Der Badenblogger » März 2017

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Allgemein Institutionen Stadtstreicher

Ein Vorschlag zur Güte…

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fittosize__462_0_978209232567e6ef3d8a59c101e80cf3_g20_logo-bb….zum G 20 Gipfel in Baden-Baden

Außer den unterdrückten Begeisterungsrufen der Hotelbesitzer über die Komplettbelegung ihrer Häuser ist derzeit in Baden-Baden wenig Euphorie zu spüren.

„…und das wegen so ein paar Politikern?“, fragt sich da einer in der befriedeten Innenstadt. Ein anderer nennt die Tagungsteilnehmer des G20 Gipfels grimmig „Insolvenzverschlepper“. Eine Passantin schüttelt fassungslos den Kopf über das Zuschütten der Baustelle am Leo: „Die treffen sich doch ohnehin jede Woche irgendwo“.

 

Ob die Stadt wirklich davon profitiert, dass der Gipfel hier stattfindet? Der G 20 Gipfel, eine PR Veranstaltung für Baden-Baden, die den Aufwand lohnt?

Ortswechsel. Noch immer könnte man darauf hinzuweisen, dass das Dayton Abkommen, das Serben und Kroaten zusammenzwang, auf einem Militärflugplatz im tiefsten Ohio stattfand. Und dort unter reichlich kargen Umständen, die der damalige amerikanische Verhandlungsführer, der als beinhart bekannte Richard Holbrooke, als durchaus ergebnisfördernd ansah. Nicht nachzuprüfen ist, ob es tatsächlich stimmt, dass eine Verhandlungsrunde unter dem Flügel eines B 52 Bombers abgehalten wurde, und der damalige Verhandlungsführer darauf hinwies, dass dieser Bomber zum Einsatz käme, wenn hier und jetzt keine Einigung zustande käme.

20170317_115633So weit wollen wir hier nicht gehen. Aber man könnte trotzdem fragen, ob es – auch angesichts des enormen personellen und finanziellen Aufwands, der für solche Gipfel getrieben wird (G 7 Gipfel in Elmau, so der Bund der Steuerzahler, soll ca 360 Mio gekostet haben), es nicht sinnvoller wäre, auch hier, in Deutschland, solche Gipfeltreffen nicht ebenfalls auf einem ohnehin gesicherten Flugplatz stattfinden zu lassen?

Hier böte sich aus gegebenem Anlass der noch nicht in Dienst genommene Flughafen in Berlin an. Dort würden solche Tagungen niemanden stören. Hotels sind vorhanden, Platz und Tagungsräume ebenfalls. Die Herrschaften könnten in Tegel einfliegen und würden dann zwecks Tagung nach Berlin Schönefeld gebracht. Politiker und der dazu gehörende Beamtenstab residieren ohnehin in der Hauptstadt. Dass dies zu einer zu zunehmenden Entfremdung der Politik von ihren Wählern führen würde, kann im Ernst niemand anführen.Da auch in Baden-Baden das derzeitige Treffen unter gänzlichem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und von den ansonsten wenig prominenten Tagungsteilnehmern hier ohnehin nichts zu sehen ist, wäre so ein Vorschlag durchaus einmal zu prüfen. Es ist ja nunmehr so, dass neben der Wiederinstandsetzung der Leo-Baustelle auch ganz andere, letztlich in ihrer Höhe noch nicht zu beziffernde Kosten anfallen.

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Wer z.B. entschädigte die Geschäftsleute für entgangene Umsätze? Wer kommt für den Verdienstausfall der Kutschenbetreiber auf? Und beim Eiscafe ‚Capri’ hat man wohl darauf bestanden, dass aus sicherheitsrelevanten Gründen auf eine Bestuhlung im Freien verzichtet wird.

Könnte ja sein, dass das Sicherheitskonzept auch vorsieht, mögliche Gefährder vom Latte Macciato abzuschneiden.

