Der Badenblogger » März 2018

Monthly Archives: März 2018

Allgemein Essen & Trinken Kultur

Das flüchtige Glück

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In Baden-Baden: Rauchzeichen an der Oos

Nicht auszuschließen, dass kürzlich jemand gesehen hat, wie überm ‚Atlantik’ Rauch aufsteigt. Das wäre an jenem Abend gewesen, an dem in Baden-Baden das Zigarrengeschäft Barbarino zur – nun ja, man kann es so sagen – Verkostung von Zigarren ins gleichnamige Hotel geladen hat.

Der Rahmen, in dem das Event stattfindet, ist irgendwie englisch, eine Art Herrenzimmer. Das Ganze also überaus passend. Der Raum präsentiert sich distinguiert; an den Wänden aus getäfeltem Holz hängen Ölgemälde. Es ist, als blickten Ahnen auf die hier Sitzenden herab, die, tief in ihren Lederfauteuils versunken, sich auf den nächsten Zug aus der Zigarre zu freuen scheinen.

Gabriele Peters ist seit zwei Jahren im Barbarino angestellt. Sie hat den Abend initiiert, eine Art diskretes Arrangement, mit dem sie den zunehmenden Trend zum Genussrauchen entschlossen befeuern will. In diesem Kreis hat das Rauchen von Zigaretten etwas zunehmend grundschichtiges. Vorbei die Zeit, da Oscar Wilde schrieb, die Zigarette sei der vollkommenste Ausdruck eines vollkommenen Genusses. „Sie ist köstlich und lässt unbefriedigt“, formulierte er. Doch es scheint, als hätte die Zigarre deren Platz eingenommen. „Mit Stil rauchen“, postuliert Gabriele Peters als Genussziel und schließt die Frauen erfreulicherweise gleich mal mit ein.

Denn je mehr die Zigarette verteufelt wird, desto mehr positioniert sich die dicke, große Schwester mit ihrem Deckblatt am ganz anderen Ende. Da beschäftigen einen ganz wichtige Themen wie etwa: wie schneidet man eine ‚Piramide’ an, eine ‚Torpedo’ oder gar eine ‚Belicoso’? Und was macht man mit einem „Ringelschwänzchen“? Wie steuert man die Geschmacksintensität, wie das Zugverhalten?

Mehr als verständlich, dass man den gesetzlich vorgesehen Aufdruck auf den Zigarrenkisten („Rauchen erblindet“) mit großer Nachsicht übersieht. Allenfalls merkt man an, dass man froh ist, nicht noch vom Krebs befallene Organe aufs Auge bedrückt zu bekommen. Es ist der entschlossene Wille zum Genuss, der an diesem Abend das Auge lenkt. Allfällige Warnungen fallen da nicht mehr ins Gewicht. Man raucht in einer anderen Welt.

Wer sich an diesem Abend zu genussvollem Tun zusammenfindet versteht sich als Wertegemeinschaft, wie etwa diese zehn in einer Runde sitzende Herren, die sich so formlos wie eisern in regelmäßigen Abständen im Zeichen des Rauches treffen, und, befeuert vom eben diesem, die Weltlage oder weißgottwasnochsoanliegt erörtern und sich ansonsten weiteren Beitrittswünschen verweigern.

Immerhin treten sie an besagtem Abend vor eine kleine rauchende Öffentlichkeit, die eines der Mitglieder dann allerdings nutzt, sich engagiert dem dichterischen Schaffen Wilhelm Buschs zu widmen, in dem er dessen Verse zum Vortrag bringt. Ein kurzes Intermezzo, um sich danach umso lustvoller den Verführungen des Abends zu widmen. Z.B. einer ‚Casagrande’ aus Costa Rica oder etwa der ‚Per Domo’ aus Nicaragua, die, achtzehn Monate lang in ausgemusterten Bourbonfässern gelagert, das Recyceln von Wertstoffen als lust- und geschmacksvolle Erfahrung vermittelt.

