpark-Meeting-Lärm Fehlanzeige. Das Kurhausrestaurant an zwei Tagen in der Woche geschlossen – the „Good-Good-Life“ scheint auf Sparflamme vor sich hin zu dämmern. Der böse und gerade zur guten alten Baden-Baden-Zeit unzutreffende Spruch „Nix los an der Oos“ könnte bald wieder aktuell werden, wenn das Veranstaltungsruder gerade während der für die ehemalige Kur- und Bäderstadt so wichtigen Großen Woche nicht bald herumgerissen wird.
(Irene Schröder)