 

PS Falls aber so ein Treffen unbedingt im Badischen stattfinden soll, hätten wir noch die ‚Bühlerhöhe‘ anzubieten. Dort müsste ohnehin mal wieder renoviert werden. Das könnte die Bundesregierung dann übernehmen. Und überhaupt ist dort oben die Luft besser.

 

Allgemein Texte / Poesie

„Tintenfisch“ Folge 1

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Foto(5)„Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen“.

Uns an den Worten des großen Frankfurters J. W. Goethe orientierend, wollen wir unser Angebot hier ein bisschen ergänzen.

Immer mal wieder flattern uns nämlich Beiträge, Geschriebenes, Gereimtes auf den Schreibtisch, das wir – neben all dem vielen anderen – als veröffentlichungswürdig ansehen. Die Texte sollten sich zumindest im Entferntesten mit Baden-Württemberg befassen, und wenn sie das einmal nicht tut, dann – nun ja – ist es auch recht. Nur allzu lang sollten die Texte  nicht sein, denn zu vom zu Langen gibt’s schon zu vieles. Wir nennen diese Reihe jetzt der Zweckmäßigkeit halber ‚Tintenfisch‘, denn wie ein Fischlein sollen sich diese kurzen Texte im langen, breiten Strom des sonst Veröffentlichten bewegen. Da wir das jetzt wirklich gut formuliert haben, wollen wir uns nicht länger mit uns selbst befassen, sondern gleich den ersten ‚Tintenfisch‘ betrachten (nicht grillen!).

 

Katzenmusik

Meine erste Studentenbude war 11 qm groß. Sie kostete 80 Mark und war auf einem Bauernhof in der Gemeinde St. Georgen bei Freiburg.

Die Zimmerwirtin hieß mit dem Vornamen ‚Marie’, wurde aber von den dort wohnenden Studenten respektvoll Frau Keller genannt. Kamen Einheimische, begrüßten sie die Bäuerin mit ‚Bieri’, was diese voller Stolz die große Brust heben ließ.

Wenn ich mein kleines Zimmer verließ, begegnete ich regelmäßig einer früh gealterten Frau. Es war die Magd. Alle nannten sie nur ‚d’Louis’. Sie bewohnte die Kammer mir gegenüber, die – es war mir nie vergönnt, einen Blick hinein zu werfen – bestimmt nicht größer war als meine. Das war aber das einzige, das wir gemeinsam hatten. Ansonsten trennte uns nicht nur ein kleiner Gang, sondern auch noch ein unterschiedlicher Musikgeschmack. In den wenigen Tagesmomenten, da sie sich in ihren 11 qm aufhielt, hörte ich durch die geschlossene Türe nur einmal Musik: es waren die Klänge einer Blaskapelle am Sonntagmorgen. Die Magd musste also ein Radio gehabt haben. Ich hörte damals vor allem die ‚Rolling Stones’, was ihr offensichtlich nicht verborgen geblieben war.

House_mouseAls ich eines abends hinter meinen Leitz Ordnern ein Rascheln hörte, zog ich zwei Ordner hervor und blickte in die kleinen Augen einer Maus, die mich ebenso erschrocken ansah wie ich sie. Am nächsten Morgen bat ich meine Zimmerwirtin um eine Mausefalle und Speck. Sie gab zunächst zu bedenken, dass man mit so einer Falle vorsichtig umgehen müsse; damit könne man viel Unheil anrichten. Vor allem wisse man ja nie, was für ein Mäuschen sich darin verirrte. Dann aber hörte ich am Ende des Ganges die krächzenden Stimme der Magd: „Bi dere Müsik gibt’s kei Miees“, was auf gut Deutsch heißt: dass es bei der von mir gehörten Musik keine Mäuse gäbe.

Damit war das Thema erledigt. Das Tierchen ist danach nie mehr aufgetaucht.

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