Abgerundet wird das Ganze durch einen „97er und 98 Island Single Malt Scotch Whisky“, der, sitzend genommen, manch einer der älteren Genussjünger noch weiter in die Sessel rutschen lässt. Von hinten betrachtet erweckt das bisweilen den Eindruck, als würde der Rauch aus der Sessellehne kommen, kurz bevor er sich endgültig aufmacht, den Raum zu verlassen, ins Freie zu ziehen, um dann überm ‚Atlantik’ kurz stehen zu bleiben.  

Und manch einer blickt dem Kringel sinnierend nach, als schaute er zu, wie ein Traum sich in Rauch auflöst.

 

Allgemein Institutionen Menschen

Volle Attacke!

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Insgesamt drei Parlamentarische Ausschüsse spüren russischen Hackergruppen nach

Diese Woch, gleich nach dem Aufstehen, habe ich es gehört. Russische Hacker, die, wie aus Sicherheitskreisen zu vernehmen, Mitglieder der Gruppe APT28 sein sollen, sind in das Netz der Regierung eingedrungen und haben es infiltriert. Schlimme Sache. Da ist es nur zu verständlich, dass sich sofort drei verschiedene parlamentarische Ausschüsse mit dem ‚Vorgang‘ befassen, und zwar der
• Ausschuss für digitale Agenda
• Innenausschuss
• Ausschuss f. Verkehr und digitale Infrastruktur
Putin wird es noch nicht wissen, aber Russland wird die geballte Macht unseres parlamentarischen Systems zu spüren kriegen.

Das wird in etwa so aussehen, dass ab zehn Uhr ungefähr drei Mal zwanzig WMF Warmhaltekannen auf einen Servierwagen gestellt werden. Inhalt: Kaffee. Ein Drittel davon koffeinfrei. Vorgesehen auch größere Mengen belegte Brötchen, Käse, Wurst. Weiter ist vorgesehen Tee in Beuteln, Pfefferminz-, Mate- aber auch Schwarztee. Mineralwasser wird gereicht werden, die eine Hälfte Classic, die andere kohlensäurefrei. Für den, der es mag, gibt es Apfelsaft und Orangensaft, beides aus kontrolliert ökologischem Anbau. Dafür hatte sich eine Vertreterin der Grünen stark gemacht, die einen Betrieb im Schwäbischen kennt, der nicht gewinnorientiert arbeitet. Jeder Überschuss geht an eine Initiative für Schwarzafrika. Kein Cent geht verloren. Und dann ganz wichtig: die Flaschenöffner nicht vergessen!

Da die Ausschüsse relativ zeitnah zusammentreten, kann man ein mögliches Ergebnis vorerst noch nicht absehen. Auf jeden Fall muss irgendwann ein Bericht erstellt werden, über den dann zu diskutieren sein wird. Man wird sich in wesentlichen Fragen nicht einigen können, weshalb eine der im Ausschuss vertretenen Fraktionen ihren eigenen Bericht vorlegt.

Jetzt aber gilt es erst einmal: die Zeitung lesen. Obwohl dem damit befassten Innenminister das Leck seit Ende 2017 bekannt ist, wurden die damit zu befassenden Ausschüsse bislang von der Regierung nicht informiert. Sie hatten von dem ‚Vorgang‘ aus den Medien erfahren. Schlimme Sache.

Wir sollten den möglichen Ergebnissen der Ausschüsse nicht vorgreifen. Dazu ist es noch zu früh . Ein Ergebnis der Sitzungen aber könnte lauten, dass es etwa sieben Ausschussmitgliedern oder Ausschussmitgliederinnen gelungen ist, sich im Rahmen ihrer Tätigkeit in eben diesen wichtigen Ausschüssen zu profilieren, weshalb sie sich höchstwahrscheinlich für eine Mitarbeit in einem weiteren Ausschuss empfohlen haben.

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